Evangelische Landeskirche Anhalts

Zwei anhaltische Kirchen nominiert

Dessau-Roßlau, am – Mit den Gotteshäusern in Klieken bei Coswig und in Piethen bei Köthen stehen gleich zwei Kirchen aus dem Bereich der Evangelischen Landeskirche Anhalts zur Wahl für die „Kiba-Kirche des Jahres“.

Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung Kiba) zeichnet seit knapp zwei Jahren unter den Kirchengebäuden, die mit Mitteln der Stiftung saniert wurden, jeweils eine „Kirche des Monats“ aus.

Welches dieser Gotteshäuser nun zur „Kirche des Jahres“ gewählt wird, liegt in der Hand von Menschen, die sich postalisch oder im Internet an der Aktion beteiligen. Unter www.kirchedesjahres.de und auf Faltblättern werden alle nominierten Kirchen vorgestellt. Die Abstimmung ist bis zum 6. Januar 2012 möglich, unter den Einsendern werden attraktive Preise verlost. Eine finanzielle Dotierung ist mit dem Preis „Kirche des Jahres“ nicht verbunden.

Dorfkirche Piethen

Viele Jahrhunderte ist die Dorfkirche Piethen in Sachsen-Anhalt alt, ihr Kern stammt aus dem 13. Jahrhundert. Das Besondere an dem unter Denkmalschutz stehenden Bau ist indes sein in weiten Teilen erhaltener Jugendstil-Charakter. 1909 wurde das Gebäude umgebaut, Bänke, Fenster und viele andere wesentliche Teile der Kirche sind seitdem in originalem Jugendstil erhalten. Während es um das Innere der einschiffigen Kirche einigermaßen gut bestellt war, hatte der Zahn der Zeit dem Gebäude äußerlich stark zugesetzt.

Die Bäume des anliegenden Friedhofes gefährdeten mit ihren Wurzeln das Mauerwerk, an der Westseite wuchs Efeu an der Fassade hinauf, über Dach und Fenster hinweg bis durch die Mauern hindurch. Das Dach war undicht, die beiden Schornsteine desolat, ebenso wie der Fassadenputz. Eine Sanierung der Dorfkirche war unumgänglich. Die Stiftung KiBa unterstützt die laufenden Arbeiten mit 10.000 Euro. Die Gesamtkosten für die Sanierung liegen bei 220.000 Euro, davon sind 77.400 Euro Fördermittel des Bundes, 30.000 Euro kommen von Lotto Toto Sachsen-Anhalt, 39.000 Euro von der Landeskirche Anhalts, 12.900 Euro vom Land Sachsen-Anhalt, 12.900 Euro von der Stadt Südliches Anhalt, 9.000 Euro vom Landkreis Anhalt-Bitterfeld. 3.000 Euro sind Eigenmittel und Spenden der Kirchengemeinde.

Inzwischen lassen sich erste Erfolge der Maßnahmen sehen: Der Außenputz, Dach und die Jugendstilfenster sind fertig. „Natürlich bleibt dann noch viel zu tun“, sagt Pfarrer Tobias Wessel. Im Zuge des zweiten Bauabschnittes sind die Sanierung des Fußbodens und weitere Arbeiten geplant. Doch auch wenn die vollständige Wiederherstellung der Kirche noch eine Weile dauern wird, arbeiten die Verantwortlichen vorausschauend an einem neuen Nutzungskonzept des Gebäudes als „würdige Feierhalle”. Alle im Ort anfallenden Trauerfeiern beispielsweise könnten dann in der Dorfkirche begangen werden, aber auch ungewöhnliche Feste wie Reiterhochzeiten sollen dort stattfinden können.

Kreuzkirche Klieken

Die Stiftung KiBa unterstützt die Baumaßnahmen an der Kreuzkirche Klieken mit 30.000 Euro. Die Kirche wird derzeit saniert, um die Rückkehr der Altartafeln von Lucas Cranach dem Älteren zu ermöglichen, die vor 30 Jahren gestohlen und 2007 wieder nach Sachsen-Anhalt zurückgekehrt waren. Ein genauer Zeitpunkt für die Rückkehr der Gemälde in die Kliekener Kirche steht noch nicht fest, voraussichtlich wird dies Ende 2012 möglich sein. Die Gesamtkosten für die Sanierung liegen bei rund 900.000 Euro. Förderer sind – neben der Stiftung KiBa – das Land Sachsen-Anhalt, die Kulturstiftung der Länder, die Lotto Toto Sachsen-Anhalt GmbH, die Union Evangelischer Kirchen, die Evangelische Landeskirche Anhalts sowie gewerbliche Spender.

„Wir freuen uns, wenn wir nach Ende der Bauarbeiten unsere Gottesdienste wieder mit dem vollständigen Altar in einer stabilen Kirche feiern können”, sagt Gemeindepfarrer Dankmar Pahlings. Zur sachgerechten Aufbewahrung der Cranach-Werke, die auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, ist für ein entsprechendes, konstantes Raumklima im Gebäude zu sorgen. Darüber hinaus sind die Installation einer Brandmeldeanlage sowie die Erneuerung der vorhandenen Elektroinstallation erforderlich.

Turm und Kirchengebäude müssen statisch und baulich gesichert werden; nicht zuletzt werden eine moderne Schließ- und Einbruchmeldeanlage eingebaut. Über die technischen Notwendigkeiten hinaus soll die Kirche den Kunstwerken auch optisch einen würdigen Rahmen bieten. So werden die Kanzel und die historisch wertvolle Holzkassettendecke sorgfältig aufgearbeitet, und ein Ausstellungsraum für Besucher des Altars hergerichtet.

Die im 17. Jahrhundert entstandene Kreuzkirche ist eine der wenigen Fachwerkkirchen der Region. Sie erhielt den kostbaren Flügelaltar vermutlich schon im Jahr 1697 aus dem benachbarten Buro. Die in den achtziger Jahren entwendeten Altarflügel wurden 2007 zufällig in Bamberg entdeckt. Die Kliekener Kreuzkirche gehört zur Evangelischen Hoffnungsgemeinde Zieko im Kirchenkreis Zerbst der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Die Hoffnungsgemeinde vereinigt seit ihrer Gründung 2002 sechs früher selbstständige Dorfkirchengemeinden.

Hintergrund

Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland ist eine Stiftung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der evangelischen Landeskirchen. Seit 1999 hat sie mehr als 770 Förderzusagen für Sanierungsvorhaben in Höhe von mehr als 20 Millionen Euro geben können. In diesem Jahr fördert die KiBa insgesamt 76 Projekte in ganz Deutschland mit einem Gesamtvolumen von 1,1 Million Euro. Unterstützung erhält sie von einem Förderverein, der bundesweit rund 2.200 Mitglieder hat. Seit April 2010 präsentiert die Stiftung jeden Monat eine „KiBa-Kirche des Monats”.

Weitere Infos und Abstimmung unter www.kirchedesjahres.de

Köthen, Zerbst – Aus den Gemeinden