Evangelische Landeskirche Anhalts

„Wunder von Wörpen“ - Glocke soll vor Weihnachten läuten

Dessau-Roßlau, am – Die über 600 Jahre alte Glocke der Martinskirche Wörpen (nahe Coswig/Anhalt) könnte mit Hilfe der Fernsehsendung „Mach dich ran“ des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) bereits vor Heiligabend wieder läuten. In einer weihnachtlichen Andacht am Sonnabend, 16. Dezember, 17 Uhr, soll die Glocke wieder in Dienst genommen werden – wenn die Bemühungen des MDR erfolgreich sind. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, das kleine „Wunder von Wörpen“ zu erleben. Vor der Kirche empfängt der evangelische Posaunenchor aus Coswig die Besucher.

Die Andacht wird aufgezeichnet und in Teilen am ersten Weihnachtsfeiertag, 25. Dezember, um 19.50 Uhr ausgestrahlt. Die 200 Kilogramm schwere Bronzeglocke aus dem 14. Jahrhundert ist seit sieben Jahren unter anderem wegen starker Schäden am Schlagring außer Betrieb. Sie wurde in Nördlingen und Kölleda restauriert, doch fehlten der Wörpener Martinsgemeinde bislang 900 Euro, um den Rücktransport und die Aufhängung bezahlen zu können. Auch aus logistischen Gründen schien es unmöglich, dass die Glocke vor dem Frühjahr 2007 aus Kölleda wieder nach Wörpen zurück kehrt. Das Team von „Mach dich ran“ setzt sich nun sowohl für den vorzeitigen Transport ein als auch dafür, dass bis Sonnabend die fehlenden 900 Euro zusammen kommen. „Das ist wirklich eine tolle Aktion“, freut sich der zuständige Pfarrer Stephan Grötzsch aus Coswig. „Wir sind dem MDR sehr dankbar für die Anstrengungen und sind gespannt, wie es ausgeht.“ Im Falle eines Erfolges wird die Glocke am Sonnabend vom amtierenden Kreisoberpfarrer im Kirchenkreis Zerbst der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Jürgen Tobies (Roßlau), wieder in Dienst genommen. „Und wenn es nicht klappt, dann werden wir in der Andacht um Spenden für die Glocke bitten“, sagt Pfarrer Stephan Grötzsch. Weiter im Programm der Aufzeichnung für den MDR sind eine Kurzfassung des Krippenspiels und Elemente der Heiligabend-Vesper. Die Gesamtkosten für die Glockenrestaurierung lagen bei 7.500 Euro, Unterstützung erhielt die Gemeinde unter anderem von der Sparkassenstiftung, durch mehrere Benefizkonzerte, durch Sammelaktionen bei Osterfeuern, durch die Jagdgenossenschaft und Einzelspenden. -------------------------- Martinskirche Wörpen In ihrem Ursprung geht die Kirche auf die Besiedlung durch die Flamen im 12. Jahrhundert zurück, wahrscheinlich zur Zeit der Christianisierung unter dem Askanier Albrecht der Bär. Die Feldsteinkirche erhielt vielleicht in der Barockzeit den Giebeldachreiter, der bis auf die stabil ausgeführte Westwand mit Brettern verkleidet ist. In dieser Zeit bekam die Kirche auch die größeren Fenster. Fünf Spitzbogenfenster wurden wieder deutlicher hervorgehoben, sie weisen jetzt einen Bezug auf. An der Südseite blieben das gotische Portal sowie die Priesterpforte im romanischen Stil, an der Nordseite ein Rundbogenportal erhalten. Das Innere besitzt eine Flachdecke. Der Kanzelaltar mit einem Abendmahlsgemälde einer Coswiger Werkstatt ist aus dem Jahr 1772. Im Altarraum liegt ein Kind begraben (gest. 1663). Die Zuberbier-Orgel (Mitte 18./Anf. 19. Jh.) auf der Westseite der Hufeisenempore stand ursprünglich in der Neekener Kirche und findet sich seit etwa 1960 in der Martinskirche. Die Bronzeglocke aus dem 14. Jahrhundert ist die älteste im Pfarrbereich Wörpen. Infos: Pfarrer Stephan Grötzsch, Tel. 034903 / 629 38; Hendrik Petzold (MDR), Tel. 0172 / 322 35 92 Dessau, 13. Dezember 2006