Evangelische Landeskirche Anhalts

„Wir sind kein religiöser ADAC“

Dessau-Roßlau, am – Die Frühjahrstagung der Evangelischen Landeskirche Anhalts ist am Sonnabendmittag in Zerbst zu Ende gegangen. In einem Referat sprach sich der Kreisoberpfarrer des Kirchenkreises Köthen, Dietrich Lauter, dafür aus, in Gottesdiensten stärker auf Menschen einzugehen, die nicht der Kirche angehören. Er berichtete von seinen Erfahrungen und betonte, dass die Zahl von Konfessionslosen in den evangelischen Gottesdiensten größer sei als vielfach angenommen. Dies sei vor allem zu Weihnachten, aber auch bei Martinsfesten, Dorffesten oder zu anderen besonderen Gelegenheiten der Fall.

„Viele von ihnen sind neugierig und offen für religiöse Gedanken, ohne gleich Kirchenmitglieder werden zu wollen. Wenn wir etwa das Vaterunser und die Liturgie des Gottesdienstes nicht als selbstverständlich voraussetzen, sondern im Gottesdienst abdrucken, fühlen sie sich gleich weniger fremd.“

Kirchengemeinden, so Lauter, müssten sich ernsthaft fragen: „Wollen wir Menschen, die wir nicht kennen, die nicht unsere Lieder singen und vielleicht auch mal kritische Fragen haben, wirklich für die Botschaft von Jesus Christus interessieren, oder möchten wir eigentlich lieber unter uns bleiben? Wir müssen den Boden bereiten dafür, dass Nichtchristen ihr Verhältnis zum Christentum und zum Gottesdienst ändern.“ Auch kirchliche Bestattungen von Menschen, die nicht der Kirche angehörten, seien zu bedenken, wenn dies der Wunsch der Angehörigen sei. Kirche sei nicht gleichzusetzen mit einem Verein, der nur für seine Mitglieder Leistungen bereithalte. „Wir sind kein religiöser ADAC für die Reise durch das irdische Jammertal.“ Kirchenpräsident Joachim Liebig und Pfarrer Andreas Müller aus Gernrode sagte bei der Diskussion, jeder Gottesdienst habe auch seine eigene Würde und könne nicht abschließend für Kirchenferne erklärt werden.

Kirchenbuchordnung

Verabschiedet wurde bei der Synodaltagung unter anderem eine neue Ordnung für den Umgang mit Kirchenbüchern in den Gemeinden. In diesen werden Amtshandlungen wie Taufen, Trauungen, Konfirmationen und Sterbefälle festgehalten. Kirchenbücher sind wichtige historische Dokumente, die auch Informationen zur Erforschung der Geschichte der Landeskirche und ihrer Gemeinden enthalten. Für die Ahnenforschung sind sie ebenfalls bedeutsam. Die neue Ordnung erleichtert die Möglichkeit, Einsicht in Kirchenbücher zu nehmen. Festgeschrieben wird auch die Digitalisierung der bislang weitgehend analogen Kirchenbücher. Zudem können digital festgehaltene relevante Daten in den Kirchenbüchern künftig unkompliziert an staatliche Meldeämter weitergeleitet werden. Weiter wird im Landeskirchenamt in Dessau ein elektronisches Jahreskirchenbuch für alle anhaltischen Gemeinden erstellt. Geregelt sind in der neuen Kirchenbuchordnung auch der Umgang mit alten Kirchenbüchern und datenschutzrechtliche Aspekte.

Verfassung – Wahlalter von Kirchenältesten

Weiterhin beschlossen wurden mehrere Verfassungsänderungen. Sie sehen unter anderem vor, dass Kirchenälteste in den Gemeinden auch über das höchstmögliche Wahlalter von 75 Jahren hinaus im Amt bleiben können, wenn ihre sechsjährige Amtsperiode noch nicht zu Ende ist.

Gottesdienst – Reformationsjubiläum

Am Samstagvormittag hatte ein Abendmahlsgottesdienst in der Zerbster Kirche St. Bartholomäi stattgefunden. Er wurde von Ortspfarrer Albrecht Lindemann gehalten, die musikalische Ausgestaltung übernahm Kreiskirchenmusikwart Tobias Eger. Bereits am Freitag hatte Andreas Janßen, Synodaler und Leiter der Arbeitsstelle „Reformation 2017“ in der Landeskirche, über die Planungen zum Reformationsjubiläum in Anhalt informiert. Vorgesehen sind unter anderem ein „Kirchentag auf dem Weg“ vom 25. bis 28. Mai 2017 in Dessau-Roßlau, eine Station auf dem Europäischen Stationenweg in Bernburg am 18. Mai 2017 sowie die Teilnahme an der „Weltausstellung Reformation“ in Lutherstadt Wittenberg. An der Weltausstellung wird sich die Landeskirche gemeinsam mit Partnern mit dem Containerprojekt „Anhalt kompakt“ beteiligen.

Grußworte

Grußworte bei der Synodaltagung hielten Ministerialrat Stephen G. Stehli aus dem Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt, der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann, Präses Herrmann Lorenz von der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz sowie Propst Dr. Matthias Hamann aus der katholischen Pfarrei St. Peter und Paul Dessau.

Weitere Informationen zur Synode: http://www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/synode

Johannes Killyen
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Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche