Wiederentdeckt: Musik der Reformation
Dessau-Roßlau, am – Wiederentdeckte Musik der Reformationszeit aus Anhalt ist in gleich drei Konzerten des Marburger Chores „Canticum Antiquum“ und des Instrumentalensembles „Broken Consort Dessau“ zu erleben. Zum Jubiläum „Anhalt 800“ sind – jeweils um 19.30 Uhr – Auftritte in der Kirche St. Bartholomäi Zerbst (Dienstag, 16. Oktober), in der Schlosskirche St. Aegidien Bernburg (Donnerstag, 18. Oktober) und in der Kirche St. Georg Dessau (Freitag, 19. Oktober) vorgesehen.
Das Programm beinhaltet vorwiegend Werke aus der Bibliothek Francisceum in Zerbst und der Wissenschaftlichen Bibliothek der Anhaltischen Landesbücherei in Dessau. Die Drucke aus dem 16. Jahrhundert konnten von der Marburger Musikwissenschaftlerin Dorothea Philipps im Rahmen ihrer Doktorarbeit eingesehen und als praktische Notenvorlage erstmals eingerichtet werden. Damit werden auch neue Einblicke in die Musik der Reformationszeit in Anhalt möglich, die zuvor kaum erforscht wurde. In der Musikpflege des späten 16. und des 17. Jahrhunderts spiegelt sich auch die wechselhafte und spannende konfessionelle Entwicklung Anhalts wider.
Besonders hervorzuheben ist in den drei Konzerten der Komponist Gallus Dressler. Er wurde 1533 in Nebra an der Unstrut geboren und starb in Zerbst zwischen 1580 und 1589. Die Tradition der zu seiner Zeit führenden niederländischen Schule war seine kompositorische Heimat. In Jena begann er 1557 sein Studium, 1556 wurde er Nachfolger des berühmten Komponisten und Kantors Martin Agricola an der Magdeburger Lateinschule. Wegen theologischer Machtkämpfe verließ Dressler Magdeburg und nahm das Amt eines Diakons an der Nikolaikirche in Zerbst an. Nach 1571 brach sein musikalisches Schaffen ab. Weiter sind in den Konzerten unter anderem Werke der flämischen Komponisten Thomas Crequillon und Hieronymus Vinders zu hören, Kompositionen von Franciscus de Rivulos, der in Danzig wirkte, sowie des Franzosen Dominique Phinot.
Das Vokalensemble Canticum Antiquum wurde 1983 von Brigitte Krey mit einigen ihrer Gesangsschüler gegründet. Heute besteht der auf Alte Musik spezialisierte Chor aus etwa 30 Sängerinnen und Sängern. Sein Repertoire umfasst neben Werken der Renaissance, des Mittelalters und des Frühbarock auch Kompositionen der Moderne. Neben seinen regelmäßigen Konzerttätigkeiten in Marburg beteiligte sich der Chor am Mittelhessischen Kultursommer und am Festival für Alte Musik in Thüringen. Konzertreisen führten ihn unter anderem nach Poitiers und Krakau.
Das Broken Consort Dessau wurde 1992 gegründet. Es kann auf zahlreiche Auftritte quer durch Deutschland und Rundfunkaufnahmen zurückblicken. Das Anhaltische Theater Dessau engagierte das Ensemble für die Ballettproduktion „Höfische Tänze“. Das Ensemble besteht aus zwei Ehepaaren und spielt auf historischen Instrumenten. Das Repertoire umfasst die Musik der Renaissance und des Barock. 1998 erschien die CD „Musik der Reformationszeit“, 2002 die CD „Klingende Dorfkirchen im Kirchenkreis Zerbst“ und 2007 die CD „Klingende Dorfkirchen in Anhalt“.
Der Eintritt ist frei, um Spenden am Ausgang wird gebeten.
Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche