Widerstand gegen NS-Euthanasie: Ausstellung in Bernburg
Dessau-Roßlau, am – In der Bernburger Gedenkstätte für Opfer der NS-„Euthanasie“ wird am Dienstag, 19. September, 16.30 Uhr, eine Ausstellung über Paul Gerhard Braune eröffnet, der sich als Leiter der Hoffnungstaler Anstalten bei Berlin offen der NS-Euthanasie widersetzte. Die Schau wird von der Gedenkstätte, die sich auf dem Gelände des Fachkrankenhauses für Neurologie und Psychiatrie befindet, in Zusammenarbeit mit dem Diakoniewerk Kanzler von Pfau’sche Stiftung Bernburg gezeigt.
Sie wird bis zum 29. Oktober zu sehen sein und trägt den Titel „Paul Gerhard Braune: Ein Leben im Dienst am Nächsten“. Im Anschluss an die Eröffnung am 19. September können die Besucher an einer Führung durch die Ausstellung teilnehmen. Die Ausstellung ist wochentags von 9-16 Uhr und am Wochenende nach Voranmeldung geöffnet.
Hintergrund: Paul Gerhard Braune lebte von 1887-1954. Sein Wirken ist ein unlösbarer Bestandteil der Geschichte der Hoffnungstaler Anstalten. Er lernte während seiner Studienzeit in Bethel eine „Gemeinde lebendiger bewusster Christen kennen, die nicht nur getragen werden wollen, sondern auch mittragen“. Eine solche Werkgemeinde fand er auch in den Hoffnungstaler Anstalten vor. Diese Gemeinschaft stärkte er. Er diente ihr als Anstaltsleiter, als Pfarrer und Bürgermeister von Lobetal. Paul Gerhard Braune leitete die Hoffnungstaler Anstalten von 1922 bis zu seinem Tod 1954. Er prägte sie. Sein Einsatz galt stets den Benachteiligten und Schwächsten, den Heimatlosen sowie unterdrückten Minderheiten und Randgruppen. In den über 30 Jahren seiner Anstaltsleitertätigkeit entwickelten sich die Hoffnungstaler Anstalten zu einer starken diakonischen Einrichtung in Berlin-Brandenburg. Zahlreiche Gebäude entstanden in dieser Zeit, in denen Menschen ein neues zu Hause fanden. Paul Gerhard Braune erkannte frühzeitig und zielsicher die aus sozialen Notständen entspringenden Handlungsbedarfe und reagierte durch schnelle und flexible Hilfeangebote. Paul Gerhard Braune trat Diktaturen selbstlos und unbeirrt entgegen. Er half, jüdische Menschen vor dem Zugriff der Nationalsozialisten zu bewahren. Sein Einsatz gegen die Tötung des so genannten „unwerten Lebens“ im Zusammenwirken mit Friedrich von Bodelschwingh gilt als einer der bedeutenden Akte protestantischen Widerstandes im Dritten Reich. Unter den Bedingungen der DDR gelang es ihm, die Übernahme der Hoffnungstaler Anstalten durch die SED im Mai 1953 zu verhindern und den Bestand dieser Einrichtung dauerhaft zu sichern.
Infos: Diakoniewerk Kanzler von Pfau‘sche Stiftung Kustrenaer Str. 9, 06406 Bernburg Tel. 03471 / 3083-0, Fax 03471 / 3083-44 Arne Tesdorff, Theologie / Kommunikation Durchwahl: -43, Mobil: 0173 / 37 77 997
Gedenkstätte „NS-Euthanasie Bernburg“ c/o Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie Olga-Benario-Straße 16/18, 06406 Bernburg Tel. 03471 / 31 98 16 Die Gedenkstätte im Netz