Wider eine Spaltung der Gesellschaft
Dessau-Roßlau, am – In einem Beitrag für die Kirchenzeitung „Glaube und Heimat“ nimmt Kirchenpräsident Joachim Liebig Stellung zum Ergebnis der Bundestagswahl: „Im Verlauf der vergangenen Monate hatten wir viele Menschen aus aller Herren Länder zu Gast in Mitteldeutschland. Die Allermeisten von ihnen werden mit einem schönen Bild von Deutschland in ihre Heimat zurückgekehrt sein. Sie werden erzählen von einem offenen, gastfreundlichen, gut funktionierenden und liberalen Land, in dem die Kirchen auf eine reiche Geschichte zurückschauen und gleichzeitig in der Gegenwart Schwierigkeiten haben, die Menschen mit dem Evangelium zu erreichen.
Dieses Bild Deutschlands entspricht der Wahrheit. Allerdings setzt die Wahl vom vergangenen Sonntag einen deutlichen Kontrapunkt.
Eine qualifizierte Minderheit von Menschen in unserem Land hat offensichtlich eine andere Vorstellung davon, in welchem Land wir leben und wie dieses Land zukünftig aussehen soll. Die Auseinandersetzung darüber wird nun im Deutschen Bundestag geführt werden. Soweit ist die Wahl ein Beweis für die Funktionstüchtigkeit der Demokratie.
Als Christenmenschen sind wir Bürgerinnen und Bürger unseres Landes. Daher beteiligen wir uns an dieser Diskussion. Als Kirche Jesu Christi sind wir nicht Teil des Staates. Wir predigen die Rettung der Welt in Jesus Christus, und der Staat darf uns darin nicht behindern. Aktuell gibt es ein freundschaftliches Miteinander zwischen Kirche und Staat – bisweilen wird vermutet, dieses Miteinander sei sogar zu eng.
Im alltäglichen Leben findet das Evangelium eine ausdrückliche Entschiedenheit: Unser Glaube lässt uns eintreten für die Menschen auf der Schattenseite des Lebens – gleichgültig ob sie aus Syrien oder einem sozialen Brennpunkt in Mitteldeutschland kommen. Wer einer vertieften Spaltung unserer Gesellschaft das Wort redet, kann sich nicht auf die Predigt Jesu berufen. Wenn Furcht zu Politik wird, hat die Botschaft von der Gnade Gottes zuvor keine Rolle gespielt.
Schon jetzt schmerzen mich persönlich die zu erwartenden kurzschlüssigen Deutungen über die Wählerschaft in unserer Region. In der Regel wird dabei ein Bild von Mitteldeutschland gezeichnet, deren Maler unsere Region nur aus der Entfernung kennen. Als Christenmenschen werden wir erkennbar und für das Evangelium streitbar, selbstbewusst weil gottesbewusst dienstbar sein. Auf die Frage, in welchem Land leben wollen, geben wir eine Antwort, die dem Bild unserer zahlreichen Gäste in den vergangenen Monaten sehr nahe kommt. Für die Führung unseres Landes bitten wir um Gottes Geleit.
Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Gesellschaft