Vom Ende des Leidens
Dessau-Roßlau, am – In seinem Osterwort hat der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig davor gewarnt, die Selbstbestimmung und Kontrolle über das Leben zum Grundsatz zu erklären. „Es ist ein alter Wunsch der Menschheit, das Leiden zu beenden. Wie nie zuvor scheint die Medizin dieses Versprechen einlösen zu können – und vermag es natürlich dennoch nicht“, sagt der Kirchenpräsident. „Alternativ gilt für manche Menschen dann, selbstbestimmt im Leiden dem eigenen Leben ein Ende zu setzen.“
„Auf der gleichen Linie liegen Anfragen an die Pränataldiagonistik. Die großen Möglichkeiten frühkindlicher Behandlung werfen zugleich jedoch Fragen für werdende Eltern auf, in besonders dramatischer Weise dann, wenn sich eine Behinderung des noch ungeborenen Kindes abzeichnet.“
Der Karfreitag, so Liebig, stelle beiden Themenbereichen – dem Wunsch nach Verfügung über das eigene Leben und nach Kontrolle über das ungeborene Leben – eine andere Haltung gegenüber. Das Kreuz, an dem Jesus Christus gestorben ist, beschreibe in nicht zu überbietender Eindringlichkeit die Dauer und Wirksamkeit des Leidens. „Mit dem leidenden Jesus stellt Gott sich allen Leidenden an die Seite. Und mit der zwei Tage später am Ostersonntag folgenden Botschaft vom Ende des Todes wird die tiefste Hoffnung des Menschen auf Ewigkeit Realität.“
Wer dagegen die Selbstbestimmung über das Leben zum Grundsatz erkläre, müsse auch es verantworten, wenn gesellschaftlich daraus ein Klima der Fremdbestimmung entstehe. „Wenn also Eltern sich zu einem behinderten Kind bekennen, gilt ihnen alle Unterstützung und Solidarität – keine Vorwürfe. Und wenn Menschen am Ende des Lebens größter Pflege bedürfen, so ist das Ausdruck unserer Menschlichkeit und kein Kostenfaktor. Karfreitag und Ostern beschreiben die tiefsten Gründe des Menschlichen.“
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