Flussvertiefung bedroht Weltkulturerbe
Dessau-Roßlau, am – Rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus ganz Deutschland haben am Sonnabend in Dessau den achten Elbekirchentag gefeiert. Im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion und eines Elbegottesdienstes am Restaurant „Kornhaus“ stand die Bewahrung der Elbe als naturnaher Fluss. Exkursionen in die Elbauen gaben Einblicke in die derzeitige Situation des Flusses.
An der Christuskirche Ziebigk diskutierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Maßnahmen zum Schutz der Elbe. Zahlreiche Menschen unterzeichneten eine Erklärung zur Zukunft der Elbe, die die Organisatoren des Elbekirchentages von der Evangelischen Landeskirche Anhalts, dem Bistum Magdeburg, den Dessauer Gemeinden der „Region an der Elbe“, der Evangelischen Akademie Wittenberg, der Stadt Dessau-Roßlau sowie Bürgerinitiativen verfasst hatten.
In der Erklärung wird unter anderem vor einer weiteren Vertiefung der Elbe durch bauliche Eingriffe gewarnt. Damit werde der Fluss immer weiter von der Aue entkoppelt. In der Folge sinke der Grundwasserspiegel ab. „Dies verstärkt zusätzlich die Auswirkungen der immer häufigeren lang anhaltenden Trockenphasen.“ Große Sorge bereite unter anderem der um 50 Zentimeter gesunkene Wasserspiegel des Sees im Wörlitzer Park, der zum Unesco-Welterbe gehört. Die Zuflüsse des Sees führten kein Wasser mehr. Auch weitere Auen- und Parklandschaften seien bedroht. Begrüßt wird in der Erklärung ein von Bund und Ländern angestrebtes Elbe-Gesamtkonzept.
„Ein tragfähiges Zukunftskonzept, das sich über ihre Funktion als Wasserstraße hinaus auch mit der Elbe als Naturraum befasst, kann nur durch Beteiligung aller Betroffenen entwickelt werden.“ Gefordert wird dazu ein ergebnisoffener und transparenter Prozess. „Unser Anliegen ist, eine Wiedergutmachung der seit Jahrzehnten anhaltenden Fehlentwicklungen zu fordern. Ein Umsteuern an der Elbe scheint uns dringend geboten“, heißt es abschließend. Die Dessauer Erklärung wird den zuständigen Bundesministerien und Landesbehörden zugleitet. (Wortlaut der Erklärung s. Anhang)
In seiner Predigt in einem Freiluftgottesdienst an der Elbe bezeichnete der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig alle Versuche des Menschen, die Natur als Gottes Schöpfung in den Griff zu bekommen, als absurd. Vielmehr werde durch solche Versuche die Natur zerstört. „Doch weil wir Menschen sind, formen wir die Natur. Wo hier das Gute endet und das Böse beginnt, ist stets neu zu beschreiben. Dafür brauchen wir zwingend einen Diskurs.“ Liebig erinnerte an die Verantwortung der Menschen vor Gott und gegenüber der Natur weltweit: „Dass wir an keinem Ort der Welt isoliert sind, wird unter anderem deutlich, wenn jetzt vielleicht Fischer aus Afrika nach Europa flüchten und dort den Fisch essen, der vor ihrer Heimatküste gefangen wurde.“
Gestaltet wurde der Gottesdienst unter anderem von Generalvikar Raimund Sternal vom Bistum Magdeburg, den Pfarrern Stephan Grötzsch und Wolfram Haedicke sowie dem Dessauer Posaunenchor. An der Podiumsdiskussion beteiligt waren neben Kirchenpräsident Liebig der Bundesvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Prof. Dr. Hubert Weiger, sowie Steffi Lemke, Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen. Die Moderation hatte Dagmar Röse vom Mitteldeutschen Rundfunk.
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