Tibet: Klassohn fordert Anerkennung der Gewaltlosigkeit
Dessau-Roßlau, am – Stellungnahme des anhaltischen Kirchenpräsidenten Helge Klassohn zu den gewaltsamen Auseinandersetzungen in Tibet: „Mit großer Anteilnahme verfolgen wir die Nachrichten über die gewaltsame Niederschlagung der verzweifelten Demonstrationen von Tibetern, die sich gegen die Diskriminierung ihrer Religion und die Zerstörung ihrer Kultur wenden. Der Dalai Lama verdient mit seinem Ansatz, die immer noch nicht geklärten Fragen zwischen der chinesischen Zentralregierung und der tibetischen Bevölkerung, besonnen und gewaltlos zu klären, die weltweite Unterstützung aller demokratischen Kräfte.
Das Konzept der Gewaltlosigkeit muss auch deshalb unterstützt werden, damit sich nicht enttäuschte und verzweifelte tibetische Bürgerrechtler der Gewalt verschreiben. Grundsätzlich darf es nicht sein, dass politische Bewegungen, die Gewalt anwenden, in der Weltöffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit für ihre Anliegen erfahren als die vom Dalai Lama geführte gewaltlose tibetische Bürgerrechtsbewegung, die auf Verhandlungen und friedliche Demonstrationen setzt. Sie vertritt gegen alle Verdächtigungen der chinesischen Zentralregierung gerade kein separatistisches Programm, sondern propagiert eine kulturelle, dem chinesischen Staatsverband zugehörige Autonomie Tibets. Von der chinesischen Partei- und Staatsführung muss erwartet werden, dass sie von ihrer bisherigen Politik der brutalen Unterdrückung der tibetischen Religion und Kultur abrückt. Sie muss erkennen, dass es weltweiten wirtschaftlichen Austausch nicht ohne die gemeinsame, globale Verantwortung für Frieden und Menschenrechte geben kann. Der Dalai Lama ist bei vielen Gelegenheiten willkommener Gesprächspartner für evangelische Christen, für Politiker, Bürgerrechtler und Pazifisten in Deutschland gewesen. Nun braucht er mit seinem Konzept der Gewaltlosigkeit ihre und unsere deutliche Solidarität. Sollte die tibetische Bürgerrechtsbewegung von der chinesischen Zentralregierung gerade im Zusammenhang mit den Olympischen Sommerspielen in Blut erstickt werden, wären die Folgen für eine wertorientierte Gemeinschaft der Völker und auch für die kulturelle und geistige Entwicklung des großen chinesischen Volkes mit seiner Jahrtausende alten Kultur unabsehbar.“ Dessau-Roßlau, 17. März 2008