Evangelische Landeskirche Anhalts

Tanztheater in der Kirche

Dessau-Roßlau, am – Die 21. Dessauer Theaterpredigt widmet sich am Sonntag, 15. April, um 14.30 Uhr in der Kirche St. Johannis Dessau dem Tanztheaterstück „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Tomasz Kajdanski. Premiere und Uraufführung im Großen Haus des Anhaltischen Theaters war am 23. März. Prediger ist Wolfram Hädicke, Pfarrer an der Kirche St. Jakob in Köthen. Er hat seine Predigt unter das Motto „Jeder trägt Himmel und Hölle in sich“ gestellt. Erstmals bei den traditionsreichen Dessauer Theaterpredigten wird die künstlerische Ausgestaltung von Tänzerinnen und Tänzern des Anhaltischen Theaters übernommen.

Sie zeigen auf einem in der Johanniskirche ausgelegten Tanzboden passende Ausschnitte aus der aktuellen Produktion „Junge Choreografen“ von Anna-Maria Tasarz, Daisuke Sogawa und Julio Miranda. Tänzer sind Daisuke Sogawa, Nikola Brockmann, Sara Maria Richter und Vincent Tapia – der zugleich in „Das Bildnis des Dorian Gray“ die Titelrolle tanzt. Die Liturgie der Theaterpredigt liegt bei Ortspfarrerin Geertje Perlberg.

Das Tanztheaterstück „Das Bildnis des Dorian Gray“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Oscar Wilde. Darin porträtiert der Maler Basil Hallward den jungen Dorian Gray, von dessen Schönheit und Unschuld er besessen ist. Unter dem Einfluss des zynischen Lords Henry setzt der unerfahrene Dorian Gray sich immer neuen Abenteuern und Genüssen aus. So wie Lord Henry sich in dem von ihm geschaffenen Leben des Dorian Gray spiegelt, so sieht Dorian das Ergebnis seines Daseins in dem Gemälde: Während er selbst makellos schön bleibt, verzerrt sich das Porträt zunehmend zu einer grässlichen Fratze, die die Verrohung Grays spiegelt. Schließlich tötet er den Maler und in höchster Verzweiflung auch sich selbst.

Pfarrer Wolfram Hädicke wurde in Jena geboren. Nach dem Abitur machte er eine Berufsausbildung als Elektromechaniker und studierte bis 1977 Theologie. Ab 1979 war er Vikar und Pfarrer in Probstzella, ab 1988 hatte er die Pfarrstelle Ronneburg inne. Angesichts des Wismut-Uranbergbaus gründete er den kirchlichen Umweltkreis Ronneburg und wurde daraufhin intensiv durch die DDR-Staatssicherheit überwacht. Als Oberpfarrer wirkte er in den Kirchenkreisen Schmölln und Altenburger Land. Ab 1995 war er Mitglied der Thüringischen Landessynode (ab 2001 Vizepräses), ab 1999 Superintendent in Meiningen und ab 2008 Vizepräses der ersten Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. 2010 übernahm er die zweite Pfarrstelle an St. Jakob in Köthen. Hädicke ist Mitglied der Anhaltischen Landessynode, seit ab 2016 auch Mitglied des Präsidiums und der Kirchenleitung.

Dessauer Theaterpredigten

In Religion und Kunst suchen Menschen Bilder für die Welt, die ihnen begegnet, deuten Erfahrungen, drücken Emotionen und Visionen aus. Beide wurzeln tief in ihrer Geschichte und streben zugleich kraftvoll nach Neuem. Religion und Kunst wirken, wenn sie Menschen bewegen. In einer Gegenwart, die sich immer mehr dem Diktat der Ökonomie zu beugen scheint, sind Kirchen und Theater sichtbare Zeichen dafür, dass Sinn und Wert menschlichen Lebens nicht im Berechenbaren aufgehen. Die Dessauer Theaterpredigten, verantwortet von der Evangelischen Landeskirche Anhalts, der Kirchengemeinde St. Johannis und St. Marien und vom Anhaltischen Theater Dessau, dienen dem lebendigen Dialog zwischen Kunst und Religion und stehen so in der aufgeklärten und kulturfreundlichen Tradition Anhalts.

Dessau – Gesellschaft