Synode: "Konkrete Hilfe in den Gemeinden ausbauen"
Dessau-Roßlau, am – Zum Abschluss ihrer Frühjahrstagung am Sonnabend hat die anhaltische Landessynode die evangelischen Kirchengemeinden in Anhalt aufgefordert, bedürftige Menschen mit praktischen Angeboten stärker zu unterstützen. Ausgebaut werden sollten beispielsweise Nachbarschaftshilfe, Bekleidungsbörsen, Tauschringe, soziale Patenschaften oder auch Schülerhilfen. Zugleich wiesen die Synodalen auf vielfältige bereits bestehende Angebote unter anderem in Kirche und Diakonie hin.
In dem Beschluss heißt es: „Armut hat persönliche Konsequenzen für jeden einzelnen Armen, ist vor allem aber ein gesamtgesellschaftliches Problem. Wenn es um Lösungen und Hilfen geht, dürfen alle davon Betroffenen die Evangelische Kirche Anhalts an ihrer Seite wissen.“ Arme Menschen bräuchten jede Unterstützung, um aus ihrer Lebenssituation herauszufinden. Dazu seien größere Bildungsanstrengungen im Kinder- und Jugendbereich nötig, ebenso müssten Eltern in ihrer Erziehungskompetenz gestärkt werden. In diesem Zusammenhang empfahlen die Synodalen verbindliche Bildungs- und Erziehungspläne, um die Teilhabe an Bildung und gesellschaftlichen Aktivitäten zu sichern. „Im Interesse persönlicher Begabungen, Interessen und Notlagen bitten wir um großen Spielraum für individuelle Förderungen.“ Dazu sollten Bildungsgutscheine bevorzugt genutzt werden. „Armut beherzt entgegenzutreten ist bleibender Ausdruck unseres Glaubens“, betont der Beschluss. ------------ Gastreferat Prof. Dr. Gerhard Wegner In einem Gastreferat am Freitag hatte Professor Gerhard Wegner vom Sozialwissenschaftlichen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dafür plädiert, arme Menschen in Kirchengemeinden stärker zu integrieren. „Dazu müssen wir eigentlich nichts außerordentlich Neues tun, sondern uns einfach darum bemühen, bedürftige Menschen entsprechend ihrer Fähigkeiten zu fördern und zu ermutigen“, sagte Wegner. „Nur wenn uns das gelingt, kann sich kirchliches Gemeindeleben wirklich ernst nehmen.“ Wegner unterstrich die Bedeutung der Armutsprävention bereits im Kindesalter und wies auf die Gefahr hin, dass finanzielle Armut auch zur Benachteiligung bei der Bildung führen könne. „Wenn Potenziale nicht frühzeitig gefördert werden, verkümmern sie später“, so der Theologe. Bildung solle gerade bei Kindern zudem die Gesundheit in den Blick nehmen. „Dazu gehört natürlich die körperliche Betätigung, aber auch die Anleitung dazu, wie sie verantwortlich mit dem eigenen Körper umgehen können.“ Als selbstverständliche Herausforderung für die evangelische Kirche bezeichnete Wegner die geistliche Begleitung und damit einhergehend die religiöse Bildung. „Lernen, laufen, lieben – diese drei Begriffe beschreiben in Kürze, dass wir uns ein Leben lang bilden und dabei beziehungs- und bewegungsfähig bleiben sollten.“ ------------ Beschluss Evangelische Grundschule Zerbst In einem weiteren Beschluss sprach sich die Synode dafür aus, das Engagement im Bereich der evangelischen Grundschulen in Anhalt weiter zu verstärken. Konkret ermutigten sie den Landeskirchenrat, die Etablierung einer evangelischen Grundschule in Zerbst „zielstrebig weiter zu verfolgen“. Die Schulgründung ist zum nächsten Schuljahr geplant. Ziel ist laut Oberkirchenrat Manfred Seifert, in drei bis vier Jahren eine Zahl von 40 Schülerinnen und Schülern zu erreichen. ------------ Reform Gesetz zur Wahl des Landeskirchenrates Weiterhin verabschiedete die Landessynode die Reform des Gesetzes, das die Wahl des Landeskirchenrates regelt. Die Neufassung sieht unter anderem vor, dass beim vorzeitigen Ausscheiden eines Mitgliedes des Landeskirchenrates der Nachfolger oder die Nachfolgerin für die komplette Amtsdauer von sechs Jahren gewählt wird. Bislang mussten nachgewählte Mitglieder des Landeskirchenrates sich unabhängig von der bereits absolvierten Amtsdauer mit dem restlichen Landeskirchenrat in einem festen Turnus von sechs Jahren zur Wahl stellen. ------------ Hintergrund: Anhaltische Landessynode Die Landessynode ist neben dem Landeskirchenrat und der Kirchenleitung eines der drei Leitungsgremien der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Sie besteht aus 33 von den Ältesten der Kirchenkreise gewählten und sechs von der Kirchenleitung berufenen Synodalen. Zwei Drittel der Synodalen sind in Anhalt Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat derzeit 46.000 Mitglieder. ------------ Service Den Vortrag von Prof. Wegner findet Sie im Netz unter www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/synode.php. Unter dieser Adresse werden bis Montag auch alle Beschlüsse in ihrem endgültigen Wortlaut eingestellt. Dessau-Roßlau, 17. April 2010