Synode: 'Fremdenfeindlichkeit und christlicher Glaube sind unvereinbar'
Dessau-Roßlau, am – Die anhaltische Landessynode hat bei ihrer Tagung am Sonnabend in Dessau-Roßlau alle Kirchengemeinden und kirchlichen Einrichtungen dazu aufgerufen, sich aktiv gegen rechtsextreme Positionen zu stellen. „Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit, die Forderung nach der Beseitigung der Demokratie, die Forderung nach unbedingter Gefolgschaft einem Menschen gegenüber und nationale Überheblichkeiten sind mit dem christlichen Glauben unvereinbar“, heißt es in dem Beschluss.
„Menschen, die rechtsextreme Positionen vertreten, dürfen nicht für unsere Kirche öffentlich auftreten“, so der Beschluss weiter. „In der Bildungsarbeit und den Gottesdiensten der Landeskirche muss deutlich werden, dass von jedem Christenmenschen aktive Auseinandersetzung und die erkennbare Stellungnahme gegen rechtsextremes Gedankengut gefordert ist.“ Die Synode bat die zuständigen Gremien und Einrichtungen der Kirche, für die Umsetzung des Beschlusses zu sorgen und würdigte das Engagement von Kirchenvertretern in den Netzwerken für Demokratie und Toleranz in Anhalt. Zugleich weist der Beschluss darauf hin, dass in der Begegnung mit Menschen, die rechtsextremes Gedankengut vertreten, auch eine seelsorgerliche Aufgabe liege. Anfällig für rechtsradikale Auffassungen seien neben jüngeren Menschen in der Orientierungsphase vor allem Menschen, die sich als Verlierer der Wende und der Folgen des Strukturwandels erfahren. „Das Ganze wird vorangetrieben durch sich verfestigende Strukturen der Kameradschaften und der entsprechenden Parteien.“ --------------------- Beschluss zum Klimawandel In einem weiteren Beschluss sprach sich die Landessynode dafür aus, den Klimaschutz auch auf regionaler Ebene voranzubringen und stimmte den Kundgebungen „Klimawandel – Wasserwandel – Lebenswandel“ sowie „Zehn Schritte zum schöpfungsgerechten Handeln“ der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vom November 2008 zu. Derzeit wird unter anderem im Dessauer Landeskirchenamt die Einführung des Umweltsiegels „Grüner Hahn“ vorbereitet. In dem Beschluss der anhaltischen Landessynode heißt es: „Die dramatischen Folgen des globalen Klimawandels werden immer sichtbarer. Der Klimawandel verläuft dynamischer als ursprünglich angenommen. Noch besteht die Chance, in gemeinsamer Anstrengung die Temperaturerhöhung auf durchschnittlich zwei Grad Celsius bis zum Jahr 2100 zu begrenzen. Konsequentes gemeinsames Eintreten für die Belange des Klimaschutzes, aber auch das bewusste Handeln eines jeden Einzelnen erfordert eine hinreichende Positionsbestimmung zu den Ursachen des Klimawandels und seinen Auswirkungen. Mit der Bestärkung der Kundgebung der EKD ruft die Evangelische Landeskirche jede ihrer Gemeinden und jedes ihrer Gemeinde¬glieder und die Menschen in diesem Land auf, diese zehn konkreten Schritte zum schöpfungsgerechten Handeln zu dem wesentlichen Maßstab ihres Handelns werden zu lassen und damit dem Klimaschutz eine Chance zu geben.“ Kundgebung der EKD-Synode --------------------- Weitere Beschlüsse Bereits am Freitag hatte die anhaltische Landessynode einen Entwurf für ein Gesetz zum Finanzausgleich zwischen den Kirchengemeinden beraten und einen Beschluss dazu für die nächste Tagung im Herbst in Aussicht genommen. Ebenfalls am Freitag stimmten die Synodalen dem Dezernatsverteilungsplan für den im November 2008 neu gewählten Landeskirchenrat zu. Nach dem damaligen Beschluss der Synode, die Zahl der Mitglieder des Landeskirchenrates von vier auf drei zu verringern, enthält der neue Dezernatsverteilungsplan nur noch drei Dezernate. --------------------- Missionsdekade, Perspektivpapier Als Beauftragter für die Missionsdekade der Landeskirche, deren Einführung die Landessynode im Frühjahr 2008 beschlossen hatte, berichtete Andreas Janßen vom Stand der Umsetzung. Zum Auftakt in einem Festgottesdienst am Ostermontag in Hecklingen hatte Janßen einen Themenkatalog für die auf zehn Jahre angelegte Aktion zusammen gestellt. Im Mittelpunkt der Dekade, so Janßen, stünden weniger große Kampagnen, sondern nicht zuletzt die Absicht, die Sprachfähigkeit der anhaltischen Gemeindeglieder über ihren Glauben zu verbessern. In seinem Bericht vor der Synode hatte Kirchenpräsident Joachim Liebig am Freitag betont: „Mission beginnt immer zunächst mit einer Selbstvergewisserung des eigenen Glaubens. Sie ist in ihrem Wesen nichts anderes, als ein be-‚geistertes’ Zeugnis des je eigenen Glaubens für den Nächsten.“ Teil der Missionsdekade ist zudem eine mehrteilige Lernwerkstatt „Bibel und Religion“, die Grundlagen des christlichen Glaubens vermittelt. „Nach etlichen Veranstaltungen dieser Reihe an ganz verschiedenen Orten merken wir, wie groß das Interesse – von Menschen mit ganz unterschiedlichem Erfahrungshorizont – an solch einem Angebot ist.“ Janßen hat weiterhin das Projekt „Was glaubst Du denn?“ initiiert, in dessen Rahmen Christen in Anhalt aufgerufen sind, ein persönliches Glaubensbekenntnis zu formulieren und in eine kreative Form zu bringen. Kirchenpräsident Liebig berichtete über die Tätigkeit einer Arbeitsgruppe mit Leiterinnen und Leitern von landeskirchlichen Arbeitsbereichen, die über die Umsetzung eines Perspektivpapiers zur Zukunft der Landeskirche berät. Mit konkreten Ergebnissen sei zur Herbstsynode im November 2009 zu rechnen. Das Perspektivpapier war von der Synode im Herbst 2008 beschlossen worden. Alle Synodenbeschlüsse Dessau-Roßlau, 25. April 2009