Stadtkirche Oranienbaum wird 300
Oranienbaum, am – Mit Gottesdiensten, Konzerten, einem Gemeindefest und weiteren Angeboten erinnert die Evangelische Kirchengemeinde Oranienbaum vom 31. August bis 9. September an die Einweihung ihrer Stadtkirche vor 300 Jahren. 1712 hatte Leopold I. von Anhalt-Dessau, der „Alte Dessauer“, das Gotteshaus nach einer Bauzeit von fünf Jahren in Dienst genommen.
Zum Auftakt der Festwoche steht Besuch aus den zwei niederländischen Partnergemeinden Nieuwerbrug (nahe Utrecht) und Waarder (nahe Amsterdam) auf dem Programm. Die Partnerschaften bestehen seit 2005. Die Begegnung mit den holländischen Gästen verweist auf die engen Beziehungen der Stadt zu den Niederlanden: 1660 war das damals nicht mehr bewohnte Dorf Nischwitz in den Besitz der holländischen Prinzessin Henriette Catharina von Oranien-Nassau übergegangen, Gattin von Fürst Johann Georg II. von Anhalt-Dessau. Diese ließ auf dem Landsitz nicht nur ein Schloss, sondern eine ganze Stadt bauen. 1673 erhielt der Ort dann in Erinnerung an die Herkunft der Fürstin den Namen Oranienbaum.
Am Mittwoch, 5. September, findet um 18.00 Uhr ein Konzert mit meditativer Gitarrenmusik in der Stadtkirche statt. Am Freitag, 7. September, folgt um 19.30 Uhr ein Gospelkonzert. Ein Gemeindefest vor der Kirche ist für Sonnabend, den 8. September, von 14.30 Uhr bis 18.00 Uhr geplant. Ein Festgottesdient am Sonntag, 9. September, um 10.30 Uhr bildet den Abschluss des Jubiläums. Die Predigt hält der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig. Anschließend lädt die Kirchengemeinde zu einem Festempfang.
Hintergrund: Stadtkirche Oranienbaum
Nähert man sich der Stadt Oranienbaum, sieht man schon von weitem die Oranienbaumer Stadtkirche mit ihrem mächtigen Walmdach und der darauf sitzenden Laterne als Glockenturm. Nach gut fünf Jahren Bauzeit wurde die Stadtkirche 1712 durch den Fürsten Leopold I. (der „Alte Dessauer”) eingeweiht und bildet den krönenden Abschluss der barocken Schloss- und Stadtanlage. Sie wurde als reformierte Kirche mit ovalem Grundriss geplant und gebaut. Genau in der Mitte der Kirche stand der Altar, ein einfacher, großer Holztisch, der noch heute in der Kirche steht. Rund um den Altar waren die Bänke aufgebaut.
In der Mitte auf dem Kirchendach, also genau über dem Altar, wurde ein kleiner Turm für eine Turmuhr und die Kirchenglocken gebaut. Auch die Kanzel stand wie der Altartisch frei im Raum. Rundherum gab es eine Empore, auf der man im Kreis herumgehen konnte. An der Seite zum Marktplatz hin bekam die Kirche eine große Tür und direkt daneben einen abgetrennten Bereich, in dem die Fürstenfamilie und alle vom Schloss hinter Fenstern sitzen konnten. Für die Einwohner von Oranienbaum gab es eine zweite, kleinere Tür an der Westseite der Kirche.
1712 wurde die Kirche feierlich eingeweiht. Die alte, kleine Kirche wurde abgerissen, aber die Altarbibel, der Abendmahlskelch, eine Kanne und die Taufschale, die Henriette Catharina schon 1667 für die erste Kirche gestiftet hatte, wurden in die neue Kirche mitgenommen. Die Bibel ist jetzt im Schloss ausgestellt. Kelch, Kanne und Taufschale werden immer noch in der Kirche benutzt. Leider hat Henriette Catharina die Einweihung ihrer Kirche nicht mehr erlebt. Sie starb schon 1708. Henriette Catharinas Urenkel Leopold der III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau hat eine Orgel in die Kirche einbauen lassen. Dazu musste die Empore über der Westtüre verbreitert werden.
Später ist der Altar von der Mitte der Kirche an die Ostseite gestellt worden. Der Fürstenstuhl wurde zur Hälfte abgebaut und hinter der Kanzel wieder als Sakristei aufgebaut. Der Fußboden an der Ostseite wurde einige Stufen höher gelegt und die Bänke so umgestellt, dass man jetzt von allen Plätzen noch Osten zum Altar sieht.
Öffnungszeiten
von Ostern bis September: samstags und sonntags 14.00-17.00 Uhr
Kontakt: Pfrn. Bärbel Spieker, Tel. 034904 / 20512 oder 21743
Dessau – Aus den Gemeinden