Evangelische Landeskirche Anhalts

Stabile wirtschaftliche Lage – Strukturreformen im Blick

Dessau-Roßlau, am – Die Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts hat sich bei ihrer Herbsttagung in Dessau-Roßlau am heutigen Samstag dafür ausgesprochen, umfassende Strukturreformen in der Landeskirche einzuleiten. Geplant ist ein „Anhaltisches Verbundsystem“, in dem die Arbeit der Pfarrerinnen und Pfarrer, die Gemeindepädagogik, die Kirchenmusik, die Gemeindediakonie und die Verwaltung enger zusammengeführt und verbunden werden. Seit Frühjahr 2015 befasst sich die Landeskirche mit neuen Wegen in die Zukunft der Landeskirche.

Zu den Rahmenbedingungen zählen neben einem traditionsreichen Schatz an Kirchen kleiner werdende Gemeinden und Überlastungsanzeigen von Mitarbeitenden im Haupt- und Ehrenamt. Eine bereits bestehende Steuerungsgruppe wird Details zum „Verbundsystem“ erarbeiten. Weitere Diskussionen und Beschlüsse sind bei einer Sondertagung der Synode geplant, die voraussichtlich am 24. Februar 2018 stattfinden wird. Sie wird die letzte Sitzung der Legislaturperiode der derzeitigen Synode sein. Zum Auftakt desw zweiten Synodentages hatte ein Gottesdienst in der Dessauer Christuskirche stattgefunden, den Pfarrer Stephan Grötzsch hielt.

Die Synodalen verabschiedeten weiterhin den Haushaltsplan für das Jahr 2018. Er sieht Einnahmen und Ausgaben in Höhe von 16,74 Millionen Euro vor gegenüber 17,04 Millionen Euro in diesem Jahr. Haupteinnahmen sind Kirchensteuern mit 5,2 Millionen Euro (2017: 5,4 Millionen), Staatskirchenleistungen mit 3,17 Millionen Euro (2017: 3,09 Millionen), der Finanzausgleich der Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit 4,24 Millionen Euro (2017: 4,3 Millionen) sowie Einkünfte aus Vermietung und Verpachtung mit 1,4 Millionen Euro (gleichbleibend). In seiner Haushaltsrede verwies Finanzdezernent und Oberkirchenrat Dr. Rainer Rausch auf ein unabhängiges externes Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft HWS Vogtland GmbH Auerbach, das die wirtschaftliche Lage der Landeskirche als stabil bewertet hat. „Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft sieht weder kurz- noch langfristig bestandsgefährdende Tatsachen für die Landeskirche“, so Rausch. Die wirtschaftliche Lage der Landeskirche bleibe stabil.

Untersucht wurden die abgeschlossenen Haushalte 2013-2016 und erstellt wurde eine Prognoserechnung zur wirtschaftlichen Entwicklung der Landeskirche für die Jahre 2017 bis 2020. Geringere Einnahmen oder höhere Ausgaben könnten über die Rücklagen der Landeskirche kompensiert werden. Es gebe derzeit hingegen wenige Möglichkeiten, die Ausgaben deutlich zu senken oder die Einnahmen zu erhöhen, so Rausch. Ullrich Hahn erinnerte als Vorsitzender des Finanzausschusses der Landessynode daran, dass die Landeskirche in den kommenden Jahren voraussichtlich höhere Versorgungslasten zu tragen haben und damit die finanziellen Spielräume geringer werden würden. Es sei deshalb nötig, die Rücklagen weiter zu erhöhen. „Wir müssen weiter sparsam sein und auch den landeskirchlichen Stellenplan einhalten“, so Hahn.

Als erfreulich bezeichnete Finanzdezernent Rausch die Resonanz auf die Aktion „Aus eins mach zwei“, bei der die Landeskirche auch 2017 Spenden für Bauvorhaben an die Kirchengemeinden verdoppelte. 40 Kirchengemeinden hätten sich beteiligt und insgesamt 140.000 Euro werden an sie ausgegeben worden.

Kirchenmusik im Gottesdienst

Einen Impulsvortrag zur Rolle der Kirchenmusik im Gottesdienst hielt Landeskirchenmusikdirektor Matthias Pfund. „Musik hat im Gottesdienst die Aufgabe, die liturgischen Elemente zu verbinden, sie ist niemals Selbstzweck.“, sagte Pfund. Auch sei es seiner Ansicht nach nicht angemessen, Lieder während eines Gottesdienstes mit der Gemeinde einzuüben und damit den Ablauf des Gottesdienstes zu unterbrechen. Gottesdienstliche Musik dürfe auch nicht allein am Kriterium vermeintlicher Schönheit gemessen werden. Pfund würdigte den Einsatz ehrenamtlicher Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker, deren Möglichkeiten aber nicht mit denen professioneller Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusiker verglichen werden dürften. Angesichts des weit verbreiteten Mangels an Kirchenmusikern sprach sich Pfund für häufigere Regionalgottesdienste aus, bei denen höhere musikalische Qualität eher gewährleistet werden könne.

Bericht EKD-Synode

In ihrem Bericht von der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland in Bonn, die vor wenigen Wochen stattgefunden hatte, kritisierten Kreisoberpfarrerin Annegret Friedrich-Berenbruch und Christian Preißner, der Einsatz vor allem zahlreicher ehrenamtlicher Mitarbeitender bei den „Kirchentagen auf dem Weg“ Ende Mai sei bei der EKD-Synode und auch auf Bundesebene zu wenig gewürdigt worden. Mit Blick auf das Thema Digitalisierung, das in Bonn unter anderem verhandelt wurde, regten sie auch ein intensivere Befassung mit digitalen Medien an.

Diakonie

Landesdiakoniepfarrer Peter Nietzer warb in seinem Bericht dafür, die Kompetenz der Kirchengemeinden bei der Vernetzung von Hilfsangeboten im sozialen Bereich stärker zu nutzen: „Oft erhalten Menschen einen Impuls zum Helfen durch besondere Nöte und Krisen anderer. Öffentlich war dies zuletzt sichtbar und spürbar bei der Flüchtlingskrise 2015. Werden solche Menschen aber nicht inhaltlich und organisatorisch begleitet und vernetzt, verpufft ihr Engagement oft ziel- und zwecklos. Kirchengemeinden und ihre Verbünde sind in vielen Regionen unserer Kirche oft die letzten Institutionen, die auf diesem Gebiet noch Kompetenz zur Verfügung stellen können.“

Hintergrund

Die Landessynode ist das wichtigste Entscheidungsgremium der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Sie besteht aus 33 von den Ältesten der Kirchenkreise gewählten und sechs von der Kirchenleitung berufenen Synodalen. Zwei Drittel der Synodalen sind Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Stellvertreter der Landessynodalen werden von den Kreissynoden gewählt. Die Landessynode kommt regelmäßig zwei Mal im Jahr zu Tagungen zusammen, dazwischen arbeiten die Synodalen in Ausschüssen.

Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche