Evangelische Landeskirche Anhalts

Aufführung erstmals seit 150 Jahren

Dessau-Roßlau, am – Erstmals seit über 150 Jahren ist am Palmsonntag, 24. März, um 17.00 Uhr das Passionsoratorium „Gethsemane und Golgatha“ des früheren Dessauer Hofkapellmeisters Friedrich Schneider (1786-1853) zu erleben. Ausführende in der Dessauer Kirche St. Johannis sind der Lutherchor und der Friedrich-Schneider-Chor Dessau, die Solisten Daniela Haase, Elisabeth Holmer, Falk Hoffmann und Tobias Bader sowie Stefan Nusser an der Orgel.

Das Orchester ist mit Mitgliedern der Anhaltischen Philharmonie besetzt, die Leitung hat Landeskirchenmusikdirektor Martin Herrmann.

Der gebürtige Zittauer Friedrich Schneider war von 1805-1821 zuerst in Leipzig in unterschiedlichen Funktionen tätig und komponierte dort mit dem Oratorium „Das Weltgericht“ (1820) das wohl wichtigste Werk dieser Gattung zwischen Haydns „Schöpfung“ und Mendelssohns großen Oratorien. 1820 wurde Schneider Herzoglich-Anhalt-Dessauischer Hofkapellmeister und brachte das Musikleben in der Muldestadt zu neuer Blüte. Er reorganisierte die Hofkapelle und hatte schon nach kurzer Zeit ein leistungsfähiges, weithin anerkanntes Orchester formiert.

Bereits ab 1822 veranstaltete er nach Leipziger Vorbild regelmäßige Abonnementkonzerte, gründete eine Singakademie und rief mit dem Dichter Wilhelm Müller die Dessauer Liedertafel ins Leben. Schneider führte auch regelmäßige Kirchenmusiken in den damals drei Kirchen der Stadt ein. 1829 eröffnete er eine Musikschule, aus der bis zu ihrer Schließung 1844 mehr als 120 Absolventen hervorgingen. Viele von ihnen blieben in der Region und konnten so eine eigene Musiktradition begründen.

Hoch angesehen war Schneider auch als unermüdlicher Komponist von Oratorien, Kantaten, Messen, Sinfonien, Opern, Ouvertüren, Klavierwerken, Kammermusik und Liedern. Das Passionsoratorium „Gethsemane und Golgatha“ ist für den gottesdienstlichen Gebrauch am Karfreitag bestimmt, dem Tag, an dem Christen an die Kreuzigung Jesu Christi erinnern. Die Textvorlage lieferte Wilhelm Schubert, Prediger der Nikolaikirche in Zerbst und ein enger Freund Schneiders.

Das Werk wurde am 29. März 1839 in der Dessauer Marienkirche unter Leitung des Komponisten uraufgeführt und mit Begeisterung aufgenommen. Ein Rezensent schrieb von dem „Hochgenuss, welchen mir und Hunderten die Aufführung dieses Werke gewährte, das seinem reichbegabten Urheber ein Denkmal der Ehre für immer bleiben wird“. Zum letzten erklang es bislang im Jahr 1859.

„Gethsemane und Golgatha“ ist in vier Abschnitte geteilt, beginnend mit Jesu Gebet im Garten Gethsemane und gefolgt von der Gefangennahme nach dem verräterischen Judaskuss. Es schließt sich der zweite Abschnitt an, die Anklageszene vor Pontius Pilatus und dem wiederholten Ruf des Volkes nach Kreuzigung. Der dritte und vierte Abschnitt beschreiben die Kreuzigung und Jesu letzte Worte am Kreuz. Unterbrochen werden diese von Gebeten und Gesängen der Maria Magdalena und der Mutter Maria, von Spottgesängen der römischen Wache sowie einem Lobgesang des Johannes.

Bereits im April 1839 erschien das Werk gedruckt in Partitur und Klavierauszug im Verlag von G. A. Kummer in Zerbst. 2012 wurde das Oratorium in einer kritischen Urtextausgabe des Leipziger Musikverlages Pfefferkorn neu herausgegeben.

Der Eintritt kostet 15 Euro, Karten gibt es im Vorverkauf in der Buchhandlung Kinzel (Johannisstraße) oder an der Abendkasse.

Auskunft erteilt: Landeskirchenmusikdirektor Martin Herrmann, Tel. 0170 / 206 1130

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