Schulleiter aus Palästina zu Gast
Dessau-Roßlau, am – Besuch aus Palästina: Im Rahmen der Herbsttagung der Landessynode ist in Anhalt derzeit Maurice Younan zu Gast, palästinensischer Christ und Leiter der Berufsschule am interreligiösen Bildungszentrum Talitha Kumi nahe Betlehem.
Das Zentrum im religiösen und politischen Brennpunktgebiet hält für Kinder und Jugendliche einen Kindergarten sowie eine Schule mit evangelischem Profil für die Klassen eins bis zwölf bereit.
Daneben gibt es eine Berufsausbildung für das Hotelwesen. 40 Prozent der Schüler sind Muslime, 60 Prozent Christen unterschiedlicher Konfessionen. Betreiber ist das Berliner Missionswerk, zu dessen Trägerkirchen die anhaltische Landeskirche gehört.
Regelmäßige gegenseitige Besuche sind ebenso Teil des anhaltischen Engagements für Talitha Kumi wie finanzielle Unterstützung über das Berliner Missionswerk: „Wir sind dem Missionswerk und seinen Trägerkirchen in hohem Maße dankbar für ihren moralischen und materiellen Einsatz“, sagte Maurice Younan vor der anhaltischen Synode. „Es gibt uns die Möglichkeit, hier eine wichtige Friedensarbeit zu leisten, die Teil unseres christlichen Selbstverständnisses ist.“
Zum pädagogischen Konzept von Talitha Kumi gehöre es, den Umgang mit „Instrumenten des Friedens“ vermitteln: „Dazu zählen Toleranz, Dialogfähigkeit, die Schlichtung von Streit – und die grundsätzliche Fähigkeit, Probleme anders als gewaltsam zu lösen.“ Wenn Kinder und Jugendliche des Bildungszentrums diese Fähigkeiten in ihre Gesellschaft hineintragen könnten, seien dies kleine, aber wichtige Schritte auf dem Weg zum Frieden in der Region, betonte Younan, dessen Bruder Munib Younan evangelisch-lutherischer Bischof für Jordanien und das Heilige Land sowie Präsident des Lutherischen Weltbundes ist.
In diesem Zusammenhang unterstrich er die Bedeutung der christlichen Kirchen im Nahen Osten: „Wir können natürlich nicht einfach neutral danebenstehen bei den Auseinandersetzungen, die es hier etwa zwischen Juden und Muslimen gibt. Wir sind Teil dieser Gesellschaft. Doch wenn wir beiden Seiten zuhören, wird unsere Stimme gehört und für wichtig befunden.“
Die Kirchen in Deutschland forderte Younan auf, Juden und Palästinenser gleichermaßen ernst zu nehmen, „denn nur so können sie zum Frieden beitragen“. Zugleich sei der persönliche Austausch von großer Bedeutung: „Wenn Europäer uns besuchen und unsere Arbeit ganz einfach anerkennen, ist das manchmal mehr wert als viel Geld“, sagte Younan.
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