Evangelische Landeskirche Anhalts

Sachsen-Anhalt erinnert an Mauerbau

Dessau-Roßlau, am – Hötensleben (epd). Im früheren Grenzort Hötensleben ist am Samstag an den Mauerbau vor 50 Jahren erinnert worden. Landtagspräsident Detlef Gürth (CDU) rief dazu auf, angesichts der damaligen Teilung „immer laut zu mahnen, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist und zugleich die Verantwortung jedes Einzelnen bedeutet“.

Die Bürger von heute müssten ihre Demokratie gegen Ideologien verteidigen, die die Freiheit bedrohen oder Unrecht verharmlosen. Wer Freiheit nur konsumiere und nicht verteidige, handele dagegen unverantwortlich, fügte Gürth hinzu. Auch solle die Generation, die die Grenzöffnung selbst erlebt hat, die Lehre aus der Zeit der Mauer an die Nachkommen weitergeben. Den Mauerbau und das DDR-Grenzregime verurteilte Gürth als Zeugnisse „millionenfacher Freiheitsberaubung und eines Unrechtsstaates“.

Ministerpräsident Reiner Haseloff warnte vor einer Schlussstrich-Mentalität und einer Verharmlosung des DDR-Regimes. Es habe ihren Menschen grundlegende Bürger- und Freiheitsrechte verweigert und auch nicht vor Mord und Entführung zurückgeschreckt, erklärte der CDU-Politiker. Dass zur Wirklichkeit der DDR eben auch Menschenrechtsverletzungen und Minenfelder gehörten, dürfe nie vergessen werden. So sei die Berliner Mauer keine ferne Epoche, sondern vielmehr Sinnbild für die Gefahren des Totalitarismus, die der der Gesellschaft auch zukünftig drohten.

Zu den weiteren Rednern bei der Gedenkfeier gehörten der niedersächsische Landtagspräsident Hermann Dinkla (CDU) sowie der Magdeburger Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD). Auf dem Programm der Veranstaltung stand eine Kranzniederlegung am Hötenslebener Grenzdenkmal. Eine ökumenische Andacht sollte zudem an die 1961 an der Grenze zu Tode gekommene Schwester Sigrada Witte vom Franziskaner-Orden erinnern. Die DDR-Behörden gaben damals als Ursache einen Herzinfarkt an, nach verschiedenen Zeugenaussagen ist aber eher wahrscheinlich, dass sie beim Grenzübertritt erschossen wurde. Seit 2007 erinnert ein Holzkreuz in ihrem Sterbeort Hötensleben an die Ordensfrau.

Den Grenzabschnitt bei Hötensleben hatte noch die DDR-Regierung Anfang 1990 unter Denkmalschutz gestellt. Danach erfolgte unter Federführung des Grenzdenkmalvereins ein Wiederaufbau in den Originalzustand. Die heute 350 Meter lange Anlage umfasst unter anderem die Grenzmauer, den Signalzaun, den Kolonnenweg, einen Wachturm und Fahrzeugsperren. Von 1945 bis 1952 wurden in der Feldmark des Dorfes die Leichname von 26 Grenzgängern gefunden und auf dem Friedhof bestattet. Ab 1952 ließ das SED-Regime die Demarkationslinie mit Zäunen abriegeln und letzte Lücken mit dem Mauerbau 1961 schließen. Das Denkmal gehört zur Gedenkstätte Deutsche Teilung im nahe gelegenen Marienborn an der Autobahn 2.

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