Religiöse Sprachfähigkeit stärken
Dessau-Roßlau, am – Eine bessere theologische Ausbildung ehrenamtlicher Mitarbeitender mit Leitungsfunktionen in den Kirchengemeinden hat der Leipziger Theologe Prof. Dr. Wolfgang Ratzmann gefordert.
Mit Blick auf die Situation vieler Regionen in Ostdeutschland sagte Ratzmann am Freitag bei der Herbsttagung der anhaltischen Landessynode in Dessau: „Wenn das Christsein zur Ausnahme wird, dann braucht es eher mehr als weniger Ausbildung, denn müssen Christen umso mehr über ihren Glauben Auskunft geben können.“
Die Synode hatte die wachsende Bedeutung von Laien, also Nicht-Theologen in der Gemeindeleitung, in den Mittelpunkt ihrer Beratungen gestellt. Anfang 2011 wird in Ballenstedt eine landeskirchliche Laienakademie ihre Arbeit aufnehmen, die die religiöse Sprachfähigkeit von ehrenamtlichen Gemeindekirchenräten verbessern soll.
Der Leiter der Laienakademie, der Ballenstedter Pfarrer Dr. Theodor Hering, betonte: „Unsere Identität als Christen zu begründen und bestärken, ist uns aufgeben. Doch das kann nur im Dialog mit anderen gelingen. Christen, auch und gerade Nicht-Theologen, müssen ihr Christsein gegenüber ihren Mitmenschen ins Gespräch bringen. Dazu soll die Laienakapdemie beitragen.“
Die Fortbildung im Rahmen der Laienakademie umfasst mehrere Module, die über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg vor allem in Ballenstedt absolviert werden. Die Teilnehmer erhalten zum Abschluss der Fortbildung ein Zertifikat. Die Kosten übernimmt die Landeskirche.
Kirchenpräsident Joachim Liebig hob hervor: „Die Laienakademie ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine Landeskirche unserer Größe nicht nur in der Lage ist, die derzeitigen Probleme der evangelischen Kirche in Ostdeutschland zu benennen, sondern auch angemessene Lösungsmöglichkeiten zu finden.“
Zur Bedeutung von Laien in den Kirchengemeinden sagte Prof Ratzmann: „Sie können die Kompetenzen aus ihrem beruflichen Alltag einbringen und sind damit ‚Fachleute der Welt‘ – sie sind durch ihren Beruf sachkundig in einem Bereich der Welt, in den hinein sie das Evangelium bringen können. Das kann mit Erfolg freilich nur im Austausch von Theologen und Nicht-Theologen gelingen – und wenn die religiöse Sprachfähigkeit der Laien gegeben ist.“
Das Wort Laie stammt vom griechischen Wort „laos“ ab und bedeutet nach biblischer Bestimmung „der zum Volk (laos) Gottes Gehörige“. Erst ab dem zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt wechselte mit der Herausbildung eines Weihepriestertums die Bedeutung. Weil Laie nach landläufigem Verständnis heute für „Nichtfachmann“ steht, sprechen viele Landeskirchen bei nicht-theologischen, freiwillig in der Kirche mitarbeitenden Frauen und Männern von Ehrenamtlichen.
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