Evangelische Landeskirche Anhalts

"Regelmäßige Georgsehrungen sollten gute Tradition werden"

Dessau-Roßlau, am – Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten für Georg III. hat Kirchenpräsident Helge Klassohn bekräftigt, die intensive Beschäftigung mit der Person des anhaltischen Reformationsfürsten und mit der Reformationsgeschichte in Anhalt müsse weitergeführt werden. „Dabei wird es darauf ankommen, dass sich nicht nur Christen, sondern alle in unserer Region Anhalt lebenden Menschen diese Geschichte als ihre Geschichte aneignen“, sagte der Kirchenpräsident. Angesichts der Bedeutung des Fürsten sollten regelmäßige Georgsehrungen zu einer guten Tradition werden.

Zu Festveranstaltungen am Wochenende waren über 1.500 Besucher gekommen. Reger Zulauf herrschte bei der Sonderausstellung über Georg III. im Dessauer Museum für Stadtgeschichte, wo noch bis zum 18. November 140 wertvolle Exponate von Leihgebern aus ganz Deutschland zu sehen sind. „Die Feier des 500. Geburtstags von ‚Fürst Georg III. – Fürst und Christ in Anhalt‘ hat inhaltlich und regional die Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017 eröffnet. Damit wird auch deutlich, dass die Reformation nicht nur als lokales Ereignis mit den Städten Wittenberg und Eisleben begriffen werden kann, sondern mit unserer ganzen Region direkt verbunden ist“, sagte Kirchenpräsident Klassohn. Im Zuge der Jubiläumsfeiern in Warmsdorf und Dessau-Roßlau habe die Evangelische Landeskirche Anhalts gemeinsam mit vielen Institutionen Sachsen-Anhalts so etwas wie eine Selbstverständigung hinsichtlich ihrer eigenen geistlichen Prägung erlebt. „Wir haben neu begriffen, warum wir so geworden sind, wie wir sind.“ Dabei sei es sehr bedeutsam gewesen, dass Vertreter aus vielen anderen evangelischen Landeskirchen Deutschlands und von theologischen Fakultäten und Instituten sich auf den Weg nach Dessau gemacht hätten. In einem Festakt am Freitag in der St.-Marien-Kirche Dessau hatte der sachsen-anhaltische Kultusminister Prof. Dr. Jan-Hendrik Olbertz als Schirmherr des Jubiläums das Erbe der Reformation als „hohe Verantwortung vor der Weltöffentlichkeit, die wir in Sachsen-Anhalt haben“ bezeichnet. „Das Reformationsjubiläum 2017 genießt bei uns höchste Priorität.“ In diesem Zusammenhang würdigte Olbertz „das beispielhafte Engagement“ der anhaltischen Landeskirche und der Stadt Dessau-Roßlau für Georg III. Der Dessau-Roßlauer Oberbürgermeister Klemens Koschig hob in seinem Grußwort die Bereitschaft des Fürsten als vorbildlich hervor, sich auch mit gegnerischen Auffassungen auseinander zu setzen. „Heute ist die Stadt Dessau-Roßlau stolz über diesen Sohn der Stadt und darüber, dass wir sein großes Vermächtnis, die Georgs-Bibliothek, hüten dürfen.“ Kirchenpräsident Klassohn betonte: „Georg war nicht stets auf Kompromisse aus, wohl aber ein Vermittler, dem Gewalt und Willkür in religiösen Angelegenheiten zuwider waren.“ In seinem Festvortrag zeichnete Hermann Barth, Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland, einige theologische Gedanken Georgs III., des „weltlichen Fürsten und geistlichen Hirten“, nach. Großen Wert habe dieser darauf gelegt, dass die in der Reformation erneuerte Kirche als „die alte wahre Kirche“ zu verstehen sei. Barth erinnerte daran, „dass die Reformation kein kompletter Neuanfang ist, auch gar nicht sein wollte, sondern eine Herkunftsgeschichte von großer Tiefe besitzt“. Evangelische und katholische Christen teilten 1500 Jahre gemeinsamer Kirchengeschichte. Es sei „leider ein verbreitetes Selbstmissverständnis evangelischer Kirchen, ihre Anfänge in der Reformationszeit anzusiedeln“. Für Georg beginne die Geschichte der reformatorischen Kirchen „keineswegs erst im 16. Jahrhundert, sie reicht genauso wie die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen zurück bis zu den gemeinsamen Anfängen der Kirche“. Der Festakt wurde von der Anhaltischen Philharmonie Dessau unter Leitung von Generalmusikdirektor Golo Berg und vom Lutherchor Dessau unter Leitung von Landeskir-chenmusikdirektor Martin Herrmann umrahmt. Am Sonnabend trugen namhafte Wissenschaftler aus ganz Deutschland bei einem Kolloquium im Gemeinde- und Diakoniezentrum St. Georg Dessau vor rund 80 Zuhörerinnen und Zuhörern Erkenntnisse über Leben und Werk Georgs III. zusammen. Zur Sprache kamen in zwölf Referaten etwa der Weg des Fürsten bis zur Entscheidung für die Reformation, sein Wirken als Landesherr, seine Beziehung zu Philipp Melanchthon, aber auch neue Erkenntnisse über die Georgsbibliothek wurden der Öffentlichkeit präsentiert. Ein Lichtbildervortrag in der St.-Johannis-Kirche Dessau zur Darstellung Georgs in der Bildenden Kunst sowie eine anschließende Orgelmusik von Landeskirchenmusikdirektor Martin Herrmann beschlossen den Tag. Rund 25 Stände von Kirchengemeinden, kirchlichen Einrichtungen, Töpfern, Kunsthandwerkern und Gastronomen prägten einen bunten Markt am Sonntag rund um die Dessauer St.-Marien-Kirche. Die Landgemeinde St. Christophorus Quellendorf etwa präsentierte sich mit ihrem Leitbild „Familienarbeit und Kinderkirche“ und einem „Pfad der Sinne“. Kinder der Grundschule Waldersee und Posaunenbläser aus der ganzen Landeskirche bereicherten das Marktgeschehen. Im Museum für Stadtgeschichte wurde ein von Pfarrer Achim Detmers herausgegebenes Buch mit Schriften Georgs III. der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Tourist-Information Dessau bot eine Sonderführung auf den Spuren Georgs III. an. Über 400 Menschen besuchten einen Festgottesdienst in der Kirche, der von Pfarrerin Geertje Perlberg aus Dessau und Kreisoberpfarrer Karl-Heinz Schmidt aus Bernburg gehalten wurde. Die musikalische Gestaltung übernahmen der Bläserkreis Anhalt unter Leitung von Landesposaunenwart Steffen Bischoff und der Vokalkreis Dessau unter Leitung von Kreiskirchenmusikwart Hans-Stephan Simon. In seiner Predigt betonte Kirchenpräsident Helge Klassohn: „Das Leben Georgs III., der seine Glaubenserkenntnis mit politischer Verantwortung überzeugend und redlich zu vereinen wusste, der in seiner Friedensgesinnung den Menschen als Bruder in Jesus Christus nahe und verständlich blieb, kann das Herz fest machen und neuen Mut zum Leben geben.“ Großen Beifall ernteten ebenfalls am Sonntag die über 40 Mitwirkenden eines Theaterstücks von Pfarrer i.R. Armin Assmann über Georg III. Über 800 Menschen besuchten die zwei Vorstellungen in der Marienkirche. Regie führte bei dem Stück Jutta Spychalski, Fürst Georg III. wurde von Steffen Schwalba gespielt, seine Mutter Margarete von Gabriele Reifegerste. Armin Assmann schildert in seinem Werk „Der Kirchenvater Anhalts, Fürst Georg der Gottselige“ den Weg Georgs von der Jugend bis hin zur Bischofsweihe in Merseburg durch Martin Luther. Diese Handlung ist eingebettet in eine Rahmenerzählung, in der der Maler Lucas Cranach der Jüngere – er soll ein Porträt Georgs III. malen – von Fürst Joachim Auskünfte über dessen verstorbenen Bruder Georg zu erlagen sucht. Die Theaterproduktion wurde maßgeblich vom Anhaltischen Theater Dessau unterstützt.