Proteste gegen Neonazi-Aufmarsch
Dessau-Roßlau, am – Dessau-Roßlau (epd). Mehrere hundert Menschen haben am Samstag in Dessau-Roßlau gegen einen Aufmarsch von Rechtsextremisten protestiert. Im Mittelpunkt standen unter dem Motto „Gelebte Demokratie statt brauner Ungeist“ eine Kundgebung, verschiedene Mahnwachen und Kulturprogramme. Die Veranstalter sprachen von rund 500 Beteiligten, die Polizei schätzte die Resonanz auf gut 250 Menschen. An den Protesten beteiligte sich auch Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU).
Der Neonazi-Aufzug mit nach Polizeiangaben rund 150 Teilnehmern wurde mehrfach von Sitzblockaden aufgehalten, an denen sich Anhänger des linken Spektrums und Mitgliedern des bürgerlichen Protestbündnis beteiligten. Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften im Einsatz und sprach von einem friedlichen Verlauf des Tages.
Ziel der Rechtsextremisten war der Haupteingang zu einem Friedhof, auf dem sich Grabstätten von Wehrmachtsoffizieren befinden. Den Anlass des rechten Aufmarsches bildete der schwerste alliierte Bombenangriff auf Dessau im Zweiten Weltkrieg am 7. März 1945. Den Tag nutzen Rechtsextremisten seit Jahren für ihre Propaganda.
Bei der Protestkundgebung warf der DGB-Vorsitzende von Sachsen-Anhalt, Udo Gebhardt, den Rechtsextremisten vor, zu Geschichtslügen, neuem Völkerhass, Fremdenfeindlichkeit und Menschenverachtung anzustiften. Aus einem wirklich ernst gemeinten Gedenken an die Opfer des Bombenangriffs von 1945 folge die Verpflichtung, nie wieder Neonazis in der Stadt zu dulden, betonte der Gewerkschaftler. Der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig rief in einem verlesenen Grußwort dazu auf, die Stadt nicht den „Unbelehrbaren und Geschichtsfälschern“ zu überlassen.
Unter dem Motto „Trompeten gegen Rechts“ luden Blechbläser aus Kirchengemeinden zu einem Konzert unter freiem Himmel ein. Zu den Protesten aufgerufen hatte das „Netzwerk Gelebte Demokratie“ aus Dessau-Roßlau. Ihm gehören unter anderem Vertreter der Stadtverwaltung, der Kirchen, einer Bildungseinrichtung, des Anhaltischen Theaters, der Staatsanwaltschaft und einer Gewerkschaft an.
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