Protest gegen Neonazi Aufmarsch
Dessau-Roßlau, am – Dessau-Roßlau (epd). Ein breites gesellschaftliches Bündnis will am 12. März in Dessau-Roßlau gegen einen Aufmarsch von Neonazis am selben Tag protestieren. Geplant ist ein Kultur- und Aufklärungsprogramm mit einer Kundgebung sowie mit Livekonzerten und Informationsständen, teilte das „Netzwerk GELEBTE DEMOKRATIE“ am 1. März in der anhaltischen Stadt mit. Anlass ist der schwerste Bombenangriff auf Dessau im Zweiten Weltkrieg am 7. März 1945.
Als Redner auf dem Marktplatz wurde unter anderen Oberbürgermeister Klemens Koschig (parteilos) angekündigt. Eine weitere Kundgebung soll am Hauptbahnhof stattfinden. Im Rahmen der Proteste gegen Neonazis, zu denen Gewerkschaften, Kirchen, Parteien, Vereine und die Stadtverwaltung aufgerufen haben, wollen auch Theaterschauspieler in ganz Dessau-Roßlau auftreten. Ferner wird in der Nähe des Zuges der Neonazis zu einem kirchlichen Chor- und Bläserkonzert eingeladen. Den Abschluss der Protestaktionen bildet ein von Berliner Künstlern gestalteter „Mikis-Theodorakis-Liederabend“ in der Marienkirche.
Das „Netzwerk GELEBTE DEMOKRATIE“ warf Nazi-Kameradschaften und NPD-Kadern vor, wie schon in Vorjahren menschenverachtende Parolen in der Stadt verbreiten zu wollen, die Verbrechen der Nationalsozialisten zu leugnen und die Opfer zu verhöhnen. Der geplante Aufmarsch diene als „Werbeveranstaltung für den Einzug der NPD in den Landtag“.
In Sachsen-Anhalt wird am 20. März ein neuer Landtag gewählt. Die rechtsextremistische NPD will dabei in den dritten ostdeutschen Landtag einziehen. In Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern verfügt sie bereits über Sitze in den Länderparlamenten. Sachsen-Anhalt wird seit 2006 von einer CDU/SPD-Regierung geführt. Für den Aufzug der Neonazis, der voraussichtlich am Hauptbahnhof beginnt, wurden nach Polizeiangaben 200 bis 250 Teilnehmer angemeldet. Das „Netzwerk GELEBTE DEMOKRATIE“ wurde Ende 2009 von Vertretern der Stadtverwaltung, der Kirchen, einer Bildungseinrichtung, des Anhaltischen Theaters, der Staatsanwaltschaft und einer Gewerkschaft gegründet. Die meisten Mitglieder gehören auch dem seit 1999 bestehenden „Bündnis gegen Rechtsextremismus“ an.
Für den eigentlichen Gedenktag, den 7. März, ist traditionell ein Gedenkgottesdienst in der evangelischen Pauluskirche geplant. Danach sollen um 21.45 Uhr, dem Beginn der damaligen Bombenabwürfe, alle Kirchenglocken in der Stadt geläutet werden. Dessau war von 1940 bis 1945 Ziel von insgesamt 20 alliierten Luftangriffen. Der schwerste forderte am 7. März 1945 etwa 700 Todesopfer. Danach lag der Großteil der Innenstadt in Schutt und Asche.
(1099/01.03.2011)
Dessau – Gesellschaft