"Politischen Diskurs nicht gefährden"
Dessau-Roßlau, am – Im Bericht des Landeskirchenrates vor der anhaltischen Synode hat Kirchenpräsident Joachim Liebig die stabile Situation der Evangelischen Landeskirche Anhalts unterstrichen. „Die Landeskirche ist in der Lage, ihre Aufgaben in jeder Hinsicht zu erfüllen und Dank einer nicht zuletzt finanziell positiven Entwicklung sogar inhaltliche Schwerpunkte zu setzen.“
Eine beständige Nachsteuerung von innerkirchlichen Strukturen sei dennoch geboten. Die Existenz der Landeskirche, so Liebig, stehe nicht zur Disposition. „Als nach Mitgliederzahlen kleine, nach Fläche mittlere Landeskirche ist die anhaltische Landeskirche integraler Partner der evangelischen Landeskirchen in Deutschland mit einem lebendigen kirchlichen Leben im Inneren wie in den Außenbeziehungen.“ Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat derzeit 46.000 Mitglieder.
Mit Blick auf die 2011 stattfindenden Wahlen der Gemeindekirchenräte, also der Leitungsorgane der Kirchengemeinden, würdigte der Kirchenpräsident die Arbeit gerade der ehrenamtlichen Kirchenältesten: „In den Gemeindekirchenräten engagieren sich Menschen mit überwältigendem Einsatz an Begabung, Zeit, Fertigkeiten und nicht selten auch Geld. Es ist eine der zentralen Wesensäußerungen protestantischer Kirche.“
Neben Aufgaben wie Friedhofsordnungen und Pachten, Gebäudezuständen und Personalangelegenheiten würden die Gemeindekirchenräte in der Landeskirche zukünftig zunehmend bedeutsam für die geistliche Situation in den Gemeinden. „Die weithin verbreitete protestantische Vorstellung, dafür sei die Pfarrerschaft zuständig, ist zwar nicht falsch. In ihrer Ausschließlichkeit jedoch wird sie zukünftig keinen Bestand mehr haben können. Damit erwachsen neue Erwartungen an Mitglieder in Gemeindekirchenräten.“
In seiner Rede warnte Liebig weiter vor einer Aushöhlung des politischen Diskurses in Deutschland. Mit Blick auf die massiven Bürgerproteste der letzten Monate etwa in Stuttgart und Gorleben sagte er: „Grundsätzlich ist es das vornehmste Vorrecht einer demokratischen Gesellschaft, den eigenen Bürgern Protestrechte auch außerparlamentarisch einzuräumen.“
Diese müssten sich jedoch auch die Frage nach ihrer Begrenzung gefallen lassen, ebenso wie parlamentarische Entscheidungen etwa durch Gerichtsentscheide eingeschränkt seien. „Ein grundsätzliches Widerstandsrecht zu beschreiben, das selbst Gewalt gegen Sachen und Menschen nicht prinzipiell ausschließt, halte ich in einer Demokratie wie der unsrigen für unerträglich.“ Liebig wies auch auf die hohe Belastung für die Polizistinnen und Polizisten im Zusammenhang mit den Protesten hin. Zugleich dürften die Proteste nicht politisch instrumentalisiert werden.
In seinem Bericht warb der Kirchenpräsident für das weitere Engagement der Landeskirche auf dem Gebiet des Tourismus. Auch die gastfreundliche Begrüßung von Touristen sei „integraler Bestandteil kirchlicher Arbeit“, so Liebig. Für Zufallstouristen wie für Gruppenreisende sollte es je eigene Angebote geben. Das Land Sachsen-Anhalt sehe im Tourismus mittelfristig einen entscheidenden Vorteil für die Region. Die Landeskirche Anhalts sollte an dieser Entwicklung nicht nur teilhaben, sondern sie kirchenentsprechend prägen.
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