Osterwort von Kirchenpräsident Liebig
Dessau-Roßlau, am – Es fehle an Hoffnung und Vertrauen, hört man angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage derzeit überall. Kehrten diese beiden jedoch zurück, sei die Wirtschaft schon auf dem Weg der Besserung. Sind also weniger Zahlen und Fakten entscheidend, als vielmehr etwas scheinbar Flüchtiges wie Hoffnung und Zuversicht?
Etwa 20 Jahre nach dem ersten Osterfest schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth: „Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“ (1. Korinther 15,19-20). In diesen beiden Sätzen spiegelt sich der Widerspruch zwischen harten Fakten und scheinbar vager Hoffnung. Auf der einen Seite stehen jene, die Jesus Christus für einen Lehrer, einen idealtypischen Menschen, möglicherweise einen Revolutionär halten – doch nicht für mehr. Paulus nennt sie beinahe unbarm-herzig „die Elendesten unter allen Menschen“. Sie sehen alles und verstehen dennoch nichts. Auf der anderen Seite steht die Gewissheit des Glaubens daran, dass Jesus Christus der Erste ist, der den Tod überwindet. Er ist Gott, der uns als Mensch entgegen tritt. Er stirbt zwar einen grausamen Tod am Kreuz – Karfreitag erinnern wir daran. Doch wider erwarten und bis dahin wider besseres Wissen ist das Grab am Ostersonntag leer. Diese Tatsache begründet eine Hoffnung, ein Vertrauen, das alles andere als vage ist. Die Zukunft ist damit in jedem Fall gesichert. Das Osterfest 2009 soll uns in besonderer Weise Hoffnung und Vertrauen schenken. Viel wichtiger als Zahlen und Fakten ist diese Grundhaltung zum Leben. Sie bildet das Fundament selbst für ganz praktische Konsequenzen wie die wirtschaftliche Gesundung. Die Hoffnungen dieser Welt haben offenkundig erneut getrogen. Unser Glaube trügt nicht – Ostern ist Tatsache seit 2000 Jahren. Es gibt eine – allerdings vage – Hoffnung, die jüngsten Erfahrungen der Wirtschaftskrise könnten dazu beitragen, den Wohlstand in der Welt gerechter zu verteilen. Freilich wird es immer Menschen geben, die sich als „Herren des Universums“ fühlen, weil sie mit wenigen Tasten ihres Computers Millionenbeträge um den Globus verschieben. Gerechtigkeit, Friede und Bewahrung der Schöpfung sind in solchen Lebensentwürfen nicht vorgesehen. Darum vergewissern wir Christen uns zunächst immer unseres Glaubens. Die Gottesdienste der Osterzeit dienen dazu in besonderer Weise. Hoffnung und Zuversicht führen dann zu praktischem Tun, das ohne sie nicht möglich wäre: Wir kümmern uns um unseren Nächsten und setzen uns ein für die Bewahrung der Schöpfung. Österliche Zuversicht ist daher nicht nur eine Angelegenheit persönlichen Glaubens, sondern von globaler Bedeutung. Sie beginnt im Kleinen und hat größtmögliche Ausdehnung. Gerade wegen der Fragen und Nöte unserer Zeit strahlt der Satz des Paulus zu Ostern 2009 umso heller: „Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind.“ Ein gesegnetes Osterfest wünscht Joachim Liebig, Kirchenpräsident