Evangelische Landeskirche Anhalts

Opferberater: Dessau von Neonazis als Hochburg etabliert

Dessau-Roßlau, am – Dessau-Roßlau (epd). Opferberater haben in der Region Anhalt/Bitterfeld/Wittenberg im vergangenen Jahr 32 rechtsextremistische Angriffe und damit zehn weniger als 2008 registriert. Mit 22 Taten in Dessau-Roßlau hätten die Neonazis die Stadt als „operative Hochburg“ etabliert, teilten die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalttaten und das „Projekt GegenPart“ am 16. Februar in Dessau-Roßlau mit.

Mit Propagandadelikten, rechten Demonstrationen und Mahnwache wurden insgesamt in der Region 197 rechtsextreme Aktivitäten gezählt. Mit 88 Einträgen sei fast die Hälfte aller 197 rechten Vorfälle in der Region dem Gebiet der Doppelstadt zuzuordnen. Bei den 32 Angriffen bildeten den Angaben zufolge Körperverletzungen sowie Nötigungen und Bedrohungen den größten Anteil, hinzu kamen eine Brandstiftung und drei Sachbeschädigungen. In der gesamten Region seien 2009 etwa ein Viertel aller von Rechtsradikalen in Sachsen-Anhalt verübten Delikte zu verzeichnen, hieß es. Die Region gelte damit weiter als ein Schwerpunkt rechter Aktivitäten in Sachsen-Anhalt. Das Innenministerium will am 11. März seine landesweite Jahresstatistik zur politisch motivierten Kriminalität präsentieren. Bei der Vorstellung ihrer Analyse riefen die Opferberater zu Protesten gegen einen Neonazi-Aufmarsch am 13. März in Dessau-Roßlau auf. Anlass ist der schwerste Bombenangriff auf Dessau während des Zweiten Weltkriegs vor 65 Jahren. Unter dem Motto „Bunte Vielfalt statt brauner Ungeist“ plane ein breites gesellschaftliches Bündnis an der Friedensglocke nahe dem Rathaus „eine Mischung aus Meinung, Information, Musik und Kultur“. Als Redner dort wurden unter anderen Oberbürgermeister Klemens Koschig (parteilos) und der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig angekündigt. Zudem wollen Theaterschauspieler mit dem Programm „Die Stadt als Bühne“ in ganz Dessau-Roßlau auftreten. Dem Aufzug der Neonazis soll später mit einem „Kehraus“ gefolgt werden. Die Neonazis marschierten, „um die Verbrechen des Nationalsozialismus zu leugnen und damit die NS-Opfer zu verhöhnen“, heißt es in dem Aufruf für das Kulturprogramm. Dieser „Geschichtsverfälschung“ müsse vehement entgegengetreten werden. Am eigentlichen Gedenktag, dem 7. März, ist traditionell ein Gedenkgottesdienst vorgesehen. Danach sollen um 21.45 Uhr, dem Beginn der damaligen Bombenabwürfe, alle Kirchenglocken geläutet werden. Internet: www.projektgegenpart.org (0789/16.02.2010)