Evangelische Landeskirche Anhalts

Nicolaikirche in Zerbst bekommt historisches Geläut zurück

Dessau-Roßlau, am – Das historische Geläut der im Krieg zerstörten Nicolaikirche in Zerbst bei Magdeburg soll wieder hergestellt werden. Der „sichtbare Start“ für die Arbeiten an der Ruine erfolge im März mit der Abnahme der zwei noch im Nordturm hängenden Glocken, sagte der Vorsitzende des „Förderkreises St. Nicolai Zerbst“, Walter Tharan, am 2. Februar dem epd.

Im Anschluss sollen die 5,2 Tonnen schwere „Gloriosa“ und die Große Uhrenglocke zusammen mit drei weiteren, in Zerbst lagernden Glocken der Kirche zur Restaurierung in das bayerische Nördlingen gebracht werden. Die um 1480 errichtete spätgotische Nicolaikirche sei das „bei weitem“ größte sakrale Bauwerk in Anhalt, betonte der Vereinschef. Die Region bestand bis 1945 unter anderem als Fürsten- sowie Herzogtum. Das Gebiet der Evangelischen Landeskirche Anhalts ist nahezu identisch mit dem ehemaligen Freistaat Anhalt. Der Südturm stammt aus romanischer Zeit. Nach Bombentreffern am 16. April 1945 brannte das Kirchengebäude über mehrere Tage aus. Zu dem auf eine Dauer von zwei Jahren angelegten Gesamtprojekt gehörten auch die Erneuerung des Glockenstuhls und der Guss einer neuen Glocke, so Tharan. Die Kosten beliefen sich auf insgesamt mehr als 300.000 Euro. Für den Beginn des Vorhabens seien von der Landesregierung Sachsen-Anhalts 15.800 Euro Fördermittel bewilligt worden. Weitere Zuschüsse habe unter anderem die Stadt Zerbst angekündigt. Außerdem sollen Spenden und Sponsorengelder eingeworben werden. Über den Förderkreis sind seit dessen Gründung 1991 rund zwei Millionen Euro in den Erhalt des Kirchenbaus geflossen. Als Ersatz für den beschädigten Glockenstuhl aus Stahl ist eine Holzkonstruktion geplant. Zum Abschluss der Arbeiten sollen insgesamt fünf Glocken im neuen Geläut hängen. Für die Uhrenschlagglocke ist später ein eigenes Läutwerk mit einer Uhr vorgesehen. Fachlich begleitet wird das Projekt vom Sachverständigen für Geläute und Turmuhren in der sächsischen Landeskirche, Rainer Thümmel. Mit einem unteren Durchmesser von 1,95 Meter ist die „Gloriosa“ Thümmel zufolge die größte in Deutschland erhalten gebliebene Glocke aus dem 14. Jahrhundert. (epd/02.02.2006)