Neue Heimat für gotischen Flügelaltar
Dessau-Roßlau, am – Ein gotischer Flügelaltar aus dem 16. Jahrhundert hat am gestrigen Montag in der Dorfkirche Reupzig bei Köthen eine neue Heimat gefunden. Der um 1500 hergestellte Altar stand bis Anfang des 20. Jahrhunderts in der nahe gelegenen Kirche Kleinbadegast, die mittlerweile eine gesicherte Ruine ist. Seit 1912 befand er sich als Dauerleihgabe im Historischen Museum Köthen, das im Herbst 2013 an die Evangelische Landeskirche Anhalts herantrat, um den Altar seiner ursprünglichen Bestimmung zu übergeben.
Hintergrund waren die klimatischen Verhältnisse im Museum, aber auch eine geplante neue Dauerausstellung, für die Platz benötigt wird.
Gemeinsam mit der Eigentümerin des Altars, der Kirchengemeinde Großbadegast, einer Restauratorin, den Denkmalbehörden und dem landeskirchlichen Bauamt wurden Aufstellungsmöglichkeiten geprüft. Da die Großbadegaster Kirche über einen eigenen Flügelaltar verfügt, kam sie als Standort nicht in Frage. Eine gute Möglichkeit wurde hingegen im nahe gelegenen Reupzig gefunden, im Bereich der Landgemeinde St. Christophorus Quellendorf. Die Dorfkirche Reupzig wurde kürzlich baulich gesichert, der Innenraum entsprechend historischer Befunde instandgesetzt und neu gefasst.
Hier konnte der provisorische Altar durch einen neuen Altarblock aus Sandstein ersetzt werden, auf dem der Kleinbadegaster Flügelaltar nun seinen Platz gefunden hat. „Das ist ein ganz bewegender Moment für unsere Kirchengemeinde“, sagte der Quellendorfer Pfarrer Lutz-Michael Sylvester. „Der Kleinbadegaster Altar passt wunderbar in die Reupziger Kirche“, betonte Restauratorin Angela Günther. Künftig sollen mit der Großbadegaster Gemeinde auch gemeinsame Gottesdienste in Reupzig gefeiert werden. Offiziell geweiht werden soll der Altar am 18. Mai in einem Festgottesdienst.
Werktag und Feiertag
Zu sehen sind in dem geschnitzten Schrein des Altars ein Papst, der Heilige Sebastian und der Heilige Andreas (von links). Die gemalten Seitenflügel zeigen in offenem Zustand, also in der so genannten „Feiertagsansicht“, links die Heilige Katharina und rechts die Heilige Barbara. In geschlossenem Zustand (Werktagsseite) sind links der Heilige Christophorus und rechts die Heilige Dorothea zu sehen. Die konservatorischen Maßnahmen am Altar in Vorbereitung des Transports wurden von der Restauratorin Angela Günther aus Dessau vorgenommen, die bauliche Vorbereitung lag in den Händen des Architekturbüros Girke aus Halle. Die Finanzierung der Arbeiten übernahm die Evangelische Landeskirche Anhalts.
Hintergrund: Kirche Reupzig
Die Pfarrkirche Reupzig ist ein kulturhistorisch bedeutendes Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert und befindet sich auf dem Kirchhof, inmitten des heute noch benutzten Friedhofes. Der Turm ist als Wehrturm erbaut und durch einen Bogen mit dem Schiff verbunden. 1871 wurde der Turm mit Walmdach um ein Geschoss erhöht, um die Uhr und das Uhrwerk darin unterzubringen. Das historische Uhrwerk konnte 2008 wieder restauriert werden und erhielt neue Ziffernblätter. Dank der finanziellen Unterstützung der Lotto-Toto- GmbH Sachsen-Anhalt erfolgte 2009 eine Schwammbekämpfung. Dabei erhielt die Decke, bestehend aus einer Holztonne mit freier Wölbung, einen neuen Anstrich.
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Dessau, Köthen – Aus den Gemeinden