Evangelische Landeskirche Anhalts

Multikulti-Programm gegen Neonazi-Aufmarsch in Dessau

Dessau-Roßlau, am – Dessau-Roßlau (epd). Mit einem multikulturellen Programm will ein breites gesellschaftliches Bündnis am 7. März in Dessau-Roßlau gegen einen Aufmarsch von Neonazis protestieren. Anlass ist das traditionelle Gedenken der Stadt an den schwersten Bombenangriff auf Dessau während des Zweiten Weltkrieges am 7. März 1945. Unter dem Motto „Vielfalt ist bunt“ sind an der Friedensglocke nahe dem Rathaus Auftritte des Anhaltischen Theaters und von internationalen Tanzgruppen geplant, teilte die Stadtverwaltung am 2. März mit.

Den Abschluss der Proteste gegen die Neonazis, zu denen Gewerkschaften, Kirchen, Parteien, Vereine und Unternehmen aufgerufen haben, bildet der traditionelle Gedenkgottesdienst in der evangelischen Pauluskirche (21 Uhr). Die Predigt hält der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig. Danach sollen um 21.45 Uhr, dem Beginn der damaligen Bombenabwürfe, alle Kirchenglocken geläutet werden. Dessau war von 1940 bis 1945 Ziel von mehreren alliierten Luftangriffen gewesen. Der schwerste forderte am Abend des 7. März 1945 rund 700 Todesopfer, mehr als 80 Prozent der Innenstadt fielen in Schutt und Asche. Zu den Akteuren des Kulturprogramms gegen den Neonazi-Aufmarsch gehören ein Blechbläser-Ensemble, Schauspieler, eine russische Folklore-Gruppe, die Kindertanzgruppe des Dessauer Jüdischen Kulturvereins sowie ein Trommler und ein Saxofonist aus Afrika. Eröffnet wird das Fest von Oberbürgermeister Klemens Koschig (parteilos). Außerdem wolle das „Bündnis gegen Rechtsextremismus“ dem Aufzug der Neonazis ab dem Hauptbahnhof mit einem „Kehraus“ folgen. Mit Reinigungsmaschinen der Stadtpflege und Besen solle symbolisch der „braune Unrat beiseite“ geräumt werden. Mit dem Programm wolle das Bündnis verhindern, dass das Gedenken an die Opfer der Dessauer Bombennacht vor 64 Jahren „von demokratiefeindlichen Kräften der rechten Szene, die sich über die wahren Hintergründe der Geschichte ausschweigen oder sie für sich uminterpretieren“, missbraucht werde. (1053/02.03.2009)