„Mitgefühl für betroffene Menschen“
Dessau-Roßlau, am – In den Kirchengemeinden der Evangelischen Landeskirche Anhalts wird der starke Anstieg der Flusspegel in Mitteldeutschland mit Sorge und Anspannung verfolgt. Bereits überflutet ist der Ort Altjeßnitz bei Raguhn, ebenso der Ortsteil Jeßnitz West. Beide Orte waren nur durch einen älteren Damm gesichert.
Jeßnitz selbst ist weiter von der Außenwelt abgeschnitten, alle Zufahrtsstraßen sind überflutet, doch die Innenstadt ist weiterhin trocken, der Strom seit gestern Nacht 0 Uhr zeitweise abgestellt. „Unser Mitgefühl und unsere Gebete sind jetzt bei allen Menschen, die vom Hochwasser betroffen sind, in Anhalt und darüber hinaus“, sagt Kirchenpräsident Joachim Liebig. „Ebenso danke ich von Herzen den vielen Helferinnen und Helfern sowie den hauptamtlichen Einsatzkräften für ihr Engagement. Der Landeskirchenrat hat über die Situation beraten, wir sind vorbereitet. Doch im Augenblick ist es noch zu früh, um konkrete Maßnahmen von landeskirchlicher Seite in die Wege zu leiten. Natürlich stehen Pfarrerinnen und Pfarrer für seelsorgerliche Anliegen zur Verfügung.“
In Raguhn selbst, das von der Flut 2002 in dramatischem Maß betroffen war, ist der Wasserstand im Augenblick rund 40 Zentimeter höher als vor elf Jahren. „Doch die neuen Deiche haben bislang gut gehalten“, sagt Pfarrerin Swantje Adam. „Zugleich hat die Mulde hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht.“ In der Raguhner Kirche wurden vorsichtshalber die Stühle aus dem Kirchenschiff auf die Emporen gebracht. Aus Sicherheitsgründen evakuiert wurden die Orte Priorau, Schierau und Möst bei Raguhn sowie die Dessauer Ortsteile Kleutsch und Sollnitz.
Die Muldebrücke, über die der Verkehr aus Richtung Osten nach Dessau einfährt, ist für Autos und zeitweise auch für Fußgänger gesperrt. Wer aus Waldersee oder Mildensee nach Dessau fahren möchte, muss die Autobahn 9 benutzen, wo sich derzeit der Verkehr kilometerlang staut, oder mit dem Fahrrad bzw. zu Fuß die Wörlitzer Brücke überqueren. Gesichert wird die Ludwigshafener Straße, die an der Mulde entlang führt. Es werden weiterhin dringend Helfer gesucht für das Füllen von Sandsäcken. Freiwillige können sich am Sandsackplatz an der Alten Landebahn (Flugplatz) melden.
Evakuierungen in anderen Dessauer Stadtteilen oder in der Innenstadt sind nach Auskunft des Dessau-Roßlauer Krisenstabes im Augenblick nicht vorgesehen. Der Wasserstand der Mulde, so die weitere Auskunft, stagniere, jedoch sei noch ein dritter Scheitel zu erwarten. Auch der Pegel der Elbe steigt stetig, hier wird der Höhepunkt aber erst in rund zwei Tagen erwartet.
Ein für Sonnabend geplantes Sportfest der evangelischen Kindertagesstätten aus Anhalt im nahe der Mulde gelegenen Dessauer Paul-Greifzu-Stadion steht auf der Kippe. „Eine endgültige Entscheidung werden wir Donnerstag treffen“, sagt Hauptorganisatorin Anke Schüler. In der Roßlauer Innenstadt haben sich erste größere Wasserlachen gebildet, weil die Rossel nicht wie gewohnt in die nahe Elbe abfließen kann.
Auch in den Saalestädten Bernburg und Nienburg wird der Höhepunkt des Hochwassers mit Anspannung und besorgtem Blick nach Halle verfolgt, wo derzeit tausende Menschen gegen die Flut kämpfen.
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