Evangelische Landeskirche Anhalts

Liebig: 'Reformationsjubiläum wird Verständnis zwischen Konfessionen befördern'

Dessau-Roßlau, am – „Die Wirkung der Reformation dauert bis heute an und prägt die Gedankenwelt der Moderne“, betont der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig zum Reformationstag 2009. „Die Entdeckung des Individuums, die Bedeutung des Gewissens, Verantwortung vor Gott für das eigene Leben übernehmen zu müssen und zugleich grundlegend auf Gottes Gnade angewiesen zu sein, sind nur einige wenige Aspekte.

Die kirchentrennenden Folgen der Reformation werden seit Jahrzehnten in gemeinsamen Bemühungen diskutiert und nach Kräften gemindert. An der Basis der weltweit wachsenden Christenheit sind dabei hoffnungsvolle Ergebnisse zu sehen, nicht zuletzt bei Kirchengemeinden in unserer Region. In der Diskussion der theologischen Fragen wird sehr ernsthaft gearbeitet. Das Reformationsjubiläum 2017 wird die Trennung nicht verstärken, sondern gegenseitiges Verständnis befördern und den wechselseitigen Respekt wachsen lassen. Die gemeinsamen Aufgaben der Kirchen erlauben angesichts der Säkularisierung keine Alternative.“ ---------- Hintergrund zum Reformationstag Am 31. Oktober 1517 schlägt der Augustinermönch Martin Luther 95 Kernsätze über den Zustand der Kirche an die Tür der Wittenberger Schlosskirche. Damit findet für ihn eine Entwicklung einen vorläufigen Höhepunkt, die sehr viel früher begonnen hat. Bereits im Studium und während einer Reise nach Rom schärft sich der Blick Luthers für die Probleme der Kirche: die Forderungen des Evangeliums decken sich nicht mehr mit der Wirklichkeit. Der Handel mit sogenannten „Ablassbriefen“ sind nur ein Beispiel dafür. Gegen Zahlung eines Geldbetrages soll Erlösung von höllischen Strafen nach dem Tod gesichert werden. Für Menschen des Mittelalters ist das eine durchaus vertraute Sichtweise. Luther stellt dieser Praxis die kostenlose und freie Gnade Gottes entgegen, die im Kreuz Jesu Christi gewährt ist. Der Thesenanschlag in Wittenberg wird durch damals modernste verfügbare Technik, den Buchdruck, in kurzer Zeit im deutschen Reich und darüber hinaus bekannt. Die politischen Umstände der Zeit lassen die Gedanken auf fruchtbaren Boden fallen. Ohne die Kirche trennen zu wollen, gibt Luther den Anstoß zu einer Spaltung der Kirche in eine römisch-katholische und eine protestantische Bekenntnisfamilie. Dessau-Roßlau, 29. Oktober 2009