Evangelische Landeskirche Anhalts

„Kraft des Glaubens im Leid“

Dessau-Roßlau, am – In seinem Osterwort hat Joachim Liebig, Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, die Kraft des Glaubens in Zeiten größten Leids unterstrichen. Er wies aus aktuellem Anlass auf das Flugzeugunglück in den französischen Alpen hin und das Leid von Flüchtlingen im Nahen Osten.

Das Kreuz, an dem Jesus Christus starb, sei für ihn ein Symbol der Nähe Gottes, sagte der Kirchenpräsident: „Das Kreuz ist das Zeichen Gottes, mit dem er alles Leid zu seinem Leid macht. Neben dem Getöse der Berichterstattung über den Flugzeugabsturz steht das Kreuz stumm als Ausdruck tiefsten Mitgefühls; dabei durchaus schweigsam, weil es nichts mehr zu sagen gibt zu Eltern, deren Kinder nie mehr zurückkehren werden.“

Weiter sagte Liebig: „Bliebe das Kreuz das letzte Zeichen, so wäre es bedeutungsvoll, aber hoffnungslos. Der Karfreitag mündet in den Ostermorgen. Unser Glaube als Christenmenschen gewinnt seit 2000 Jahren seine lebensprägende Kraft aus der sicheren Gewissheit, der Tod hat ein Ende. Von Anfang an tritt dem Glauben daran der Zweifel entgegen. In der Gruppe der Jünger ist es Thomas, der erst den auferstandenen Christus sehen will, bevor er glauben kann. Der unvorstellbare Gedanke vom Ende des Todes bleibt in jedem Fall dem Verstand verschlossen. Doch wer sich auf den Verstand reduziert, wird das Ostergeheimnis nicht erfassen können. Wer nur das für real hält, was begreifbar ist, muss davon ausgehen, der Tod bleibe ein Schlusswort. Wie schade!

Die Kraft des Glaubens ist so tragend, dass möglicherweise sogar trauernde Eltern darin Kraft finden können, Flüchtlinge und Kriegswaisen sich geborgen wissen. Der Menschen in größter Not im Gebet zu gedenken und für sie um Hoffnung in ihrer Trauer zu bitten, gehört ebenso zu Ostern, wie mit Familie und Freunden zusammen zu sein. Freudige Zuversicht in einer Welt der Katastrophen benötigen wir dringend; als Christ bitte ich Gott darum und bin gewiss, er allein schenkt sie.“

Das ganze Osterwort:

Das Kreuz ist das zentrale Symbol christlichen Glaubens. Der Tod am Kreuz zählt zu den brutalsten Hinrichtungsformen. Wenn die weltweite Christenheit am Karfreitag des Todes Jesu am Kreuz gedenkt, ist das ein Bekenntnis von tiefster Bedeutung: Gott leidet. In diesen Tagen stehen wir unter dem schockierenden Erfahrungen der Tragödie in den französischen Alpen. Seit Jahren sind wir konfrontiert mit dem unermesslichen Leid von Flüchtlingen, die im Mittelmeer ertrinken. Wir sehen Bilder von massakrierten Familien im Irak und in Syrien.

Als Christ weiß ich: Gott leidet. Ich glaube nicht an einen Gott, der mir fern ist. Ich glaube nicht an einen Gott, dem menschliches Leid unwichtig ist. Das Kreuz ist das Zeichen Gottes, mit dem er alles Leid zu seinem Leid macht. Neben dem Getöse der Berichterstattung über den Flugzeugabsturz steht das Kreuz stumm als Ausdruck tiefsten Mitgefühls; dabei durchaus schweigsam, weil es nichts mehr zu sagen gibt zu Eltern, deren Kinder nie mehr zurückkehren werden.

Bliebe das Kreuz das letzte Zeichen, so wäre es bedeutungsvoll, aber hoffnungslos. Der Karfreitag mündet jedoch in den Ostermorgen. Unser Glaube als Christenmenschen gewinnt seit 2000 Jahren seine Kraft aus der Gewissheit: Der Tod hat ein Ende. Von Anfang an tritt dem Glauben daran aber auch der Zweifel entgegen. Der Gedanke vom Ende des Todes bleibt in jedem Fall dem Verstand verschlossen. Wer aber nur das für real hält, was begreifbar ist, muss davon ausgehen, der Tod bleibt ein Schlusswort. Wie schade!

Die Osterglaube an die Auferstehung der Toten wurde zu aller Zeit diskreditiert. Als psychologischer Trick gegen die eigene Bedeutungslosigkeit, als Machtmittel der Kirche, als fromme, aber bedeutungslose Idee gegen die Furcht vor dem Sterben ist die Ostergeschichte gelesen worden. Für alle Menschen, die den Mut haben, sich auf den Gedanken einzulassen; für alle Glaubenden, denen ihr eigener Tod nur der Beginn der Ewigkeit ist, wirken diese Anfragen verständlich. Das zentrale Symbol des Kreuzes und des leeren Grabes ist damit jedoch nicht beschrieben. Die Kraft des Glaubens ist so tragend, dass vielleicht sogar trauernde Eltern darin Kraft finden können, dass Flüchtlinge sich geborgen wissen.

Seinen Ursprung hat unser Glaube im Weg vom Karfreitag zum Ostermorgen. Texte, Gebete und Lieder von größter Ernsthaftigkeit und Tiefe sprechen von diesem wichtigsten Thema unseres Lebens und setzen dem Tod freudige Zuversicht entgegen. Freudige Zuversicht in einer Welt der Katastrophen benötigen wir dringend; als Christ bitte ich Gott darum und bin gewiss, er allein schenkt sie.

Der Menschen in größter Not im Gebet zu gedenken und für sie um Hoffnung in ihrer Trauer zu bitten, gehört ebenso zu Ostern, wie mit Familie und Freunden zusammen zu sein.

Ich wünsche Ihnen gesegnete Ostern.

Ihr Joachim Liebig Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts

Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche