Evangelische Landeskirche Anhalts

Klassohn: "Der Frieden Gottes fängt im Kleinen an"

Dessau-Roßlau, am – In seinem Weihnachtswort ruft Kirchenpräsident Helge Klassohn die Menschen dazu auf, die Friedensbotschaft des Weihnachtsfestes auch im privaten und beruflichen Alltag zu leben: „ ,Frieden auf Erden’ – das ist ein großes Wort, doch der Frieden Gottes fängt im Kleinen an: An unserem Arbeitsplatz ebenso wie zu Hause, wo wir großzügig und barmherzig miteinander umgehen, die Stärken des anderen über das stellen, was wir als seine Schwächen wahrnehmen.“

Sehr viele Menschen würden von Christen erwarten, dass sie sich für diesen Frieden zur Bewahrung des Lebens einsetzen, „und sie erwarten es auch von der Gestaltung unseres Zusammenlebens in Kirche und Gesellschaft“, sagt der Kirchenpräsident. Allerdings sehe er in dieser Hinsicht auch große Belastungen: Wenn die Konflikte zwischen ökonomischen Gruppen- und Einzelinteressen und gesamtgesellschaftlicher Verantwortung und Solidarität im Sinne der Suche nach sozialem Ausgleich und sozialem Frieden in Deutschland nicht mehr angemessen gelöst werden könnten, stehe für viele Menschen die Legitimität der freiheitlich-demokratischen Gesellschaftsordnung auf dem Prüfstand. „In unserem reichen Lande wächst der Reichtum, aber es wächst auch auf eine erschreckende Weise die Zahl der Armen. Man spricht von einer neuen ‚Unterschicht’ oder einem ‚Prekariat’, anstatt einfach zu sagen, dass es eine erschreckend große Zahl von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, auch alten Menschen in Deutschland gibt, die in Not und Armut leben müssen.“ Das in der Sozialen Marktwirtschaft vorgegebene Ziel des Ausgleichs zwischen Arm und Reich und der Bewahrung des sozialen Friedens werde zurzeit von der Politik nicht konsequent genug verfolgt, so Klassohn. Die Evangelische Kirche dürfe als „Kirche der Freiheit“ nicht die gnadenlose Gleichgültigkeit hinnehmen, mit der der soziale Abstieg in die Armut als Folge von globalen und ökonomischen „Sachzwängen“ und als quasi „schicksalhaft“ hingestellt werde. Die „Option für die Armen“ realisiere sich praktisch in einem Leben mit den Armen, die genau wie die Reichen Sünder und keine besseren Menschen seien, sondern „wie wir alle“ durch das Angebot des Gottesfriedens zum Tun des Guten und Gerechten befreit und befähigt würden. „Das Weihnachtsevangelium vom menschenfreundlichen Frieden Gottes, der mit der Geburt des Kindes von Bethlehem in den Alltag der Welt gekommen ist, erinnert uns daran, dass es unter uns in Zukunft anders zugehen kann und auch anders zugehen muss als bisher. Ich bin der Überzeugung, dass das Weihnachtsfest erneut seine menschliche, lebensschützende, liebevolle Kraft in unserer Gesellschaft, in unseren Familien, in unserer Kirche und ihren Gemeinden entfalten wird, indem es die Herzen und Gewissen mit dem Glanz der Hoffnung auf eine bessere Welt erhellt.“ Dessau, 20. Dezember 2006 Zum kompletten Wortlaut des Weihnachtswortes (PDF, 92 KB) Bild Kirchenpräsident Klassohn (zip)