Kitas, ein Zukunftsthema der Kirche
Dessau-Roßlau, am – Die Landessynode der anhaltischen Landeskirche hat sich bei ihrer Tagung am gestrigen Sonnabend in Ballenstedt dafür ausgesprochen, die kirchliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen besser zu vernetzen. Konkret heißt es in einer Entschließung, Kindertagesstätten sollten in regionale Bildungskonzepte aufgenommen werden, an denen evangelische Grundschulen ebenso wie Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien teilhaben sollten.
Weiterhin befürwortete die Synode eine Entschließung der Diakonie Mitteldeutschland vom November 2013, in der ein Paradigmenwechsel in der Flüchtlingspolitik gefordert wird. Darin heißt es: „Rechtliche und gesellschaftliche Zugangsbarrieren müssen abgebaut werden. Der Zugang zum Arbeitsmarkt sollte ungehindert sein, das Asylbewerberleistungsgesetz und die Residenzpflicht abgeschafft werden.“ Ebenso gefordert werden in dem Papier eine familienfreundliche Aufnahmepolitik für Flüchtlinge, eine Erleichterung der Einreise von Familienangehörigen und ein dauerhafter Schutz von Familien.
In seinem Bericht über die Arbeit der Diakonie Mitteldeutschland am Freitag hatte der Vorstandsvorsitzende Eberhard Grüneberg die Bedeutung evangelischer Kindertagesstätten betont, von denen viele sich in Trägerschaft diakonischer Einrichtungen befinden. „Die Frage nach der Zukunft der Kindertagesstätten ist auch ein Zukunftsthema für unsere Kirchen“, sagte Grüneberg. „Die Kindertagesstätten sind neben der Familie der Ort, in dem Kinder ihre erste Glaubensprägung erhalten.
Sie bieten beste Voraussetzungen für die Grundlegung eines christlichen Fundamentes und verdienen so unsere besondere Aufmerksamkeit.“ Besonders auf die Qualifizierung der Erzieherinnen und Erzieher müsse weiterhin viel Wert gelegt werden. Grüneberg konstatierte einen zunehmenden Konkurrenzdruck zwischen Trägern: „Wir haben besonders in Sachsen-Anhalt Sorge, dass kommunale Einrichtungen gegenüber den Einrichtungen Freier Träger bevorzugt werden.“
Die Zahl der evangelischen Kindertagesstätten in kirchlicher und diakonischer Trägerschaft hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als verdoppelt. Waren es 1992 auf dem heutigen Gebiet der Diakonie Mitteldeutschland (Sachsen-Anhalt und Thüringen) 155 Tagesstätten, so sind es derzeit 366. In Sachsen-Anhalt gibt es 169 evangelische Kindertagesstätten. Davon befinden sich 114 in diakonischer und 55 in kirchlicher Trägerschaft. 15 Kindertagesstätten befinden sich auf dem Gebiet der evangelischen Landeskirche Anhalts. Davon sind neun Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft, sechs Einrichtungen in diakonischer Trägerschaft und eine Einrichtung in Trägerschaft der Johanniter-Unfall-Hilfe.
Kirche auf dem Land
Weiterhin befasste sich die Synode am Sonnabend mit dem Thema „Kirche auf dem Land – Probleme und Chancen der Kirchengemeinden in der Fläche“. Hintergrund ist unter anderem der Rückgang an Kirchenmitgliedern besonders auf dem Lande. In einer Diskussion wurde deutlich, dass stetig wachsende Pfarrbereiche hier keine wirkliche Lösung sind. In seinem Impulsreferat betonte Pfarrer Mathias Kipp aus Sandersleben, Kirche sei oft die letzte Institution, die noch auf dem Land präsent sei und dürfe sich daher nicht aus der Fläche zurückziehen. Sie würde dann weiße Flecken hinterlassen. Er bedauerte, dass eine große Zahl der hauptamtlichen Kirchenmitarbeitenden nicht mehr aufs Land ziehen wolle.
Eine Möglichkeit der Situation auf dem Lande zu begegnen sei, die Arbeit unter hauptamtlichen Mitarbeitenden anders zu teilen und ein Team zu bilden, das gabenorientiert arbeitet. Die Diskussion in der Synode machte deutlich, dass hier individuelle Lösungen gesucht werden müssen. „Wir müssen Zusammenarbeit üben, weil es nicht mehr anders geht“, sagte der Zerbster Pfarrer Albrecht Lindemann.
Klar wurde bei den Beratungen auch, dass die Gemeindearbeit wieder neue Impulse erhält, wenn mehr Menschen einbezogen sind, wenn Gottesdienstbesucher auch Akteure und nicht nur Zuschauer sind. Die Martinsgemeinde in Bernburg hat zum Beispiel begonnen, mit der Egelner Gemeindeagende zu arbeiten, Andachtsheften, die es ermöglichen, Andachten und Gottesdienste ohne Pfarrer zu halten. Die Initiative „Anhalt betet“ will in Anhalt Menschen auch außerhalb der regulären Gottesdienste zum Gebet zusammebringen.
Zur Arbeit der Ehrenamtlichen im Verkündigungsdienst äußerte sich Christine Reizig, Landespfarrerin für Gemeindeaufbau: „Ich schätze die Arbeit der Lektorinnen und Lektoren sehr, aber sie sind keine Kopien der Pfarrer. Ich möchte, dass sie so eingesetzt werden, damit sie selbst noch Freude daran haben.“ Weiter wurde in der Synode diskutiert, wie regionale Gottesdienste auf dem Lande insgesamt besser besucht und ob Kirchen intensiver gemeinsam mit Kommunen genutzt werden könnten.“
- Beschlüsse und Gesetze
- Erstes Kirchengesetz zur Änderung des Kirchengesetzes über die diakonische Arbeit in der Evangelischen Landeskirche Anhalts
- Lektorenordnung
- Kirchengesetz zur Zustimmung zum Mitarbeitervertretungsgesetz der EKD und zur Änderung des Ausführungsgesetzes zum Mitarbeitervertretungsgesetz der EKD
Die Frühjahrstagung der Landessynode in Ballenstedt ging am Sonnabendnachmittag zu Ende.
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