Kirchlich-kulturelles Zentrum in Ballenstedt geplant
Dessau-Roßlau, am – Ballenstedt (epd). Dem Theologen Johann Arndt (1555-1621) soll in Ballenstedt (Sachsen-Anhalt) ein umgestaltetes Gemeindehaus gewidmet werden. Die Eröffnung des Johann-Arndt-Hauses mit einer umfangreichen Bibliothek sei für den 23. Oktober vorgesehen, sagte der zuständige Kreisoberpfarrer Jürgen Dittrich am 12. Oktober dem epd. Langfristig solle das Haus zu einem kirchlich-kulturellen Zentrum mit verschiedenen Bildungsangeboten entwickelt werden.
Dem Ballenstedter Kirchenkreis der Evangelischen Landeskirche Anhalts waren vor einem Jahr 15.000 Bände der Kirchenkanzlei der früheren Evangelischen Kirche der Union (EKU) in Berlin geschenkt worden. Die Sammlung umfasst historische und moderne Ausgaben des Pietismus, der preußischen Geschichte sowie die komplette Musikabteilung. Das künftige Johann-Arndt-Haus wurde zuvor als Drogerie und Handwerksgeschäft genutzt und ist heute im Besitz der Schlosskirchengemeinde. Die Bibliothek soll nach Herzog Joachim Ernst von Anhalt benannt werden, der 1947 in einem sowjetischen Speziallager in Buchenwald ums Leben gekommen war. Geplant sind laut Dittrich für die Bibliothek Öffnungszeiten von 22 Stunden in der Woche sowie später die Einrichtung eines „Lesecafés“. In dem Haus befinden sich zudem vier Mietwohnungen. Arndt gilt als Wegbereiter für die kirchliche Reformbewegung des Pietismus. Er wurde am 27. Dezember 1555 in Edderitz bei Köthen (Sachen-Anhalt) geboren. Nach einem Theologiestudium in Helmstedt, Wittenberg, Basel und Straßburg war er ab 1583 unter anderem Pfarrer in Ballenstedt sowie von 1611 lutherischer Generalsuperintendent in Celle/Lüneburg. Arndt hatte sich vor allem mit seiner Schrift „Vier Bücher vom wahren Christentum“ von 1605 zum Vordenker des späteren Pietismus entwickelt. Ende 2005 wurde in Ballenstedt eine Johann-Arndt-Forschungsgesellschaft ins Leben gerufen. Präsident ist der Marburger Kirchenhistoriker Hans Schneider. (5458/12.10.2007)