Evangelische Landeskirche Anhalts

Kirchenpräsident: Durch Krisen nicht entmutigen lassen

Dessau-Roßlau, am – Dessau-Roßlau (epd). Zum Osterfest hat der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig die Bevölkerung aufgefordert, sich von weltweiten Krisen und sozialen Problemen nicht entmutigen zu lassen. Andauernde Kriege, die Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, Gewalt in Familien und wachsende Armut seien nur einige Beispiele dafür, dass es auch Ostern 2010 „erschreckend viele Gründe“ für Klagen gebe, erklärte er am 30. März in seinem Wort zum Osterfest in Dessau-Roßlau.

Die Hoffnung, die Ostern schenke, lasse Menschen jedoch „nicht ermüden“. „Tragender und bergender“ christlicher Glaube verändere die Welt, betonte der leitende Geistliche der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Sogar Angesichts des Todes und entgegen eigener Erwartungen würden Menschen Hoffnung finden. Klagen und ein Versagen im entscheidenden Moment änderten nichts an der Zusage Gottes nach einem Leben über den Tod hinaus. (1622/30.03.2010) ------------ Das Osterwort im Wortlaut Im entscheidenden Moment – als es darauf ankommt – versagt er jämmerlich. Er war einer der Ersten. Vom ersten Moment an brannte er für die Sache und diesen Menschen. Er ließ alles stehen und liegen und gab Jahre seines Lebens. Aber nun ist alles ganz anders. Im entscheidenden Moment hat er versagt. Nicht nur einmal, sondern dreimal hat er behauptet, nichts, aber auch gar nichts mit diesem Angeklagten zu tun zu haben. Am Morgen krähte der Hahn und der Versager erinnert sich. Jesus hatte es ihm vorausgesagt. Und er stellte sich abseits und weinte bitterlich. Der Versager heißt Petrus. Die Bedeutung seines Namens ist: der Fels. Von Anfang an geht er mit Jesus und er soll der Felsen sein, auf dem die Kirche steht. Petrus weint bitterlich über sich selbst: Alles scheint verloren. Nichts ist zu beschönigen; nichts zurückzuhalten oder zu erklären. In diesem Moment zwischen Gründonnerstag und Karfreitag gibt es keine Zukunft für den Glauben – keine Zukunft für die Kirche. Wenig später stirbt Jesus am Kreuz vor den Toren Jerusalems. Nicht nur Petrus hält damit die Sache für erledigt. Niemand ahnt: Dieses ist der Auftakt zu dem, was am Ostersonntagmorgen geschieht. Der Tod endet! Selbst die Menschen, die Jesus über Jahre nahe waren, können das nicht glauben und schon gar nicht begreifen. Dennoch ist es wahr. Der Glaube beginnt erst jetzt. Nach tiefster Verzweiflung und Tod eröffnet ein leeres Grab einen vollständig neuen Blick auf das Leben und über den Tod hinaus. Der Glaube beginnt. Die Kirche beginnt. In 2000 Jahren der Geschichte der Kirche gab es unzählige Momente, bitterlich zu weinen. Petrus hat zahllose Nachfolger. Doch die Botschaft des Glaubens ist davon unberührt. Gott beendet den Tod. Die frohe Botschaft des Evangeliums hängt nicht von denen ab, die diese Nachricht verkündigen sollen. Und doch wünscht sich Gott Menschen, die spürbar in diesem Glauben leben. Zu allen Zeiten wird es Gründe geben, bitterlich zu weinen. Zu allen Zeiten werden ebenso Menschen selbst im Angesicht des Todes Hoffnung finden; häufig sogar entgegen ihren eigenen Erwartungen. Bei aller Schönheit der Welt gibt es auch Ostern 2010 erschreckend viele Gründe, bitterlich zu weinen. Andauernde Kriege, Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen, Gewalt in Familien und wachsende Armut sind dafür nur einige Beispiele. Die Hoffnung, die Ostern schenkt, lässt Menschen nicht ermüden. Im Kleinen und Großen arbeiten sie an gelungenem Leben in der Familie, Bewahrung der Schöpfung und friedlichen Lösungen in unserer unfriedlichen Welt. Tragender und bergender Glaube verändert die Welt. Bitterliches Weinen und im entscheidenden Moment zu Versagen ändert nichts an Gottes Zusage an uns. Dessau-Roßlau, 30. März 2010