Kirchenpräsident berichtet der Synode
Köthen, am – In seinem Bericht bei der Frühjahrstagung der anhaltischen Landessynode in Köthen hat Kirchenpräsident Joachim Liebig davor gewarnt, den Begriff des „Christlichen Abendlandes“ zu instrumentalisieren. Weiterhin umriss Liebig Schwerpunkte und Herausforderungen bei der künftigen Arbeit der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Dazu gehörten eine langfristige Personalplanung, der Umgang mit kirchlichen Immobilien sowie mit dem Finanzausgleich der Evangelischen Kirche in Deutschland und eine eingehende Beschreibungen von Aufgaben in den Gemeinden, Diensten und Werken.
Andreas Schindler, Präses der Landessynode, erinnerte in seiner Eröffnungsrede an den Absturz eines deutschen Verkehrsflugzeuges in den französischen Alpen: „Auch in Anhalt haben Christen für die Opfer des Absturzes und ihre Angehörigen gebetet. Als Christen wissen wir, dass das Leid in dieser Welt nicht das letzte Wort hat. Daher vertrauen wir darauf, dass Gott bei all denen ist, die leiden. Wir wünschen den Angehörigen, dass sie in ihrer Trauer diese tröstende Nähe Gottes spüren.“
Mit Blick auf die Kundgebungen rechtspopulistischer Bündnisse wie „Pegida“ und „Magida“ sagte Kirchenpräsident Liebig: „Ganz ohne Zweifel leben wir in einer Werteordnung, die auch im christlichen Glauben wurzelt. Dazu gehört das unteilbare Recht auf Unverletzlichkeit jeder Person ebenso wie gleiche Rechte für alle Menschen. Wenn jedoch von einer christlichen Wertegemeinschaft gesprochen wird, liegt dem ein fundamentales Missverständnis zu Grunde. Denn die Gemeinden der Christenmenschen sind zunächst Gemeinden von gemeinsam Glaubenden.“ Wer Glaube und Kirche auf ihre Funktion als Lieferanten von Werten reduziere, erfasse ihr Wesen nur zum geringeren Teil, so Liebig.
„Wir sind dankbar, in einem Staatswesen zu leben, dessen fundamentale Werte mit unserem Glauben übereinstimmen. Gerade in Deutschland haben wir jedoch auch hinreichende Erfahrungen, welche anderen Formen von Staatlichkeit abseits aller christlichen Fundamentierung es geben kann. Wer also mit rassistischen Parolen ein christliches Abendland verteidigen will, zeigt nicht nur die eigene Ungeschichtlichkeit, sondern ebenso den eigenen Unglauben.“ Liebig begrüßte in diesem Zusammenhang die Unterstützung von Flüchtlingen durch Kirchengemeinden und kirchliche Einrichtungen. Die Landeskirche Anhalts hat dazu eine Handreichung zur Verfügung gestellt.
Zum Immobilienbestand der Landeskirche Anhalts sagte der Kirchenpräsident, der Verkauf oder die Stilllegung von Kirchen ständen nicht zur Disposition. Gerade im ländlichen Bereich müsse jedoch stärker über die Abgabe etwa von nicht genutzten Pfarrhäusern nachgedacht werden. „Doch unsere Landeskirche besteht – wie jede Kirche – weniger aus Gebäuden und Immobilien, so bedeutsam diese auch sind“, betonte Liebig. „Zentral sind und bleiben die Menschen, die sich dem Auftrag Jesu Christi verpflichtet fühlen und aus eigenem Glauben heraus an allen Stellen arbeiten.“ Für hauptamtliche ebenso wie nebenamtliche und ehrenamtliche Mitarbeitende sei es wichtig, sich klar zu machen: „Warum arbeite ich für die Kirche? Was will ich hier bewegen? Welche Aufgabe habe ich hier? Keine Veränderung kann gelingen, wenn nicht möglichst viele Mitarbeitende sie mit einem möglichst hohen Maß an Zufriedenheit mittragen.“
Die Herausforderungen für alle Kirchenmitarbeitenden seien angesichts von demografischem Wandel, Umstruktrierungen und auch dem Rückgang von Kirchenmitgliederzahlen groß. In allen Bereichen der Kirche, so der Kirchenpräsident, müsse die Nachwuchsgewinnung einen größeren Stellenwert erhalten. Das Interesse von Studierenden aus Anhalt am Pfarrberuf stimme ihn jedoch optimistisch.
Die Landessynode besteht aus 33 von den Ältesten der Kirchenkreise gewählten und sechs von der Kirchenleitung berufenen Synodalen. Zwei Drittel der Synodalen sind Nichttheologen, ein Drittel Theologen. Die Stellvertreter der Landessynodalen werden von den Kreissynoden gewählt. Die Landessynode kommt regelmäßig zwei Mal im Jahr zu Tagungen zusammen, dazwischen arbeiten die Synodalen in Ausschüssen. Die Landeskirche Anhalts hat derzeit 38.740 Mitglieder.
Alle Infos und Berichte: www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/synode
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