Kirche fordert umweltverträgliches Konzept für Elbe
Dessau-Roßlau, am – Hitzacker (epd). Mehr als 1.000 Menschen aus Umweltgruppen und Kirchgemeinden entlang der Elbe haben am Wochenende vom 12. und 13. Juni im niedersächsischen Hitzacker den dritten „Elbe-Kirchentag“ gefeiert. Bei einem Gottesdienst am 13. Juni warb der Lüneburger Landessuperintendent Hans-Hermann Jantzen dafür, den Fluss möglichst naturbelassen zu erhalten. „Wir fordern die Politik auf, endlich ein nachhaltiges Gesamtkonzept für die Elbe mit allen beteiligten Interessengruppen zu entwickeln“, sagte der stellvertretende hannoversche Landesbischof.
Die Pläne für eine Vertiefung der mittleren Elbe seien „zu kurz gedacht und machen weder ökonomisch noch ökologisch Sinn“. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Hubert Weiger, sagte in einem Podiumsgespräch, die Elbe und ihre Auen gehörten zu den ökologisch wertvollsten Naturräumen in Deutschland. In den Schutz dieser Landschaft müsse deutlich mehr investiert werden. Der BUND lehne deshalb weitere Elbvertiefungen ab, betonte Weiger. Es sei nicht möglich, die Mittel- und Oberelbe zu einer ganzjährig befahrbaren Wasserstraße mit garantierten Mindesttiefen von 1,60 m zu entwickeln, ohne ihren naturnahen Charakter zu zerstören. Auch der grüne Bundestagsabgeordnete Stephan Kühn wandte sich gegen den Ausbau. Allein 2009 seien rund 36 Millionen Euro in die Bundeswasserstraße Elbe investiert worden. Die Baumaßnahmen bewirkten, dass der Fluss in einem Korsett gefangen sei. In Teilstrecken grabe er sich tiefer in das Flussbett und die Auen an den Ufern trockneten aus. Das Ziel einer konstanten Wassertiefe lasse sich unter anderem wegen Folgen des Klimawandels dennoch nicht erreichen. Der Klima-Forscher Manfred Stock mahnte, bei Entscheidungen zum Elbe-Ausbau müssten die zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigt werden. Im Sommer werde es voraussichtlich häufigere und ausgedehntere Niedrigwasserperioden geben, sagte der Vertreter des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung. Der zweitägige Elbe-Kirchentag mit einem „Markt der Möglichkeiten“, Aktionen auf dem Fluss und Bibelarbeiten stand unter dem Motto „Ein-Fluss verbindet – Zukunftsbilder für die Elbe“. Unter anderem trat der Liedermacher Rolf Zuckowski mit Kinderchören aus Elborten auf. Elbe-Kirchentage wurden zuvor schon in Coswig in Sachsen-Anhalt und Mühlberg in Brandenburg gefeiert. Die Treffen von Menschen entlang der Elbe zwischen Tschechien und der Nordsee sollen zum Engagement für den Erhalt der natürlichen Flusslandschaft ermutigen. Sie sollen unterschiedliche Initiativen miteinander verbinden. „Statt Fronten zu verhärten, wollen wir Menschen miteinander ins Gespräch bringen, die an und mit der Elbe leben“, sagte Hitzackers evangelischer Pastor Jens Rohlfing von den Organisatoren. Hitzacker war bei den Hochwassern 2002 und 2006 von den Fluten des Stroms überspült worden. Seit 2008 ist dort eine Hochwasserschutzanlage installiert. www.elbekirchentag.de (3091/13.06.2010)