Evangelische Landeskirche Anhalts

Jüdisches Leben in Anhalt

Dessau-Roßlau, am – Die Kirchengeschichtliche Kammer der Evangelischen Landeskirche Anhalts hat mit Blick auf den Jahrestag des Pogromgedenkens am 9. November ein reich bebildertes Buch zur Geschichte des jüdischen Lebens im Fürstentum, späteren Herzogtum und Freistaat Anhalt herausgegeben. Viele aktuelle Bilder hat der Berliner Fotograf Torsten Lüders im Jahr 2019 erstellt. Interview zu dem Buchprojekt im Offenen Kanal Dessau

Texte von zahlreichen Autorinnen und Autoren informieren über das Leben der jüdischen Gemeinden in anhaltischen Orten, über Synagogen und Friedhöfe, über die Diskriminierung der Juden und schließlich die Zerstörung des jüdischen Lebens durch die Nationalsozialisten. Auch Initiativen der Gedenkkultur von Schulen, Vereinen und Gemeinden, Museen und Ortschaften sind aufgenommen. Die Veröffentlichung erfolgt in Abstimmung mit der jüdischen Gemeinde Dessau. Redaktionell betreut wurde die Publikation von Pfarrer i.R. Dietrich Bungeroth und von Johannes Killyen, Pressesprecher der Landeskirche Anhalts. Das Layout hat der Dessauer Grafiker Wolf-Erik Widdel übernommen.

Zur Präsentation des Buches am heutigen Freitag in der Dessau-Roßlauer Kirche St. Georg, die von Maurice Lepetit (Cello) und Irene Herrmann (Orgel) musikalisch umrahmt wurde, sagte der anhaltischen Kirchenpräsident Joachim Liebig: „Die Absicht des Werkes liegt nicht allein im wertschätzenden Rückblick, sondern ist auch als vehementes Zeugnis gegen aktuellen Antisemitismus und jede Intoleranz zu verstehen. Aus der Erinnerung an jüdisches Leben und seiner immensen gesellschaftlichen Bedeutung weit über die Region hinaus erwächst daher nicht nur Trauer über den Verlust, sondern idealerweise die Motivation, unser gegenwärtiges und zukünftiges Miteinander zu gestalten.“

Der Dessauer Pfarrer Dietrich Bungeroth setzt sich seit Jahrzehnten für ein lebendiges Gedenken an das jüdische Leben in Anhalt ein. Er hat die Publikation maßgeblich angestoßen und koordiniert. Anlässlich der Buchvorstellung sagte Bungeroth: „Es gibt zwar eine ganze Reihe von Veröffentlichungen zum jüdischen Leben in unserer Region, die hohen wissenschaftlichen Rang haben. Immer wieder ist jedoch festzustellen, welche Lücken die Nazizeit gerissen hat. Die jüdischen Gemeinden sind alle vernichtet worden, ihre Archive fielen weitgehend der Reichspogromnacht von 1938 und den folgenden Bombardierungen zum Opfer. Auch amtliche und kirchliche Aktenbestände sind stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Buchprojekt will daher auch an vielen kleineren Orten von Ballenstedt bis Zerbst an die Geschichte der jüdischen Gemeinden erinnern und zeigen, was davon heute noch bekannt und sichtbar ist. Ein Gemeinschaftswerk ist entstanden, an dem auch in Kirchengemeinden oder in Vereinen haupt- und ehrenamtlich tätige Menschen beteiligt sind.“

Autorinnen und Autoren des Buches: Pfarrer Karl Heinz Schmidt, Reiner Krziskewitz, Dr. Bernd G. Ulbrich, Prof. Dr. Ernst-Joachim Waschke, Dr. Karl-Heinz Börner, Monika Knof, Pfarrerin Dorothee Schmitt, Anett Gottschalk, Helmut Ernst, Dr. Ingo Pfeifer, Pfarrer i.R. Dietrich Bungeroth, Oberkirchenrat i.R. Dietrich Franke, Agnes-Almuth Griesbach.

Aufgeführte Orte: Bernburg, Großmühlingen, Nienburg, Ballenstedt, Harzgerode, Gernrode, Hoym, Köthen, Wulfen, Radegast, Güsten, Dessau, Sandersleben, Gröbzig, Jeßnitz, Großalsleben, Wörlitz, Coswig und Zerbst


Jüdisches Leben in Anhalt
„Suche den Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34, 15)
Hrsg.: Kirchengeschichtliche Kammer der Ev. Landeskirche Anhalts
Redaktion: Dietrich Bungeroth, Johannes Killyen, Grafik: Wolf-Erik Widdel
Dessau-Roßlau 2020 – ISBN: 978-3-9819215-5-7
240 Seite, zahlreiche Abbildungen
Preis 15 Euro
Verkauf u.a. über die die Ev. Buchhandlung Dessau (Tel. 0340 / 2202646) und die Thalia-Buchhandlung Dessau

Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche