"In protestantischer Freiheit Verantwortung übernehmen"
Dessau-Roßlau, am – Anlässlich des Reformationstages am 31. Oktober hat der anhaltische Kirchenpräsident Helge Klassohn die Bedrohung von Freiheit und Demokratie durch rechtsradikale Gruppierungen als eine zentrale Herausforderung in Ostdeutschland bezeichnet. „Dagegen hilft kein halbherziges Vorgehen, keine halbherzige Sprache der Verantwortlichen in Politik, Kirche und anderen Bereichen der Gesellschaft. Radikale Populisten nutzen die sozialen Nöte ihrer Mitbürger schamlos aus, um Misstrauen gegen die demokratischen Institutionen zu säen. Sie rufen zur Gewalt auf und fördern die Resignation vor ökonomischer Selbstsucht. Gegen sie müssen wir mit Argumenten und dem eigenen Vorbild einschreiten.“
Der Kirchenpräsident erinnerte an die Freiheit, für die der Reformator Martin Luther mit der Veröffentlichung seiner 95 Thesen im Jahr 1517 gekämpft habe: „Sein Protest richtete sich gegen die katholische Kirche des 16. Jahrhunderts, die der Freiheit des Evangeliums nicht genug Raum geben wollte und die Herrschaft der Angst über die Seelen der glaubenden Menschen duldete. So ist Freiheit zum großen Thema des Protestantismus geworden und bis heute geblieben.“ Freiheit könne nach christlichem Verständnis aber nur in der Bindung an Jesus Christus gelebt werden: „Wer allein auf sich selbst gestellt frei handeln will, der spürt bald, dass Menschen zu leicht der Faszination des Bösen erliegen.“ Zugleich, so Klassohn, bedeute protestantische Freiheit auch, bereit zu sein für die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung: „Im Vertrauen auf Gottes Liebe können wir ohne Angst um uns selbst und um unseren Profit für Gerechtigkeit, Solidarität und Nächstenliebe eintreten.“ ---------------------------------------------- Veranstaltungen: Ehrung für Ehrenamtliche, Gottesdienste, Essen und Trinken wie bei Luther Am Reformationstag finden in fast allen anhaltischen Gemeinden Festgottesdienste statt. In der Köthener St. Agnuskirche wird Kirchenpräsident Helge Klassohn neun Frauen und Männer aus Gemeinden und diakonischen Einrichtungen für ihr ehrenamtliches Engagement in der Evangelischen Landeskirche Anhalts mit dem „Anhalter Kreuz“ auszeichnen. Die Dankzeichen werden im festlichen Rahmen ab 15 Uhr verliehen. Über die jährliche Vergabe der Anhalter Kreuze entscheidet ein Vergabeausschuss. Erstmals wurden die Dankzeichen 2002 verliehen. Die Ehrennadeln werden von einem Kreuz und den zwei Buchstaben „E“ und „A“ geschmückt, die für „Ehrenamt“ und „Evangelisches Anhalt“ stehen. 2006 werden ausgezeichnet (alphabetisch): Martha Altzschner (Raguhn), Ellen Arndt (St. Trinitatisgemeinde Zerbst), Hans-Christof Ernst (Auferstehungsgemeinde Dessau), Käthe Henze (Großwülknitz), Henry Lange (St. Bartholomäi-Gemeinde Dessau-Waldersee), Klaus Moser (Latdorf), Gerhard Pannicke (Wolfen), Ingeborg Voß (Martinsgemeinde Bernburg), Hans-Ulrich von Trotha (Cösitz). ---------------------------------------------- In der Kanzler von Pfau‘schen Stiftung findet am 31. Oktober um 10 Uhr ein evangelischer Gottesdienst statt, im Anschluss wird zu einem „Essen und Trinken wie zu Luthers Zeiten“ eingeladen (Infos: Kreisoberpfarrer Karl-Heinz Schmidt, Tel. 03471 / 33 35 29). In der St. Marienkirche in Harzgerode wird um 11 Uhr ein Diakoniegottesdienst für alle Mitarbeitenden der Diakonie im Kirchenkreis Ballenstedt gefeiert (Infos: Pfn. Anke Dittrich, Tel. 039484 / 2334), im Christophorushaus Wolfen-Nord findet um 10 Uhr ein Regionalgottesdienst zum Reformationsfest statt (Infos: Pf. Matthias Seifert, Tel. 03494 / 240 81). ---------------------------------------------- Erinnerung: Pressekonferenz zum Jubiläum des anhaltischen Reformationsfürsten Georg III. Georg III. (1507-1553) ist als derjenige Fürst bekannt geworden, unter dessen Herrschaft in Dessau 1534 die Reformation eingeführt wurde. Im kommenden Jahr wäre er 500 Jahre alt geworden. Die Evangelische Landeskirche Anhalts und die Stadt Dessau mit der Anhaltischen Landesbücherei und dem Museum für Stadtgeschichte bereiten aus diesem Anlass ein Jubiläumswochenende vom 21. bis 23. September 2007 vor, zu dem eine Ausstellung und ein Symposion ebenso gehören werden wie ein Festgottesdienst, ein eigenes Theaterstück und ein Renaissancemarkt. Vor dem Reformationstag 2006 möchten wir Sie im Rahmen einer Pressekonferenz erstmals über diese Jubiläumsfeier informieren Wann? Freitag, 27. Oktober, 11.30 Uhr Wo? Palais Dietrich der Anhaltischen Landesbücherei, Zerbster Straße 35, Dessau Als Gesprächspartner stehen Ihnen zur Verfügung – Helge Klassohn, Kirchenpräsident der Ev. Landeskirche Anhalts – Gabriele Schneider, Direktorin Anhaltische Landesbücherei Dessau – Dr. Barbara Czerannowski, Direktorin Museum für Stadtgeschichte Dessau – Dr. Ulla Jablonowski, Historikerin, Dessau Als besonderen Gast erwarten wir Steffen Schwalba, Hauptdarsteller des Theaterstücks über Georg III., das Pfarrer i.R. Armin Assmann zum Jubiläum geschrieben hat (Auftritt in Kostüm, Fototermin!)
Hintergrund: Reformation in Anhalt Die Nähe Wittenbergs bewirkte, dass Martin Luther und Philipp Melanchthon oftmals in Anhalt waren. 1522 predigte Martin Luther in Zerbst. Fürst Wolfgang von Anhalt-Köthen unterschrieb mit der Protestation zu Speyer (1529) und der Confessio Augustana (Augsburger Bekenntnis, 1530) zwei wesentliche protestantische Bekenntnisschriften. 1534 wurde unter der Regentschaft von Georg III. schließlich auch in Dessau die Reformation eingeführt. 1541 wurden alle in Anhalt amtierenden Pfarrer auf die Lutherbibel verpflichtet. Ab 1578 wurden die anhaltischen Pfarramtskandidaten nicht mehr in Wittenberg, sondern in Zerbst ordiniert. Von diesem Zeitpunkt an kann man von einer selbstständigen Landeskirche reden.