Hecklingen feiert Basilika-Jubiläum
Dessau-Roßlau, am – Die evangelische Kirchengemeinde Hecklingen und der Freundeskreis Basilika Hecklingen erinnern am 4. Oktober mit mehreren Festveranstaltungen an die Generalrestaurierung des romanischen Kirchenbaus vor 125 Jahren. Zum Auftakt findet in der Kirche, die auch eine Station an der Straße der Romanik ist, um 16.00 Uhr ein Konzert des Hecklinger Musikvereins statt.
Um 18.00 Uhr schließt sich ein Empfang an und um 19.00 Uhr folgt ein Festvortrag von Dr. Mathias Köhler vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle unter dem Titel „Romanik und Romantik – Die Hecklinger Basilika im Kontext europäischer Architektur und Denkmalpflege“. Bereits am 3. Oktober findet in der Hecklinger Kirche um 10.00 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst mit dem East-Side-Gospel-Chor Oschersleben statt. In seinem Grußwort in der Festschrift zum Jubiläum schreibt Kirchenpräsident Helge Klassohn: „Die Basilika St. Georg und Pancratius zu Hecklingen gehört zu den Kostbarkeiten unserer Evangelischen Landeskirche Anhalts. Sie lädt nicht zu kunsthistorischer Betrachtung, sondern vor allem zum Gebet und zu einem gottesdienstlichen und kulturellen Leben ein. Ihre Bauformen und Kunstwerke bezeugen allen Menschen die frohe Botschaft von dem für die Versöhnung der Menschen mit Gott gekreuzigten und in das neue Leben vor Gott auferstandenen Jesus Christus! Die Restaurierung 1883 ging mit hoher Sensibilität für die Kostbarkeiten des alten Kirchenbaus und für den Gesamtzusammenhang des Bauwerks vor. Die letzten Jahre haben uns wieder sehr viel mehr Verständnis für das bau- und kunstgeschichtliche Einfühlungsvermögen, für das handwerkliche Geschick und die gediegene Arbeit der Restauratoren des 19. Jahrhunderts gelehrt. So ist auch die letzte große und dringend erforderliche Sanierung und Restaurierung der Hecklinger Basilika Anfang der 1990er Jahre im Wesentlichen den Intentionen der Restaurierung des 19. Jahrhunderts gefolgt.“ --------------- Hintergrund: Geschichte der Basilika Hecklingen In Hecklingen, einer der ältesten Siedlungsgründungen in Mitteldeutschland (Ersterwähnung 944), wurde Mitte des 11. Jahrhunderts von den Plötzkauern ein Familienkloster gestiftet, das um 1150 in ein Benediktinerinnen-Konvent umgewandelt wurde. In dieser Zeit wurde mit dem Bau der jetzigen Klosterkirche begonnen, die sich durch ihren einheitlichen und harmonischen Baukörper und romanische Stuckplastik von europäischem Rang auszeichnet. Seit dieser Zeit kam es auch zu großen Schenkungen von Kirchen und Ländereien an das Kloster. Am Vorabend der Reformation wurde 1496 durch ein verheerendes Feuer nahezu der gesamte Klosterkomplex, jedoch nicht die Kirche, zerstört. Im Jahre 1559 bewirkte die reformatorische Bewegung, die in Anhalt sehr bald Fuß gefasst hatte, dass die letzte Äbtissin des Nonnenklosters zur evangelischen Konfession übertrat. 1571 erwarb die Familie von Trotha das säkularisierte Kloster. Verbindungen zu der Familie, die nach dem Zweiten Weltkrieg enteignetet wurde, bestehen bis heute. Die ursprünglich den beiden ritterlichen Heiligen Georg und Pancratius (letzterer trat später in den Hintergrund) geweihte Kirche wurde in der Folgezeit zur evangelischen Pfarrkirche des Ortes. Anfang des 17. Jahrhunderts löste eine Teilung der anhaltischen Lande Bekenntnisstreitigkeiten zwischen Reformierten und Lutherischen aus: Das streng lutherische Hecklingen sollte nun von den Bildern sowie rituellen Elementen wie dem Taufexorzismus oder der Ohrenbeichte gereinigt werden. Das angeordnete „Abtun und die Demolierung der Götzen und Altäre“ und die Absicht zur Einführung des Heidelberger Katechismus stießen auf den Widerstand von Adel und Untertanen. Eingesetzte reformierte Pfarrer wurden boykottiert. Selbst nach Einführung der Union von Reformierten und Lutherischen – in Anhalt-Bernburg seit 1820 durch den reformierten Dichter und Theologen Friedrich Adolf Krummacher – gab die Gemeinde mitsamt der Familie der Rittergüter in der Abendmahlsfrage nicht nach. Mit dem Zeitalter der Industrialisierung – im nahen Staßfurt entstand das erste Kalibergwerk der Welt – erhielt Hecklingen viele Zuwanderer. Maßgeblich durch den Staat gefördert, erstrahlte Ende des 19. Jahrhunderts die Kirche nach umfangreichen Restaurierungen in neuem Glanz. Nachfragen beantwort Pfarrer Christfried Kulosa, Tel. 03925 / 284 277 Infos: www.hecklingen.de Dessau-Roßlau / Hecklingen, 29. September 2008