„Glauben in der Öffentlichkeit bezeugen“
Dessau-Roßlau, am – Bei der Tagung der Landessynode der Evangelischen Landeskirche Anhalts heute in Dessau hat Kirchenpräsident Joachim Liebig Christen dazu aufgerufen, sich deutlicher zu ihrem Glauben zu bekennen. „Die sichere Fundamentierung unseres Glaubens ist Voraussetzung für ein Gespräch mit anderen Religionen und Lebensdeutungen. Selbstverständlich weichen wir nicht davon ab, für diesen Glauben zu werben und ihn mit gelassener Überzeugung zu leben.
Ob Menschen anderen Glaubens dann ihren Weg zu Christus finden, ist allein Sache Gottes. Wir können jedoch gewiss sein, dass Menschen aus der Fremde uns auch in unserem Glauben erkennen wollen. Das ist kein Gesprächshindernis, sondern die Grundvoraussetzung.“ Glaube sei keine Privatangelegenheit, sagte Liebig in seinem Bericht vor den Synodalen, sondern müsse auch in der Öffentlichkeit bezeugt werden.
Schwerpunkte bei der Synodaltagung sind bis zum morgigen Sonnabend unter anderem Berichte über die Flüchtlingssituation in Anhalt, über das Umweltengagement der Landeskirche sowie Beratungen über die Dezernatsberichte und den Haushalt für das Jahr 2016.
In seiner Eröffnungsrede hatte Präses Andreas Schindler an die Terroranschläge von Paris vor wenigen Tagen erinnert: „Unsere Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen sowie bei den französischen Menschen, die zum wiederholten Male in das unbarmherzige Gesicht des Terrors schauen mussten. Angst und Schrecken sollen – wie jetzt schon in vielen Teilen der Welt – verbreitet werden. Aber wir Christen wissen, wo Hilfe auf uns wartet – bei Gott. Er ist es, der uns aufruft und uns die Stärke gibt, die Welt mit Zeichen der Liebe zu verändern.“
Kirchenpräsident Liebig sprach sich in diesem Zusammenhang für besonnenes Handeln aus: „Wir sollten die Situationen in aller Klarheit zur Kenntnis nehmen, ohne zugleich – weder von Seiten des Staates noch Einzelner – in einen am Ende zerstörerischen Aktionismus zu verfallen. Würden wir von den Grundlagen unserer offenen Gesellschaft abweichen – und sei es um der Sicherheit willen – hätte der Terror ein wesentliches Ziel erreicht.“
In seinem Grußwort vor der Synode dankte der Dessau-Roßlauer Oberbürgermeister Peter Kuras der anhaltischen Landeskirche für ihr Engagement für Flüchtlinge und für die Unterstützung der Stadt Dessau-Roßlau bei der Aufnahme von Hilfe suchenden Menschen. „Lassen Sie uns weiter gemeinsam daran arbeiten, diesen Menschen eine ordentliche Willkommenskultur zu bieten.“ Die Inhalte des christlichen Glaubens seien hierbei ein wichtiger Kompass. „Lassen Sie andere wissen, dass wir als Christen handeln.“ Kuras betonte auch, er freue sich, „dass wieder ein Parlament in unserer Stadt tagt“.
Kirchenpräsident Liebig sagte dazu: „Als Kirchen können wir nicht anders, als auf der Seite der Mühseligen und Beladenen zu stehen. Darüber kann es keine Diskussion geben. Rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen und Haltungen sind in keinem Fall mit unserem christlichen Glauben zu vereinbaren.“
Weiter berichtete Kirchenpräsident Joachim Liebig von Regionalbegehungen in den Regionen der Evangelischen Landeskirche Anhalts. Dabei war er im Verlaufe des Jahres mit rund 300 Haupt- und Ehrenamtlichen zusammengekommen, um über den Stand und die Probleme kirchlichen Lebens in den Gemeinden zu sprechen. Deutlich sei geworden, dass in vielerlei Hinsicht engagierte und sehr gute Arbeit geleistet werde. Als belastend würden hingegen sinkende Gemeindegliederzahlen empfunden. Zusätzliche Arbeitsgebiete könnten angesichts der bereits bestehenden Arbeitsanforderungen nur wenig beachtet werden. Der Kirchenpräsident warb in diesem Zusammenhang dafür, neue Gemeindeformen, etwa milieu- oder berufsbezogene Gemeinden, stärker in den Blick zu nehmen.
So genannte „Gemeindepflanzungen“ würden nicht in Konkurrenz zu üblichen Gemeinden treten und seien auch nicht mit einer Mehrarbeit für Mitarbeitende verbunden. Als Beispiel für einen neuen Ort einer berufsbezogenen Gemeinde könne die Kirche in Dessau-Großkühnau genannt werden, die als Polizeikirche von Beamtinnen und Beamten und der Polizeiseelsorge genutzt wird. Weitere Gemeindepflanzungen seien im Bereich der Diakonie oder auch in evangelischen Schulen und Kindertagesstätten denkbar, wo zahlreiche kirchlich gebundene Menschen zusammenkämen. In den kommenden drei Jahren sollten besondere Gemeindeformen erprobt werden.
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