Evangelische Landeskirche Anhalts

Glaube weist über den Glaubenden hinaus

Dessau-Roßlau, am – In seinem Osterwort betont der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig die Kraft der österlichen Botschaft gegen vorherrschende Furcht: „Mehr denn je sehen wir mit Besorgnis auf die Situation in der Welt und vielleicht auch in unserem eigenen Leben. Es scheint, als sei nichts mehr gesichert, vorhersehbar und beruhigend. Am einfachsten wäre es, der berechtigten Furcht freien Lauf zu lassen. Daraus entsteht jedoch Wut, Aggression und letztlich Krieg. Als Christen haben wir eine Alternative.

Wer durch die Ereignisse des ersten Osterfestes vor 2000 Jahren gewiss ist, selbst den Tod nicht fürchten zu müssen, darf ein furchtloses Leben führen. Wer furchtlos ist, kann vernünftig und abgewogen selbst auf Furcht einflößende Ereignisse reagieren. Mehr denn je brauchen wir in unserer Zeit Menschen, die sich nicht von einfachen Antworten verwirren lassen. Der Glaube zeigt damit seine weit über den einzelnen Glaubenden hinausreichende Bedeutung. Ein Christ ist sich immer der Verantwortung vor Gott und anderen Menschen bewusst. Die tiefe Bedeutung der Nächstenliebe zeigt sich ganz praktisch in lebendiger, mitmenschlicher Gemeinschaft. Das alles beginnt mit Ostern.“

Das Osterwort im Wortlaut

„Für Christen in aller Welt ist das Osterfest die zentrale Zeit im Verlauf des Jahres. Nach dem letzten Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern am Gründonnerstag stirbt er am Karfreitag. Zunächst scheint es für die Jünger, als sei damit alles zu Ende. Erst am Ostersonntag erkennen sie, welche Bedeutung der christliche Glaube in Wahrheit hat. Eine Generation nach den Jüngern schreibt der Apostel Paulus, es sei ein Skandal zu glauben, der Tod habe ein Ende. Ist das überhaupt vorstellbar? Dieser Skandal wirkt bis heute fort. Immer wieder wird der christliche Glaube auf Mitmenschlichkeit zugespitzt. Selbstverständlich beinhaltet er auch dies. Die von Jesus geforderte Nächstenliebe reicht aber weit über Mitmenschlichkeit hinaus. Sie wurzelt in dem Menschen Jesus Christus, in dem Gott für einen ganz realen Zeitraum Mensch wird – und der als Mensch stirbt. Weil Jesus Christus aber nicht nur Mensch, sondern auch Gott ist, begrenzt ihn der Tod nicht. Damit nimmt das Ostergeschehen vorweg, was Gott für uns Menschen bereithält. Christen glauben an ein Leben nach dem Tod bei Gott. Wer diesen Glauben zur Grundlage seines Lebens machen kann, wird Nächstenliebe als eine selbstverständliche Folge begreifen.

Mehr denn je sehen wir mit Besorgnis auf die Situation in der Welt und vielleicht auch in unserem eigenen Leben. Es scheint, als sei nichts mehr gesichert, vorhersehbar und beruhigend. Gewiss haben zu allen Zeiten Menschen so empfunden. Tröstlich ist diese Erkenntnis jedoch nicht. Kriege, Terror und Katastrophen fordern von uns eine angemessene Antwort. Am einfachsten wäre es, der berechtigten Furcht freien Lauf zu lassen. Daraus entsteht Wut, Aggression und letztlich Krieg. Als Christen haben wir jedoch eine Alternative. Wer durch die Ereignisse des ersten Osterfestes vor 2000 Jahren gewiss ist, selbst den Tod nicht fürchten zu müssen, darf ein furchtloses Leben führen. Wer furchtlos ist, kann vernünftig und abgewogen selbst auf Furcht einflößende Ereignisse reagieren. Mehr denn je brauchen wir in unserer Zeit Menschen, die sich nicht von einfachen Antworten verwirren lassen. Der Glaube zeigt damit seine weit über den einzelnen Glaubenden hinausreichende Bedeutung. Eine Christin glaubt nie nur für sich allein. Ein Christ ist sich immer der Verantwortung vor Gott und anderen Menschen bewusst. Die tiefe Bedeutung der Nächstenliebe zeigt sich ganz praktisch in lebendiger, mitmenschlicher Gemeinschaft. Das alles beginnt mit Ostern.“

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