"Glaube ist eine Mannschaftssportart"
Dessau-Roßlau, am – In seinem Bericht vor der neu konstituierten Synode der Evangelischen Landeskirche Anhalts hat Kirchenpräsident Joachim Liebig am Freitag die Eigenständigkeit der Landeskirche bekräftigt. Zugleich wies er auf die Bedeutung der Zusammenarbeit mit anderen Kirchen und Einrichtungen hin:
„In einem Satz gesagt setzen wir in Anhalt auf Kooperation, wo immer es möglich ist, bei gleichzeitiger Wahrung der landeskirchlichen Autonomie. Das ist nicht nur ein Ausdruck von solidem Traditionsbewusstsein, sondern der Versuch, evangelische Kirche unter den derzeitig in Deutschland geltenden Bedingungen anders als in der großen organisatorischen Form darzustellen.“ Liebig nahm in diesem Zusammenhang Bezug etwa auf die bevor stehende Fusion dreier evangelischer Kirchen im Norden Deutschlands zur Nordkirche. Ein Blick in die Ökumene zeige, so Liebig, dass weltweit Großkirchen eher die Ausnahme bildeten.
Der Kirchenpräsident ging auch auf die horizontalen Finanzausgleichsleistungen anderer Landeskirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland an die anhaltische Landeskirche ein. Sie betragen in diesem Jahr 3,86 Millionen Euro bei einem Gesamthaushaltsvolumen der Landeskirche von 14,86 Millionen Euro. „Ähnlich wie bei staatlichen finanziellen Ausgleichsleistungen zwischen den Bundesländern müssen wir davon ausgehen, auf diese Ausgleichsleistung nicht unbegrenzt rechnen zu können. Wir sind außerordentlich dankbar für die Solidarität der Geberkirchen, sehen jedoch auch die finanziellen Schwierigkeiten dort. Es wird eine Aufgabe der neuen Synode sein, die langfristige finanzielle Planung mit Augenmaß und gewohnter höchster Solidität vorzunehmen.“
Als alternativlos bezeichnete Liebig die missionarische Grundhaltung und Ausrichtung aller kirchlichen Arbeit. „Solange die große Mehrzahl der Menschen in Anhalt nicht getauft sind, müssen alle Bemühungen sich dieser Aufgabe widmen.“ Zugleich unterstrich der Kirchenpräsident die Bedeutung der Kirchengemeinde: „Dort findet die kirchliche Arbeit ihre eigentliche Form. Ebenso ist die einzelne Gemeinde jedoch zwingend auf den Gesamtverband der anderen Gemeinden und damit der Landeskirche angewiesen. Das hat nicht nur organisatorische Gründe, sondern ist theologisch fundamentiert.“
Die volle Form kirchlicher Arbeit mit allen diakonischen und missionarischen Aspekten finde sich erst in der Gemeinschaft der Gemeinden, die nicht zuletzt in der Synode zum Ausdruck komme. Glaube sei im Kern eine Mannschaftssportart. „Die Kernmannschaft ist die Gemeinde; wer sich allerdings dauerhaft damit begnügt, wird weder nachwuchsfähig noch attraktiv sein für Menschen, die bisher andere ‚Sportarten‘ betrieben haben.“
Als Ergebnis seiner „Regionalbegehungen“ in allen Regionen der Landeskirche sagte Liebig: „Mit großer Freude und Dankbarkeit ist ein überaus hohes Maß an Engagement der haupt-, ehren- und nebenamtlich Mitarbeitenden festzustellen. Diese Arbeitsleistung ist der eigentliche Schatz der Landeskirche; ihn gilt es zu loben, zu unterstützen und zu erweitern.“ Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat zurzeit 42.100 Mitglieder.
Weitere Informationen zur Synodaltagung: www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/synode
Bilder von Kirchenpräsident Joachim Liebig: www.landeskirche-anhalts.de/landeskirche/kirchenpraesident/bilder
Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche