Evangelische Landeskirche Anhalts

Gestohlene Flügel von Cranach-Altar wieder aufgetaucht

Dessau-Roßlau, am – „Wir hätten nicht erwartet, dass die Kliekener Altarflügel jemals wieder auftauchen“, freut sich Pfarrer Dankmar Pahlings von der Hoffnungsgemeinde Zieko. Nach 27 Jahren sind die von Lukas Cranach dem Älteren (1472-1553) gestalteten Seitenflügel des Altars aus der Kreuzkirche in Klieken/Anhalt (westlich von Wittenberg gelegen) in einem Bamberger Antiquariat wiederentdeckt worden. Bei einem Spaziergang durch die Stadt habe ein Cranachexperte zufällig die beiden Tafeln im Schaufenster eines Kunsthändlers entdeckt, berichtet Pahlings. Im Vergleich mit Abbildungen wurden die Cranachbilder identifiziert und dann von der Polizei sichergestellt.

Der Diebstahl war am 17. Mai 1980 bemerkt worden: Die Diebe stiegen damals durch ein Fenster in die Kliekener Kreuzkirche ein und schraubten die Seitenflügel des Altars ab. Die vier Bilder auf den Außen- und Innenseiten der Altarflügel zeigen Maria im Kindbett, Joachim und Anna unter der Goldenen Pforte, Maria in rotem Gewand sowie den Erzengel Gabriel. Der Stil der Bilder sei für Cranach untypisch, sie seien nicht signiert und deshalb nur für einen Experten erkennbar gewesen, sagt Pfarrer Pahlings. Der Cranach-Altar vom Anfang des 16. Jahrhunderts war als Geschenk der Kommende Buro 1697 nach Klieken gekommen. 1957/58 wurde die Figurenübermalung abgenommen, das Maßwerk neu gefasst und die Malerei auf den Flügeln gereinigt. Im Mittelteil des Schreins, der in der Kirche verblieben ist, stehen geschnitzte Figuren, die die Madonna, den heiligen Sebastian und die heilige Anna verkörpern. Die Kirchengemeinde rechnet nun damit, dass auch die Seitenflügel nach Abschluss der Ermittlungen wieder nach Klieken kommen. Infos: Pfarrer Dankmar Pahlings, Tel. 0171 / 382 60 53 ---------------------- Hintergrund: Kreuzkirche Klieken Eine Kapelle, die an gleicher Stelle wie die jetzige Kirche in Klieken stand, wurde 1504 durch einen Brand zerstört. Im 17. Jahrhundert entstand der heute erhaltene Fachwerkbau mit langem südlichem Querschiff. Durch eine Stiftung der Gutsherren von Lattorf erhielt die Kirche 1784 einen neuen Turm, dessen kunstvoller Aufbau auf großes Können der damaligen Zimmerleute schließen lässt. Zwischen 1850 und 1900 wurde ein nördliches Querschiff angebaut, so dass die Kirche die Form eines Kreuzes erhielt. Am nördlichen Querhausarm stehen fünf Epitaphe, auf dem Friedhof ein Grabstein von Angehörigen der ehemaligen Gutsbesitzerfamilien. Die Inneneinrichtung stammt aus der Erbauungszeit und ist entsprechend farblich gestaltet, weiß mit Gold abgesetzt. Die Kassettendecke, die im Schiff tiefer hängt als im Altarraum, ist mit Wolken bemalt, die eventuell Buchstaben darstellen. Ein Ölgemälde, das die Kreuzabnahme Christi zeigt, entstand um 1700. Der Taufstein mit Inschrift und Wappen stammt aus dem 18. Jahrhundert. An der Innenwand des nördlichen Kreuzarmes stehen barocke Epitaphe. Besonders erwähnenswert sind dabei zwei Steinporträts von 1710 und 1716. Zudem befinden sich in den Kreuzarmen die ehemaligen Patronatslogen und Särge früherer Gutsherren. Die Orgel, die hinter dem Altar auf der Empore steht, ist ein Instrument der Firma Zuberbier aus dem 18. Jahrhundert. Sie blieb zu etwa 95 Prozent im in ihren Originalteilen erhalten und wurde 1994 restauriert. Die beiden Bronzeglocken goss Heinrich Borstelmann, Magdeburg, im Jahr 1590. Mit der Neueindeckung des Kirchenschiffes wurde Ende 2000/Anfang 2001 eine grundlegende Reparatur des Dachstuhls und im Nachgang mit der Sanierung am Turmdaches eine umfangreiche Fachwerksanierung am Turm durchgeführt. Weitere Infos: Stiftung „Entschlossene Kirchen“, www.entschlossene-kirchen.de -------------------- Bilder der Altarflügel aus Klieken (Quelle: Polizeidirektion Oberfranken): Bild 1: Maria im Kindbett Bild 2: Joachim und Anna unter der Goldenen Pforte Bild 3: Maria in rotem Gewand Bild 4: Erzengel Gabriel