Evangelische Landeskirche Anhalts

Gemeinschaft mit Gott und den Menschen

Dessau-Roßlau, am – Es mangelt an Gemeinschaft! So lassen sich viele Klagen und Wünsche zusammenfassen. Nicht nur Eltern, deren erwachsene Kinder weit weg wohnen, leiden darunter. Nicht nur ältere Menschen, die ihre Freunde überlebt haben, sind einsam. Sich ganz allein zu fühlen, selbst wenn scheinbar alles in Ordnung ist, beschreibt ein Lebensgefühl unserer Zeit. Dabei zählt Gemeinschaft zu den Grundlagen für ein gutes Leben. Martin Luther beschreibt in einem Lehrbuch des Glaubens vor 500 Jahren, was alles zum „täglich Brot“ gehört: „gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen“.

Manchmal ist Gemeinschaft aber auch anstrengend. Sie erfordert Toleranz gegenüber anderen Meinungen, Duldsamkeit bei Konflikten und Demut in der eigenen, manchmal festgefügten, Lebenshaltung. Gemeinschaft setzt voraus, dass ich mich nicht so wichtig nehme wie mein Gegenüber. Sind wir dabei, diese Gemeinschaftstreue zu verlernen? Wenn Familien und Freunde zu Weihnachten zusammenkommen, scheitert Gemeinschaft nicht selten an Persönlichkeiten, die weder tolerant noch duldsam noch demütig sind. Dennoch lohnt es sich, Gemeinschaft zu pflegen. Alle Anstrengungen darum werden belohnt mit einem Gefühl der Geborgenheit, das ein einsamer Mensch nie erleben kann.

Als Christ ist für mich der Ursprung dieser menschlichen Gemeinschaft der Wunsch Gottes, mit mir Gemeinschaft haben zu wollen. Darum wird Gott Mensch. Mein Verstand ist damit überfordert. Mein Glaube reicht jedoch weiter und entfaltet ein Gefühl von Geborgenheit beim Gedanken an die Geschichte vom Kind in der Krippe. Nicht einmal größte Not vermag dieses wärmende Gefühl der Nähe zu überwinden, wie ich aus den Fluchtgeschichten der eigenen Familie nach 1945 gelernt habe. Offensichtlich braucht es mehr als nur den Wunsch nach Gemeinschaft, um diese Geborgenheit erleben zu können. Es braucht die feste Gewissheit von Gottes Nähe, um die bisweilen anstrengende menschliche Nähe immer wieder neu zu gestalten. Vielleicht ist die Klage über mangelnde Gemeinschaft auch ein Wunsch, die Nähe Gottes endlich ganz persönlich erleben zu können.

Es ist nicht naiv, wenn wir das Bild eines Kindes in ärmlichsten Verhältnissen, umgeben von Menschen, die sich davon anrühren lassen, als Zugang zu menschlicher Gemeinschaft deuten. Die Gottesdienste dieser Tage mit ihren Liedern und Texten geben jede Gelegenheit dazu. Letztlich liegt es an uns, ob wir die Einladung Gottes zur Gemeinschaft mit ihm wagen wollen. Gott steht dazu bereit. Um unserer menschlichen Gemeinschaft willen sollten wir ihn beim Wort nehmen. Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Christfest.

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