Evangelische Landeskirche Anhalts

Gemeindefusion in Dessau

Dessau-Roßlau, am – In einem Festgottesdienst in der Kirche Dessau-Kleinkühnau feiern die Auferstehungsgemeinde Dessau-Siedlung und die Kirchengemeinde Dessau-Kleinkühnau am Sonntag, 14. Januar, 10 Uhr ihre Vereinigung. Die neue Kirchengemeinde, die seit dem 1. Januar besteht, trägt den Namen „Auferstehungsgemeinde Dessau Siedlung und Kleinkühnau“ und hat rund 1.250 Mitglieder. Im neuen Kirchensiegel bilden zwei ineinandergreifende Ellipsen ein Kreuz.

Leitungsgremium der Gemeinde ist ein gemeinsamer Gemeindekirchenrat mit 4 ehramlichen Mitgliedern aus Kleinkühnau und 10 ehrenamtlichen Mitgliedern aus Siedlung sowie den hauptamtlichen Mitarbeitern der Gemeinde. Als Pfarrer war für beide Gemeinden schon bisher Dietrich Bungeroth zuständig, er wird auch die Predigt am 14. Januar halten. In dem Abendmahlsgottesdienst singen die Kirchenchöre beider Gemeinden unter der Leitung von Kantor Horst-Ferdinand Schmidt, der bereits seit 48 Jahren an der Auferstehungskirche tätig ist. Der gemeinsame Gemeindekirchenrat und die Christenlehrekinder sind auch an der Gestaltung beteiligt. „Wir betrachten diesen Festgottesdienst als einen Schritt auf dem Weg zu einer größeren Gemeinschaft, vielleicht einmal als Stadtkirchengemeinde von Dessau“, sagt Pfarrer Dietrich Bungeroth. „Unsere Gemeinden arbeiten seit vielen Jahren eng zusammen“, betont der Gemeindekirchenratsvorsitzende Andreas Köhn. „Da lag es nahe, dass wir uns nun auch zusammen schließen.“ In der evangelischen Landeskirche Anhalts gibt es zurzeit rund 150 eigenständige Kirchengemeinden in den fünf Kirchenkreisen Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen und Zerbst. In Dessau gibt es die Kirchengemeinden Jakobus-Paulus, Petrus, St. Georg, St. Johannis, St. Peter-Kreuz (Törten-Süd), Großkühnau-Ziebigk (Christusgemeinde), die Auferstehungsgemeinde Dessau Siedlung und Kleinkühnau, zudem die Gemeinden Mildensee, Waldersee, Sollnitz, Alten (Melanchthongemeinde), Mosigkau (Luthergemeinde), Rodleben, Neeken und Brambach. Infos: Pf. Dietrich Bungeroth, Tel. 0340 / 61 48 95 Andreas Köhn (Siedlung): 0340 / 61 26 31 Günther Melzer (Kleinkühnau): 0340 / 61 84 09

Hintergrund: Kirche in Dessau Siedlung und Kleinkühnau Die Kirchengemeinden in Dessau-Siedlung und Kleinkühnau entstanden in der Zeit der Industrialisierung Dessaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. In der Siedlung wurden damals westlich der Anhaltischen Diakonissenanstalt Wohnungen für rund 6.000 Bewohner auf die grüne Wiese gebaut, das frühere „Vorwerk“ von 1711 und spätere Dorf Kleinkühnau wurde um viele Straßen erweitert. Auch die Bauart der beiden Kirchen ist ähnlich: In beiden Gotteshäusern sind die Altarräume, anders als üblich, nach Süden und nicht nach Osten ausgerichtet. Dafür hatten die Kleinkühnauer ganz praktische Gründe: 1909 baute die Kirchengemeinde an der Ecke Mittelstraße-Osternienburger Straße einen Kindergarten, die „Kleinkinderschule“. Viele schwärmen bis heute von ihrem Kindergarten, der ursprünglich von Schwestern des Diakonissenhauses geführt wurde. Damals gingen die Kleinkühnauer noch in die Altener Kirche zum Gottesdienst. 1910 wurde daher an den zweistöckigen Kindergarten ein „Betsaal“ mit 100 Plätzen angebaut. Zwei Verbindungstüren machten die Kirche auch für den Kindergarten nutzbar. Im Altarraum befindet sich ein ovales Bleiglasfenster mit einer herabsteigenden Taube, Symbol für die Gegenwart des Heiligen Geistes. Der Kleinkühnauer Kindergarten wurde in der Nazizeit enteignet. Es gab eine harte Auseinandersetzung um den Zugang zur Kirchenglocke, einem Dachreiter auf dem Vorderhaus. Nach dem Ende des Krieges wurde der Kindergarten in kirchlicher Trägerschaft bis 1995 fortgeführt und wartet heute in Teilen auf eine neue Nutzung. Die Siedlungsgemeinde ist Ende der zwanziger Jahre aus der St. Johannisgemeinde in der Dessauer Innenstadt hervorgegangen. Ursprünglich sollte an der Ecke Fischereiweg-Ziebigker Straße ein Gemeindezentrum in Hufeisenform mit einer großen Kirche entstehen. Davon konnten wegen der Weltwirtschaftskrise nur der Kirchsaal mit 240 Plätzen und das Pfarrhaus gebaut werden. Das Altarbild zeigt den auferstandenen Christus. Am 7.3.1945 wurde die Auferstehungskirche durch Bomben schwer beschädigt und erst 1951 vollständig wiederhergestellt. Die heutigen Glasfenster verbinden biblische Texte mit persönlichen Kriegsschicksalen und mahnen mit den 19 Soldatengräbern: Nie wieder Krieg! Der Anbau mit den Gemeinderäumen entstand 1979 aus Anlass der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR, die zweimal in Dessau tagte. Seit der deutschen Einheit konnte viel für unsere beiden Kirchen getan werden. Die Dächer sind neu gedeckt, die Gemeinderäume und Heizungen sind modernisiert. Pünktlich zum Zusammenschluss der beiden Gemeinden sind eine ganze Reihe von Baumaßnahmen beendet geworden. Kleinkühnau hat nun auch ein elektrisches Geläut erhalten, an der Auferstehungskirche wurden der Sandstein und die drei Kirchentüren saniert und ein barrierefreier Zugang gebaut. ------------------------------------------- Hintergrund: Regionale Kirchenstrukturen in Dessau Die Regionsbildung in Dessau hat eine längere Geschichte. Der Parochialverband stellte 1975 fest, nach dem Wiederaufbau der Stadt, sei es nötig, die künftige Arbeit gemeinsam zu regeln und ordnete alle evangelischen Kirchengemeinden „Gemeindeverbänden“ zu. Die Zusammenarbeit der Auferstehungs-, Christus- und Kühnauer Gemeinden wurde 1978 durch einen Vertrag für die „Region Dessau-Nordwest“ geregelt. Merkmale waren die monatlichen Dienstbesprechungen und Gottesdienstpläne und gelegentlichen Treffen der Gemeindekirchenräte, die ohne Unterbrechung bis in die neunziger Jahre stattfanden. Um eine bessere Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinden und zwischen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern zu ermöglichen, beschloss die Landessynode der anhaltischen Landeskirche bereits Ende der 90er Jahre und neuerlich 2004 die Bildung von Regionen und den Abschluss von Regionalvereinbarungen. Die erste Regionsvereinbarung für die „Region an der Elbe“ entstand bereits 1997 und wurde seitdem mehrfach dem Prozess des Zusammenschlusses der ehemals vier selbstständigen Gemeinden angepasst. Zur Christusgemeinde schlossen sich 2005 die Gemeinden von Großkühnau und Ziebigk zusammen. Dem folgen nun die Siedlungsgemeinde und Kleinkühnau als Auferstehungsgemeinde. Schwerpunkte der regionalen Zusammenarbeit sind der gemeinsame Gottesdienstplan, regelmäßige Dienstbesprechungen und Treffen der Gemeindekirchenräte, Regionsgottesdienste und Regionsmusiken, die Kinderbibeltage und die Konfirmandenarbeit, gemeinsame Familienfreizeiten und die Regionsfeste. Das nächste Vorhaben besteht darin, einen gemeinsamen Regions-Kirchenboten herauszugeben.