Evangelische Landeskirche Anhalts

Geläut der Kirchenruine in Zerbst wiederhergestellt

Dessau-Roßlau, am – Zerbst (epd). Mit dem ersten Anschlagen der Glocken soll am 1. September im anhaltischen Zerbst die Wiederherstellung des Geläuts der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Nicolaikirche gefeiert werden. Seit Anfang 2006 seien der noch intakte Nordturm saniert und ein neuer Glockenstuhl gebaut worden, teilte der Förderverein am 24. August auf epd-Anfrage mit. Zu dem rund 370.000 Euro teuren Projekt gehörten zudem die Reparatur der fünf erhaltenen Glocken sowie ein Neuguss.

Die 4,5 Tonnen schwere “Gloriosa” sowie die Große Uhrenschlagglocke waren abgenommen und zusammen mit drei weiteren Glocken, die in Zerbst lagerten, zur Restaurierung nach Bayern gebracht worden. Außerdem wurde im brandenburgischen Lauchhammer eine im Weltkrieg verloren gegangene, 700 Kilogramm schwere Glocke nachgegossen. Die Aufhängung von fünf Glocken erfolgte am 1. August. Die Uhrenglocke soll später im Südturm installiert werden. Dem “Förderkreis St. Nicolai Zerbst” zufolge ist das historische Geläut einzigartig in Sachsen-Anhalt. Mit einem unteren Durchmesser von 1,95 Meter gilt die “Gloriosa” als größte in Deutschland erhalten gebliebene Glocke aus dem 14. Jahrhundert. An der Finanzierung des Vorhabens beteiligen sich unter anderem die Landesregierung von Sachsen-Anhalt, zwei Stiftungen sowie die Stadt Zerbst. Die spätgotische Nicolaikirche wurde um 1480 errichtet, der Südturm stammt aus romanischer Zeit. Nach Bombentreffern am 16. April 1945 brannte das Gebäude über mehrere Tage aus. Seit 1991 flossen mehr als zwei Millionen Euro in den Erhalt der Kirche. Mit dem Läuten am 1. September soll auch an den Beginn des Zweiten Weltkriegs vor 68 Jahren erinnert werden. Begleitet wird die Zeremonie von einem Vortrag des früheren Glockensachverständigen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Rainer Thümmel. Im Anschluss sind ein Gottesdienst in der Ruine des Kirchenschiffs sowie in der Zerbster Trinitatiskirche eine öffentliche Tagung von Glockensachverständigen vorgesehen. Internet: www.sanktnicolai-zerbst.de (4504/24.08.2007)