Evangelische Landeskirche Anhalts

„Frieden mit unserer Umgebung schaffen“

Dessau-Roßlau, am – In seinem Wort zur Jahreslosung für das Jahr 2019 „Suche Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34,15) hat der anhaltische Kirchenpräsident Joachim Liebig an die Verantwortung jedes einzelnen Menschen appelliert, einen Beitrag zum Frieden zu leisten. „Ein Jahr lang mahnt uns Gottes Wort in kürzester Form, Frieden mit unserer Umgebung zu schaffen und – allem Widerstand zum Trotz – ihm nachzujagen.

Die Losung ist ein Auftrag, dem ich mich nicht entziehen kann. Wie könnte die Welt sich verändern, wenn an vielen Orten gleichzeitig Menschen sich diesem Auftrag verpflichtet fühlten.“

Die Jahreslosung, so Liebig, fordere eine Stellungnahme. Im Zusammenhang sei sie eine Mahnung und ein noch nicht erreichter Idealzustand. „Der 34. Psalm setzt den Gedanken des gesamten Alten Testaments fort, der Menschen könne sich nicht auf eigene Kraft verlassen. Nur das Vertrauen auf Gott wird am Ende tragfähig sein. In der Geschichte wurde nicht selten Gottvertrauen zu kriegerischen Zwecken missbraucht. Die kriegerische Gewalt wurde damit göttlich begründet. Diese Perversion dauert bis heute an.“

Das gesamte Wort des Kirchenpräsidenten zur Jahreslosung

„Suche Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34,15)

Bis heute gelten die Überlegungen des preußischen Generalmajors und Heeresreformers Carl von Clausewitz (1780-1831) als Grundlagen der Kriegsführung. Sein Wort, der Krieg sei die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, ist in den Sprachgebrauch eingegangen. Krieg ist für Clausewitz „ ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen“. Auch Clausewitz kannte den Schrecken des Krieges. Seine Zeit war durch die Verheerungen der napoleonischen Kriege geprägt. Eine Zeit ohne Krieg war für Clausewitz vollkommen undenkbar. 1958 geboren habe ich und meine Generation Krieg bisher nicht am eigenen Leib erleben müssen. Bei allen Kriegen und Konflikten, deren Nachrichten uns täglich erreichen, lebe ich in der Erfahrung, Krieg sei eben doch keine Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Habe ich einen Gegner, dem ich meinen Willen mit Gewalt aufzwingen will? Es scheint, als sei die Losung für 2019 wenigstens in Mitteleuropa längst Realität geworden.

Bis vor wenigen Jahren hätte ich vermutlich diesen Gedanken mit einiger Überzeugung vertreten. Allerdings haben sich in der Zwischenzeit die Umstände geändert. Wie es scheint gibt es Gegner, die sich gegenseitig sehr deutlich mit Gewalt den je eigenen Willen aufzwingen. Als Deutscher kann ich noch hoffen, die ganz großen Konflikte ließen uns unberührt. Mit Verweis auf unsere kriegerische Geschichte im 20. Jahrhundert hat das jahrzehntelang funktioniert. Es ist fraglich, wie lange es so bleiben wird. Die Fragen dazu sind spätestens zu beantworten, seit die Bundeswehr in Kriegseinsätzen ist. Auch das sei eine Art, den Frieden zu suchen und zu schützen, wird nicht grundlos argumentiert. Nur vollständiger Pazifismus und das Ende aller Gewalt sind die Gegenpositionen.

Die Jahreslosung für das Jahr 2019 „Suche Frieden und jage ihm nach“ (Psalm 34,15) fordert eine Stellungnahme. Im Zusammenhang ist sie eine Mahnung und ein noch nicht erreichter Idealzustand. Der 34. Psalm setzt den Gedanken des gesamten Alten Testaments fort, der Mensch könne sich nicht auf eigene Kraft verlassen. Nur das Vertrauen auf Gott wird am Ende tragfähig sein. In der Geschichte wurde nicht selten Gottvertrauen zu kriegerischen Zwecken missbraucht. Die kriegerische Gewalt wurde damit göttlich begründet. Diese Perversion dauert bis heute an.

Der kurze Satz des 34. Psalms als Motto für 2019 spricht zunächst jeden einzelnen Leser, jede einzelne Hörerin an. Denn es geht nicht um ein utopisches Friedensreich in ferner Zukunft. Ein Jahr lang mahnt uns Gottes Wort in kürzester Form, Frieden mit mir und meiner Umgebung zu schaffen und – allem Widerstand zum Trotz – ihm nachzujagen. Die Losung ist ein Auftrag, dem ich mich nicht entziehen kann. Wie könnte die Welt sich verändern, wenn an vielen Orten gleichzeitig Menschen sich diesem Auftrag verpflichtet fühlten. Was hieße es für die Kriegstreiber, wenn ihnen überall Friedensjäger begegnen würden? Vermutlich würden sie dennoch als getreue Gefolgsleute Clausewitz´ versuchen, ihren Willen mit Gewalt durchzusetzen. Dann wäre es eine schmerzhafte Frage an jeden von uns, wie weit unser Friedenswille reicht.

Die Losung fordert eine Positionierung. Gott erwartet eine Antwort. Sie wird nicht einfach zu finden sein. Carl von Clausewitz wird dabei keinesfalls hilfreich sein.

Bild: Nagelkreuz in der Laurentiushalle der Anhaltischen Diakonissenanstalt Dessau, Foto: Torsten Ernst

Im Vorjahr ihres großen 125-jährigen Jubiläums hat die Anhaltische Diakonissenanstalt Dessau (ADA) ein Zeichen für Frieden und Versöhnung in der Welt gesetzt. Im Rahmen des 124. Jahresfestes wurde am 9. September 2018 auf dem Campus der ADA feierlich ein Nagelkreuzzentrum eingeweiht. Die Nagelkreuzgemeinschaft geht auf die weitgehende Zerstörung von Coventry im Zweiten Weltkrieg durch einen deutschen Luftangriff im Jahr 1940 zurück. Mit den Gebetsworten „Vater vergib“ reagierte der damalige Domprobst auf das Bombardement und ließ aus drei Dachnägeln der völlig zerstörten Kathedrale ein Nagelkreuz anfertigen, das bis heute ein Symbol für Frieden und Versöhnung ist. Im Rahmen des ADA-Jahresfestes fand das Nagelkreuz auch in Dessau seinen Platz.

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