„Freut Euch, der Herr ist nahe!“
Dessau-Roßlau, am – In seinem Weihnachtswort ruft der scheidende anhaltische Kirchenpräsident Helge Klassohn die Menschen dazu auf, der Kraft der Weihnachtsbotschaft auch im täglichen Leben zu vertrauen: „Gott kommt uns nicht ‚von oben herab’ zu Hilfe, sondern er tritt auf unseren Weg, begegnet uns im Kind in der Krippe und im Mann am Kreuz. Dann richten wir uns auf und merken, welche Möglichkeiten uns damit geschenkt wurden: Wir können barmherzig sein, wir können Frieden stiften, wir können unseren Mitmenschen aufrichtig gegenüber treten. Darum gilt, mit einem Wort des Apostels Paulus: ‚Freut Euch, der Herr ist nahe’!“
Der Freude der Weihnachtsbotschaft entgegen, so Klassohn, stünden „Hass und Brutalität, Armut und Ungerechtigkeit sich in unserem Lande breit machen wollen. Die Gleichgültigkeit der Wohlhabenden und die Armut der Armen wächst von Tag zu Tag!“ Es gebe viele Anzeichen für eine Krise, nicht nur der Finanzwelt, sondern des gesamten gesellschaftlichen Lebens. „Wo wird sie uns hinführen und wie kann sie bewältigt werden? Lebt am Ende nur der vernünftig, der alles hinnimmt, sich das Meiste nicht zu Herzen gehen lässt und irgendwie das Beste für sich und seine eigene kleine Welt herausschlägt?“ Er sei sicher, sagt der Kirchenpräsident, dass die meisten Menschen im Herzen nicht so egoistisch dächten, sondern von einer großen Sehnsucht „nach aufrichtiger Freude, ehrlicher Liebe und überwundenem Hass, gerade in dieser Zeit des Weihnachtsfestes 2008 und des Übergangs zum Jahr 2009“ erfüllt seien. Er erinnert in diesem Zusammenhang an die friedlichen Demonstrationen in Ostdeutschland im Jahr 1989. „Diejenigen, die damals zu Hunderttausenden – mit Kerzen als Friedenszeichen in den Händen – für Menschlichkeit, Wahrheit und Gerechtigkeit eintraten, sie wussten in der Tiefe ihres Herzens, worauf es wirklich ankam, so wie wir es heute im Grunde auch wissen: Gott, der manchmal so fern und fremd erscheint, ist uns nahe gekommen und teilt, wie ein schutzloses Kind, auch die Gefährdungen unseres Schicksals. So fanden wir den Mut zur Wahrheit gegen die Herrschaft von Angst und Lüge und wagten es, öffentlich für Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit einzutreten!“ Dessau-Roßlau, 22. Dezember 2008