Evangelische Landeskirche Anhalts

Freiheit in Verantwortung

Dessau-Roßlau, am – Kirchenpräsident Joachim Liebig zum Reformationstag: „Nur noch ganz Ahnungslose verbinden mit dem 31. Oktober Halloween. Alle anderen wissen längst: Am 31. Oktober 1517 veröffentlichte Martin Luther in Wittenberg 95 Thesen zu theologischen Grundsatzfragen seiner Zeit. Damit begann eine Entwicklung, die nicht nur bis heute andauert. In der Folge der Reformation entwickelten sich die Grundlagen gegenwärtigen Denkens.

Ein entscheidender Aspekt ist dabei der Zusammenhang zwischen Freiheit und Verantwortung. Nicht ohne Grund betont Bundespräsident Joachim Gauck, als vormaliger evangelischer Pfarrer ist ihm dieses vertraut, diesen Zusammenhang bei jeder Gelegenheit. Freiheit ist nur im Zusammenhang mit Verantwortung zu denken. Wer Freiheit unverantwortlich nutzt, schadet nicht nur sich selbst, sondern der gesamten Gemeinschaft.

Im Grundsatz gilt bei der Freiheit die doppelte Blickrichtung: Wovon bin ich frei? Wozu bin ich frei? Als Christenmenschen sind wir frei von aller Notwendigkeit, auf alle Fragen eine tragende Antwort geben zu müssen. Als Christenmenschen wissen wir diese letzten Dinge gut aufgehoben bei Gott. Umso mehr sind wir frei dazu, uns mit den vorletzten Dingen unseres persönlichen Lebens und der ganzen Welt zu beschäftigen. Dazu übernehmen wir Verantwortung nicht nur für uns selbst, sondern für das Gemeinwohl. Das ist eine grundsätzlich andere Haltung, als das sich zunehmend ausbreitende Klagen. Nicht die Beschreibung von Problemen ist Ausdruck von Freiheit in Verantwortung, sondern die beharrliche Suche nach Lösungen für die Probleme. Wer frei genug ist, von eigenen Interessen abzusehen und sich ganz einem Thema zuzuwenden, der liegt auf der Linie der Gedankenwelt, die im Oktober 1517 zum ersten Mal in kompakter Weise in Wittenberg veröffentlicht wurde.

Selbstverständlich sind diese Gedanken längst über die protestantische Kirche hinausgewachsen. Man muss nicht einmal Christ sein, um Freiheit in Verantwortung leben zu können. In letzter Konsequenz jedoch vermag ich persönlich mir nicht vorzustellen, wie ich mein eigenes Leben gestalten könnte, ohne die letzten und wichtigsten Fragen meines Lebens mit Gott zu besprechen. Nur damit bin ich gewiss, über meine Leben hinaus frei sein zu können. Daran erinnern nicht nur der Reformationstag, sondern die Gottesdienste an jeden Sonn- und Feiertag. Wer den 31. Oktober unbedarft für Halloween nutzen will, mag das tun. Der eigenen Freiheit dient das vermutlich nicht – dem Gemeinwohl dienende Verantwortlichkeit stelle ich mir anders vor. Gott sei Dank sind wir so frei, jedem alle Möglichkeiten offen zu lassen.“

Ballenstedt, Bernburg, Dessau, Köthen, Zerbst – Landeskirche