Festakt zum 450. Geburtstag von Johann Arndt
Dessau-Roßlau, am – Mit einem Festakt im Ballenstedter Schloss am Mittwoch, 21. September, 19.30 Uhr, begeht die Evangelische Landeskirche Anhalts den 450. Geburtstag von Johann Arndt, der als Wegbereiter des Pietismus gilt. Den Festvortrag unter dem Titel „Johann Arndt und die neue Frömmigkeit“ hält Prof. Dr. Udo Sträter, Direktor des Interdisziplinären Zentrums für Pietismusforschung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Professor an der Theologischen Fakultät in Halle. An den Festakt schließt sich ein Festempfang an. Johann Arndt wurde am 27. Dezember 1555 im anhaltischen Dorf Edderitz bei Köthen als Sohn eines Pfarrers geboren und wuchs in Ballenstedt/Anhalt auf. Er studierte in Helmstedt, Wittenberg, Basel und Straßburg, war seit 1583 Pfarrer in Ballenstedt und seit 1584 im Dorf Badeborn bei Ballenstedt. Im Kirchenbuch von Badeborn haben noch Eintragungen von seiner Hand erhalten.
In den Auseinandersetzungen zwischen der sich mehr und mehr dem Reformiertentum zuneigenden fürstlichen Kirchenpolitik und der teilweise weiter dem Luthertum verbundenen Pfarrerschaft in Anhalt vertrat Johann Arndt einen dezidiert lutherischen Standpunkt. Er hielt gegen fürstliche Anweisung weiter am sogenannten „Exorzismus“ (Absage vom Bösen) bei der Taufe fest und wechselte nach seiner Entlassung aus dem anhaltischen Pfarrdienst 1590 ins nahe Quedlinburg. Hier wirkte er bis 1599 als Pfarrer, amtierte dann bis 1609 in Braunschweig, bis 1611 in Eisleben und war dann bis zu seinem Tode 1621 lutherischer Generalsuperintendent in Celle/Lüneburg. Johann Arndt gelangte mehr und mehr zu der Auffassung, dass die protestantischen Kirchentümer seiner Zeit sich im oft hasserfüllten Streit um die Geltung theologischer Sätze gefangen hätten und sich viel zu wenig dafür interessierten, wie der einzelne evangelische Christ seines persönlichen Christusglaubens gewiss werden könne und wie er danach leben solle. Er wollte „die Lehre ins Leben verwandeln“. Schon mit diesen Fragestellungen wurde er zum Wegbereiter des späteren Pietismus. 1605 kam sein berühmtes Werk „Vier Bücher vom wahren Christentum“ heraus. Es wird bis heute als Hilfe zur persönlichen Andacht gern gelesen. Damals schienen viele Menschen geradezu darauf gewartet zu haben. 1612 erschien sein Gebetbuch „Paradiesgärtlein aller christlichen Tugenden“ – es wurde ein weiterer Bestseller seiner Zeit. Der eigentliche Begründer des Pietismus Philipp Jakob Spener stellte Johann Arndt als „Reformator des Lebens“ neben Martin Luther, den „Reformator der Lehre“, weil zum authentischen Christusbekenntnis nicht nur die Zustimmung zu biblischen Glaubensaussagen und kirchlichen Glaubenslehren, sondern auch das persönliche Glaubensleben in Tat und Wort und Gebet gehörten.